Siek. ...  einen davon fährt Marc Bronzel – einen Porsche 918 Spyder mit 887 PS. Spitzengeschwindigkeit: 360 Kilometer pro Stunde.

137.705 Personenkraftwagen sind in Stormarn gemeldet. Einen davon fährt der Sieker Unternehmer Marc Bronzel: Es ist ein Porsche 918 Spyder. 887 PS, Spitzengeschwindigkeit: 360 Kilometer pro Stunde. Für den 41-Jährigen ist der Wagen mit der Fahrgestellnummer 007 (das Modell ist auf 918 Fahrzeuge limitiert) eines der modernsten, faszinierendsten Autos auf dem Markt – aber bei weitem nicht das schnellste in seinem Fuhrpark.

Bronzel wechselt seine Fahrzeuge wie sonst Frauen ihre Schuhe: Zehn schnelle Sportwagen besitzt der Mann, der eine Firma betreibt, die Wasserschäden repariert. „Zu Spitzenzeiten waren es auch schon mal 15 Autos“, sagt er und lacht. „Die alle zu bewegen, das war schon eine Herausforderung.“ Bronzel ist Profi, fuhr früher Autorennen. Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring belegte er 2010 mit seinem Team den dritten Platz.

Und er beherrscht etwas, von dem die meisten Autofahrer noch nie etwas gehört haben: „Ich dirigiere die Fahrzeuge über das Popometer“, sagt er. Das was? „Das Popometer.“ Er kichert amüsiert, als er die Erklärung liefert. „Das bedeutet: ich sitze hinter dem Lenkrad und fühle das Auto mit meinem Popo.“ So spüre er jede kleinste Reaktion des Wagens, jede Vibration, jede Unebenheit der Straße. Damit sich die Schwingungen gut auf seinen Hintern übertragen, ist der Fahrersitz hart wie ein Brett. Nicht weich und bequem, wie die meisten Autofahrer es gewohnt sind. „Das ist wichtig, um die Kontrolle über das Auto zu behalten“, sagt Bronzel.

Zahlen, Zahlen, Zahlen

164.628 Kraftfahrzeuge mit amtlichem Kennzeichen waren laut Statistikamt Nord 2014 in Stormarn angemeldet.

Darunter sind 137.705 Pkw, das macht 594 Autos auf 1000 Einwohner. Im Durchschnitt hat also jeder zweite Stormarner ein Auto. Des Weiteren setzt sich die Zahl der Kraftfahrzeuge aus 12.050 Motorrädern, 9.444 Lastkraftwagen und 4.112 Zugmaschinen zusammen.

635 Kilometer beträgt die Gesamtlänge der Straßen des überörtlichen Verkehrs im Kreis Stormarn. Den größten Teil machen mit 259 Kilometer die Kreisstraßen aus. 214 Kilometer lang sind hingegen die Landesstraßen im Kreis. Mit einer Länge von 76 Kilometer sind die Bundesstraßen am kürzesten. Gas geben kann man in Stormarn auf 86 Kilometer Autobahn.

5617 Verkehrsunfälle gab es laut der Polizeidirektion Ratzeburg im Jahr 2013 im Kreis Stormarn. Das waren 432 mehr als 2012. Allerdings ist die Zahl der Unfälle mit Verletzten gesunken. Waren es 2012 laut Statistikamt Nord noch 957, haben sich 2013 nur 929 Menschen verletzt. Zwölf kamen ums Leben, 112 verletzten sich schwer.

OD-IN ist laut der Kreiszulassungstelle in Bad Oldesloe die häufigste Kennzeichenkombination im Kreis Stormarn. Ebenfalls beliebt sind die Buchstabenkombinationen aus OD-H, OD-X und OD-MS.

22 Menschen arbeiten in der Zulassungstelle in Bad Oldesloe. Sie kümmern sich um die Erteilung von Fahrerlaubnissen sowie um die Lenkung des Verkehrs. Das eigene Kraftfahrzeug kann übrigens auch im Einwohnermeldeamt umgemeldet werden.

Bei vier Stellen im Kreis Stormarn kann eine TÜV-Prüfung für das eigene Auto gemacht werden. Sie sind in Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide und in der Gemeinde Trittau.

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Zwar hätten die meisten modernen Wagen heutzutage viele kleine Helferlein, die dafür sorgten, dass man recht bedenkenlos mit dem Gaspedal umgehen könne. „So verhindert zum Beispiel das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), dass die Reifen durchdrehen und der Wagen ausbricht, falls der Fahrer einmal zu viel Gas gibt“, sagt Bronzel. Auch Ferrari habe seine Autos mit so viel Technik vollgepfropft, dass das Können des Fahrers kaum mehr eine Rolle spiele.

Er aber mag es lieber puristisch. Ohne elektronische Hilfsmittel. „Das Maskuline, das Natürliche“, sagt er. Bronzel will Herr sein über sein Auto, es beherrschen und kontrollieren. Und er liebt die Herausforderung. Bronzel mag’s schnell. „Wenn man sich mit der Geschwindigkeit dem Grenzbereich nähert, wird so ein Wagen plötzlich leicht und spielerisch wie ein kleines Matchboxauto“, sagt der Rennprofi. Der zwei Tonnen schwere Wagen werde gefühlt zum Fliegengewicht, das sich allein mit Fingerspitzen und Daumen lenken lasse, so Bronzel. Sein Auto folgt den kleinsten Bewegungen.

Schon leichte Kurven werden dann zur Herausforderung: „Als normaler Fahrer würde man die vielleicht gar nicht bemerken“, sagt Bronzel. „Bei hoher Geschwindigkeit fühlt sich das aber plötzlich wie eine 90 Grad-Kurve an.“ Er liebe es, auf der A 7 durch die Kasseler Berge zu fahren. „Geradeaus fahren kann jeder. Aber schnell um Kurven fahren, das ist es, wo sich die Spreu vom Weizen trennt.“

Kleinste Unebenheiten im Asphalt könnten zu einem Unfall führen

Bronzel wirkt vernünftig, während er von seiner großen Leidenschaft erzählt. Er scheint sich seiner Verantwortung bewusst zu sein. Aber kann man das überhaupt, wenn man mit 360 Sachen über die Autobahn heizt? „So ein Tempo fährt man natürlich nur, wenn wirklich alles frei ist“, sagt Bronzel und betont: „Voraussetzung ist, das man die Strecke aus dem Effeff kennt. Und man muss sich sehr konzentrieren.“ Dann spiele es plötzlich eine Rolle, ob die Fahrbahn eben sei oder nicht. Schon kleinste Kanten könnten das Auto beim Kurvenfahren ins Schleudern bringen. Minimaler Seitenwind durch Waldschneisen könnte das Auto urplötzlich um eine ganze Fahrspur versetzen. „Und falls man zu schnell auf eine Autobahnbrücke drauffährt, kann der Wagen plötzlich hüpfen.“

Auch, wenn Bronzel flott unterwegs ist – früher als die anderen kommt er nicht ans Ziel. Sein Lieblingsauto, ein orange-schwarz lackierter Bugatti Grand Sport vitesse (1200 PS, fährt 415 km/h, kostet zwei Millionen Euro), braucht nämlich so viel Sprit, dass er ständig tanken muss. Und das, obwohl der Tank 100 Liter fasst. „Wenn ich im Schnitt 180 bis 200 km/h fahre, muss ich auf der Strecke von Hamburg nach München etwa drei bis vier Mal tanken“, sagt er. So genau wisse er es aber nicht – und es interessiert ihn offenbar auch nicht. „Der Spaßfaktor ist das Entscheidende“, sagt er und bringt seine sympathischen Lachfältchen zum Vorschein. Man glaubt es ihm. Bronzel ist kein Angeber. Seine Augen strahlen beim Erzählen, und er sieht aus wie ein glücklicher kleiner Junge samt Lieblingsbagger im Sandkasten.

Der Porsche 918 Spyder ist der Innovativste von allen Sportwagen

Ausgefahren hat Bronzel den Bugatti noch nie. „Bei ständigem Vollgas wäre der Tank übrigens schon nach acht Minuten leer“, bemerkt er so ganz nebenbei. Der Porsche 918 Spyder hingegen ist der Sparsamste und Modernste unter all den Hypersportwagen. Selbst wenn Bronzel schnell fährt, verbraucht der Porsche nur acht bis elf Liter Sprit auf 100 Kilometer. Bei geringerem Tempo kann der Verbrauch laut Hersteller sogar auf drei Liter reduziert werden.

Angetrieben wird das Auto von einem sogenannten Plug-in-Hybrid-System. Es besteht aus einer Kombination aus Elektro- und Verbrennermotor und kommt auf 887 PS (fährt 360 km/h, kostet mit dieser Ausstattung 870.000 Euro). Mit seinen Autos ist Marc Bronzel auffällig wie eine bunte Kuh. Nicht nur mit dem Porsche, dessen Auspuffrohre bei hoher Geschwindigkeit rot glühen und die, wie bei manchen Rennwagen, im Heck etwa auf Kopfhöhe des Fahrers angebracht sind. Auch mit seinem Königsegg CCXR (1018 PS, fährt 370 km/h, kostet 1,2 Millionen Euro) sorgte er schon für Menschentrauben. „Einmal parkte ich in Hamburg am Neuen Wall. Nur fünf Minuten war ich weg – und kam nicht mehr an mein Auto ran.“ „Lassen Sie mich bitte mal durch“, habe er den Leuten gesagt. Die Antwort: „Nö! Wir wollen selber gucken!“

Und Unfälle, gab’s die auch schon? „Ach, unzählige“, sagt der 41-Jährige. „Sehr viele geplatzte Reifen. Blechschäden. Aber nie etwas Ernstes.“ Bronzel hat seine Autos im Griff. Bedenken hat er schon eher, wenn ungeübte Fahrer in leistungsstarken Autos sitzen. „Ich halte es für wirklich wichtig, dass alle Fahranfänger in ihrem eigenen Auto Fahrsicherheitstrainings machen. Viele Unfälle müssten nicht passieren, würden die Fahrer richtig reagieren.“