Ein Investor hat Interesse an dem Grundstück am Stiefenhoferplatz signalisiert. Bei den Politikern im Ort hat er schon vorgesprochen.
Barsbüttel. Bürgern, die in regelmäßigen Intervallen das Barsbütteler Rathaus besuchen, fällt vor allem eines auf: Seit Monaten sind die Decken des Gebäudes am Stiefenhoferplatz offen. Wirklich schnell voran geht es mit der Sanierung nicht. Womöglich macht es auch keinen Sinn, mehrere Millionen Euro zu investieren. Denn die Politik diskutiert über einen Abriss. Vorausgegangen war die Anfrage eines Investors. Er ist an die Gemeinde herangetreten und bringt einen Neubau ins Spiel. Den Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister Thomas Schreitmüller hat er in der vergangenen Woche bereits Zeichnungen vorgestellt.
Neben dem Verwaltungsgebäude sollen Seniorenwohnungen entstehen
Der Mann, der hinter diesem Vorhaben steht, heißt Hans-Hinrich Quell. Er ist Chef der Quell Real Estate Unternehmensgruppe aus Hamburg. Vor Kurzem hat er ein ans Rathaus angrenzendes 2300 Quadratmeter großes Grundstück mit einer Ladenzeile erworben. Dort plant der Immobilienspezialist im kommenden Jahr den Bau von bis zu 27 Seniorenwohnungen. Sie sollen zwei bis drei Zimmer umfassen und zwischen 55 und 80 Quadratmeter groß sein. Die gewerblichen Nutzer müssen bis dahin ausziehen. „Mit ihnen haben wir einvernehmliche Vereinbarungen getroffen“, sagt Quell.
Nicht so weit fortgeschritten sind seine Planungen fürs Rathaus. Quell, der das gemeindeeigene Grundstück kaufen möchte: „Wir sind in einem ganz frühen Stadium. Ich habe den Kommunalpolitikern vorgeschlagen, über Möglichkeiten nachzudenken.“ Und die sehen so aus: Abriss und an gleicher Stelle Neubau des Verwaltungsgebäudes, als Alternative die Schaffung von Gewerbeeinheiten oder Wohnungen auf dem Areal sowie ein Neubau auf einem anderen Grundstück. Nach Informationen dieser Zeitung hat Quell dafür das Sparkassengebäude gleich nebenan ins Auge gefasst. Es könnte aufgestockt werden.
„Ich würde das Rathaus gern erstellen, auch eine neue Tiefgarage wäre möglich, um die Parkplatzsituation zu entspannen“, sagt Quell. Der Standort habe ihn überzeugt. Jetzt versuche er, alle am Projekt beteiligten Personen mitzunehmen. Die Gemeinde hat die Wahl: Sie kann sich aussuchen, ob sie im Falle eines Neubaus als Mieter einsteigt oder das Gebäude kauft. Nachdem Quell die Entscheidungsträger über die verschiedenen Varianten in Kenntnis gesetzt hat, wartet der Firmen-Boss nun auf Reaktionen.
„Ich könnte mich mit einem Neubau anfreunden, die Tendenz in unserer Fraktion ist positiv. Allerdings sind wir noch in der Prüfungsphase“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Volkmar Dietel. Für den Christdemokraten sei jedoch wichtig, dass es eine einvernehmliche Lösung zwischen allen Entscheidungsträgern gebe, sagt er. Das aktuelle Rathaus bezeichnet er als „Fass ohne Boden“.
Für die Sanierung des 40 Jahren alten Gebäudes ist eine Minimallösung angedacht, die geplanten Ausgaben für Brandschutz, Malerarbeiten und neue Teppiche belaufen sich auf 2,2 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten für das undichte Dach. Laut Kämmerer Holger Fischer wurden bereits Brandschutzwände in allen Bereichen gezogen, die Feuertüren im Treppenhaus ersetzt und die Heizung instand gesetzt. Dafür hat die Gemeinde in den vergangenen viereinhalb Jahren 350.000 Euro gezahlt.
Politiker wollen die Bürger an der Entscheidungsfindung beteiligen
Für eine umfassendere Sanierung müsste die Kommune rund 4,5 Millionen Euro locker machen, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). „Wenn man es energetisch richtig macht und die Außenfassade hinzukommt, sind wir bei sechs Millionen Euro und haben trotzdem ein altes Gebäude.“ Mit seiner Fraktion wird er über Quells Vorschläge zeitnah sprechen. „Danach müssen wir Politiker erst einmal definieren, was wir genau haben wollen.“ Erst wenn Quell die verschiedenen Varianten mit Zahlen untermauert, will sich die BfB entscheiden, ob sie das Mieten oder einen Kauf präferiert.
Eickenrodt spricht noch eine weitere Möglichkeit an. „Vom zeitlichen Ablauf wäre es eine günstige Lösung, am neuen Nahversorgungszentrum in der Straße Am Akku zu bauen.“ Dort sei ohnehin ein Veranstaltungssaal vorgesehen. „Und der Bebauungsplan sieht einen Baukörper vor, der größenmäßig einem Rathaus entsprechen könnte.“
Ohne eine Bürgerbefragung will er in diese Richtung aber nichts unternehmen. Und das aus gutem Grund: Bereits vor fünf Jahren war ein Abriss des Verwaltungsgebäudes am Stiefenhoferplatz im Gespräch. CDU und SPD hatten damals einen Neubau Am Akku anvisiert, der Umzug scheiterte jedoch an einem Bürgerentscheid. Im März 2011 stimmten 75 Prozent der 2996 Barsbütteler, die mitmachten, dafür, dass das Verwaltungsgebäude am Markt bleibt und gegen einen Neubau. Die Wahlbeteiligung lag seinerzeit bei 39,4 Prozent.
So weit wollen es die Sozialdemokraten nicht noch einmal kommen lassen. „Wir möchten die Bürger, wenn die Sache konkretere Formen annimmt, mitbestimmen lassen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser. Derzeit priorisiere seine Partei einen Neubau am Stiefenhoferplatz. Für Joachim Germer von den Grünen steht eine gute Sanierung des Gebäudes an erster Stelle. Er sagt aber auch: „Ein Neubau ist eine gute Alternative, dagegen würde ich mich auch nicht sträuben.“ Er müsse architektonisch aber vernünftig sein, unter anderem eine Sichtachse auf die Kirche bieten.