Reinbek. Ein Jahr nach dem schrecklichen Tod der zehnjährigen Sarah in Reinbek hat sich einiges an der Unfallkreuzung geändert.

„Wir haben sehr viel erreicht, mehr als viele gedacht hätten“, sagt Maren Mäckel. Es sind die Worte einer Mutter, die vor rund einem Jahr ihre Tochter bei einem Unfall im Reinbeker Stadtteil Schönningstedt verloren hat und sich seitdem mit ihrem Mann dafür einsetzt, dass anderen Eltern dieser Schmerz erspart bleibt.

Es ist Mittwoch, der 14. Mai 2014. Die zehn Jahre alte Sarah ist nach Schulschluss mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zu ihrer Großmutter. Als sie an der Fußgängerampel an der Kreuzung Schönningstedter Straße/Sachsenwaldstraße wartet, verliert plötzlich ein Lastwagenfahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und rast gegen den Ampelmast, der das Mädchen trifft. Zwei Tage nach dem Unfall stirbt Sarah im Krankenhaus. Ihre Verletzungen waren zu schwer.

Ein DEKRA-Gutachter kommt später zu dem Ergebnis, dass der Lkw-Fahrer zu schnell unterwegs war. Hätte er sich an das Tempolimit gehalten, hätte er einen Zusammenstoß mit dem Kind verhindern können.

Unfall Schönningstedter Straße in Reinbek, Tod von Schülerin Sarah Mäckel (10)
Unfall Schönningstedter Straße in Reinbek, Tod von Schülerin Sarah Mäckel (10) © Lars Ebner | Lars Ebner

Sarahs Eltern setzten sich dafür ein, die Kreuzung sicherer zu machen

„Für uns war schon im Krankenhaus klar, dass sich an dieser Kreuzung etwas ändern muss“, sagt Maren Mäckel. Deswegen baten die Eltern bereits bei der Beerdigung der kleinen Sarah statt Blumen zu schenken, für einen sicheren Schulweg zu spenden. Rund 11.000 Euro sind dabei zusammengekommen. Ferner trafen sich die Eltern gut ein Jahr lang regelmäßig im Reinbeker Rathaus, um mit den zuständigen Verwaltungsmitarbeitern und der Polizei über Maßnahmen zu sprechen, wie man die Kreuzung sicherer machen kann. „Seitdem hat sich einiges getan“, sagt Eggert Werk, Chef der Reinbeker Polizei. Das Ortseingangsschild ist um 150 Meter versetzt worden. „Dieses stand zu weit weg von der Bebauung. Autofahrer, die aus Richtung Aumühle kamen, nahmen dieses zuvor nicht richtig wahr, weil links und rechts nur Felder waren“, sagt Werk. Neben diesem Schild, wurden auch Verkehrsschilder aufgestellt, die auf einen Schulweg hinweisen.

Versetzter Ampelmast

„Die wohl wichtigste Änderung ist jedoch, dass der Ampelmast um rund einen Meter von der Straße weg versetzt wurde“, sagt Eggert Werk. Die Kinder stehen jetzt nicht mehr direkt an der Fahrbahn um den Knopf an der Fußgängerampel zu drücken. Der Polizist geht davon aus, dass Sarah dies zum Verhängnis geworden ist und zeigt auf die tiefen Spurrillen, die selbst heute noch auf dem Grünstreifen zu erkennen sind. „Stünde damals der Ampelmast einen Meter weiter weg von der Straße, hätte der Lkw-Fahrer diesen nicht getroffen“, so Werk. Ferner stehen heute auch Leitpfosten in der leichten Kurve kurz vor der Kreuzung. „Wir haben uns gegen eine Leitplanke entschieden, weil diese dazu führen könnte, dass Autofahrer kleine Kinder an der Kreuzung nicht mehr sehen“, erklärt Jenny Laue von der Verkehrsaufsicht in Reinbek. Laue beschreibt die Arbeit mit den Eltern als sehr konstruktiv.

Neue Geschwindigkeitsbegrenzung

Alle hätten Vorschläge gemacht und dann ist geprüft worden, was möglich ist. „Die Zusammenarbeit war sehr gut“, sagt auch Maren Mäckel: „Ich finde es auch gut, dass auf der Sachsenwaldstraße jetzt außerorts durchgehend nur noch Tempo 70 erlaubt ist“, sagt Mäckel. Die 11.000 Euro Spenden sollen in drei Geschwindigkeitstafel investiert werden. „Zwei Tafeln stehen bereits an der Kreuzung und zeigen den Autofahrern an, wie schnell sie unterwegs sind“, so Mäckel. Gut finden Maren und Holger Mäckel auch, dass auf der Dorfstraße, wo der Schulweg kreuzt, jetzt auch Tempo 30 gilt.

Verkehrsinsel geplant

Eine weitere Maßnahme ist noch in Planung. Kurz hinter dem Ortseingangsschild aus Richtung Aumühle soll eine Verkehrsinsel gebaut werden. „Heute ist dort eine gestreifte Fläche“, erklärt Eggert Werk: „Eine Verkehrsinsel würde die Fahrbahnen verengen und somit die Autofahrer zum Bremsen zwingen.“ „Als wir am 5. Mai darüber mit den Verantwortlichen im Rathaus gesprochen haben, erfuhren wir, dass der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr dem Bau zugestimmt hat“, sagt Maren Mäckel. Ferner sollen sogenannte Baumtore, die links und rechts an der Fahrbahn stehen, die Straße bei der Verkehrsinsel optisch verengen.

Für die Familie Mäckel war dieses Treffen im Rathaus zunächst das letzte. „Wir haben alles erreicht, was möglich war“, so Maren Mäckel. Im November will die Familie noch einmal zu einer Auswertung ins Rathaus kommen.

Am 29. Juni beginnt der Gerichtsprozess gegen den Unfallfahrer

„All die Maßnahmen die umgesetzt wurden, trösten uns zwar nicht, sie geben uns aber das Gefühl, dass ein Unfall in dieser Form nicht mehr an der Kreuzung passieren kann“, so die Mutter. Auch sei die Familie noch weit von der Normalität entfernt. „Jemand hat ein Stück aus unserer Familie herausgebrochen“, sagt Mäckel. Sie und Holger Mäckel sowie die Zwillingsschwester der getöteten Sarah wollen am Jahrestag des Unfalls, der auf Christi Himmelfahrt fällt, nicht in Reinbek sein. „Das ertragen wir nicht“, so Maren Mäckel. Sarahs Zwillingsschwester möchte auf Sylt reiten – so wie es Sarah immer geliebt hat. Die Familie will versuchen, dort Kraft zu sammeln.

Denn am 29. Juni beginnt vor dem Amtsgericht in Reinbek der Prozess gegen den Unfallfahrer. Die Familie wird als Nebenkläger auftreten und dem Mann erstmals gegenübersitzen, der für den Tod ihrer Tochter verantwortlich ist. (Dorothea Benedikt)

Unfall Kreuzung: Gedenkstelle an Sarah Mäckel
Unfall Kreuzung: Gedenkstelle an Sarah Mäckel © Dorothea Benedikt