Polizei registriert in Stormarn die höchste Unfallzahl seit zehn Jahren. Zweiradfahrer sind besonders häufig betroffen
Auf Stormarns Straßen hat es im vergangenen Jahr deutlich mehr Unfälle gegeben als in den Jahren zuvor. Und bei diesen Unfällen wurden mehr Menschen verletzt als in der Vergangenheit. Im Schnitt krachte es 16-mal am Tag. „Das sind im Bereich Stormarn die höchsten Unfallzahlen seit zehn Jahren“, sagte Kay-Uwe Güsmer, Verkehrsexperte der Polizeidirektion Ratzeburg, bei der Präsentation des Verkehrsicherheitsberichts am Dienstag. Besonders stark stieg laut dem Polizeihauptkommissar die Zahl der Unfälle, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren.
Von den insgesamt 5773 Unfällen im Kreis, die im vergangenen Jahr von der Polizei aufgenommen worden sind, waren bei 314 Unfällen Fahrradfahrer beteiligt. Das sind 65 Unfälle mehr als 2013, ein Plus von rund 20,7 Prozent. Dabei wurden 325 Beteiligte verletzt. Bei der knappen Mehrheit der Unfälle sind die Fahrradfahrer auch die Verursacher, nämlich bei 164.
Unachtsamkeit und Missachten der Vorfahrt sind häufigste Unfallursachen
„Der Anstieg erklärt sich auch damit, dass immer mehr Fahrradfahrer auf den Straßen unterwegs sind“, sagt Güsmer. Radfahren sei moderner denn je. Und Stormarn sei insbesondere bei Touristen, die Radtouren unternehmen wollen, beliebt. Im Frühjahr, im Sommer und im Herbst kämen viele Kinder und Jugendliche hinzu, die aufgrund der kurzen Wege in den Städten statt mit dem Bus lieber mit dem Fahrrad zur Schule fahren.
Wenn es zwischen Fahrradfahren, Fußgängern oder Autos zum Zusammenstoß kommt, dann seien die Ursachen meist das Missachten von Vorfahrt und Unachtsamkeit im Straßenverkehr – auf beiden Seiten.
Die meisten Unfälle mit Fahrradfahrern gab es in Ahrensburg. 60 registrierte die Polizei 2014 in der Schlossstadt. In Bargteheide wurden im selben Zeitraum 54 Unfälle mit Fahrradfahrern aufgenommen. In Bad Oldesloe waren es 45, in Reinbek 35 und in Glinde 20.
Die wenigsten Unfälle mit Fahrradfahrern in einer Stadt gab es in Reinfeld: elf. Allgemein gebe es auf entlang der Landstraßen kaum Unfälle. „Wenn Fahrradfahrer verunglücken, dann innerhalb geschlossener Ortschaften“, sagt Güsmer.
Gefährliche Kreuzungen, unübersichtliche und deswegen besonders gefährliche Straßen gebe es im Kreis aber nicht. „Die Auswertung der Unfallorte ergibt keine auffällige Häufung an bestimmten Orten“, sagt Güsmer. Wohl aber gebe es eine Häufung beim Verletzungsmuster. Güsmer: „Die meisten Fahrradfahrer, die nach einem Unfall behandelt werden müssen, haben Kopfverletzungen.“ Der Verkehrsexperte rät deswegen allen Radfahrern, Helme zu tragen. „Diese Vorsichtsmaßnahme sollte nicht nur für Kinder gelten“, sagt er.
Deutlich sei auch, dass Alkohol zunehmend ein Faktor bei den Fahrradunfällen spielte „Wir haben mehr und mehr Fahrradfahrer mit erschrecken hohen Promillezahlen“, sagt Güsmer, „obwohl auch bei Radfahren eine Promillegrenze gilt.“ Sie liegt bei 1,6 Promille. Wer mehr getrunken hat, verliert seinen Führerschein. So wie ein Ahrensburger, der im vergangenen Jahr vor der Polizeiwache von seinem Fahrrad stürzte. Er hatte laut Güsmer mehr als drei Promille Alkohol im Blut.