Barsbüttel. Kunden loben komfortable Parkplatzsituation am Nahversorgungszentrum an der Straße Am Akku. Händler verzeichnen ein Umsatzplus.
Freitagmorgen, es ist kurz vor zehn, auf dem Barsbütteler Markt herrscht reges Treiben. Am Stand von Dieter Deißelberg, Obst-, Gemüse- und Blumenhändler aus Ochsenwerder, haben sich ein Dutzend Kunden eingereiht. Ursula Rauprich ist die Erste in der Schlange, kauft Rhabarber, Erdbeeren, Kartoffeln und eine Melone. Dann zieht sie weiter zum nächsten Stand, die Tasche ist prall gefüllt. Weit zu schleppen hat die 73-Jährige aus dem Ortsteil Willinghusen nicht. Ihr Auto steht nur wenige Meter entfernt. „Das war früher anders. Da war es schwierig, einen nahen Stellplatz zu finden. Hier ist es besser“, sagt die Rentnerin. Früher, das war am Stiefenhoferplatz neben dem Rathaus. Und hier, das ist der neue Standort auf dem Parkplatz des Nahversorgungszentrums an der Straße Am Akku. Vor zwei Wochen war Umzug. Er hat sich offenbar gelohnt.
So wie Rauprich denken die meisten Kunden. 200 Parkplätze stehen den Besuchern jetzt zur Verfügung. „Das sind etwa fünfmal so viele wie am alten Standort“, sagt Marktobfrau Claudia Edel, 42, die seit 22 Jahren einen Imbiss auf dem Markt betreibt. Sie fühle sich sehr wohl in der neuen Umgebung. „Gerade am Nachmittag war es am Rathaus tot, jetzt kommen um diese Zeit viele Menschen zu uns“, ergänzt Deißelberg. Mehr Kunden bedeuten auch mehr Einnahmen – das kann der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Böckmann (CDU) bestätigten. Er sagt: „Mir wurde von einem Umsatzplus berichtet.“
Beim 63-jährigen Deißelberg ist inzwischen Carmen Wilczak aus Oststeinbek an der Reihe. Die OP-Schwester hat es eilig, ordert Obst und Spargel. Sie sagt: „Die Parkplatzsituation ist klasse, hier muss man nicht lange suchen.“ Dann macht sich die 31-Jährige schnell aus dem Staub, während andere Besucher entspannt über den Markt schlendern, stehen bleiben und den Duft-Mix von Obst, frischem Brot, Käse, Wurst und Blumen förmlich inhalieren. Einige von ihnen laden die Taschen ins Auto, passieren die Stände und kaufen gleich noch bei Sky oder Aldi ein. Beide Geschäfte wurden Anfang des Jahres eröffnet.
Bewohner des nahen Seniorenzentrums freuen sich
Markt und Einkaufszentrum direkt nebeneinander – für Nana-Johanna Ströming von der Marktfleischerei ist diese Variante ein Erfolgsmodell. Die stellvertretende Marktobfrau: „Wir ergänzen das Angebot am Standort mit frischen Produkten, bilden mit den Geschäften eine Symbiose. Beide profitieren voneinander.“ Viele Kunden, die man am Stiefenhoferplatz verloren habe, sind laut Ströming jetzt wieder da. Und aus Hamburg sei ein Zustrom zu verzeichnen, gerade aus den Stadtteilen Jenfeld und Rahlstedt, sagt Fischhändler Olaf Lenz. Auch die Bewohner des gegenüberliegenden Seniorenzentrums seien sehr glücklich über die kurzen Wege.
Sabine Clemens ist das erste Mal auf dem neuen Markt. Nach einem Knöchelbruch kann sie jetzt wieder Besorgungen zu erledigen. Bei Lenz kauft die 54-Jährige zwei Fischsalate, nutzt auch den Supermarkt. Ein bisschen Wehmut kann Clemens, die in unmittelbarer Nähe des früheren Marktstandortes lebt, aber nicht verbergen: „Ich bedaure den Umzug schon, gerade weil meine Mutter jetzt länger unterwegs ist. Aber für die Situation der Marktleute habe ich Verständnis.“
Das hatten nicht alle Barsbütteler. Einige sprachen sich vehement gegen den Umzug aus. Marktbeschicker berichten von Beschimpfungen. „Jeder Neuanfang ist schwer“, sagt Lenz. Viele, die gemeckert hätten, seien schon dagewesen. Hauke Grauer-Carstensen, 75, gehört nicht zu den Bedenkenträgern: „Die Wege sind kurz, alles ist praktisch und die Atmosphäre sehr gut. Hier kann man von morgens bis abends lachen.“ Vor allem lobt er die Aufteilung. „Schon deswegen ist es hier noch mehr Markt als vorher.“
Am neuen Standort sind die Stände so angeordnet, dass der Besucher im Kreis geht und jeden Händler passiert. Am Rathaus waren die Marktbeschicker weiter auseinandergezogen, hatten aber auch mehr Platz. „Wir sind zusammengerückt, freitags ist die Fläche mit 14 Ständen voll ausgelastet“, sagt Edel. Am Dienstag sind elf Händler vor Ort, einen konnte die Marktobfrau bereits hinzugewinnen. Weitere haben angefragt, zum Beispiel ein Lederwarenverkäufer.
Die Standgebühren zahlen die Händler nicht mehr an die Gemeinde, sondern an die Firma „WAGS Hamburg Events“, die zahlreiche Wochenmärkte in Hamburg und auch jenen in Reinbek betreut. Wegen der modernen Infrastruktur, unter anderem befindet sich im Boden eine Ringleitung, die im 42-Stunden-Intervall einer Hygienespülung unterzogen wird, rechnen die Marktbeschicker mit Mehrkosten. Die stellvertretende Marktobfrau Nana-Johanna Ströming: „Diese zahlen wir gern, weil wir sicher sind, dass es der neue Standort wieder einspielt.“