Reinbek. Hauke Schröder und Kai Dusenschön planen ein neues Wohngebiet in Reinbek und wollen 35 Millionen Euro investieren. Die Politik ist angetan.
Zwei Männer, ein Ziel: Wohnraum in Reinbek schaffen. Noch wollen sich Kai Dusenschön, 42, und Hauke Schröder, 46, nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Zwar ist der gemeinsame Plan schon sehr weit fortgeschritten, ihr 35-Millionen-Euro-Projekt muss aber noch einige Hürden nehmen. Zum Beispiel am Dienstag, 14. April, wenn sich der Bau- und Planungsausschuss mit dem Thema befasst. Die Chancen, 201 Wohneinheiten auf einem vier Hektar großen Areal im Stadtteil Neuschönningstedt am Oher Weg zu realisieren, sind jedoch groß. Denn die Politiker sind vom Vorhaben angetan. Einen Namen für das Gebiet haben sie bereits gefunden: Schröders Koppel.
In den vergangenen Monaten haben Landwirt Dusenschön und Elektroinstallateur Schröder einiges an Vorarbeit geleistet, sind dabei strategisch geschickt vorgegangen. Mehrmals klapperten sie die Fraktionen ab, trafen deren Vorsitzende in einer Extra-Runde und stellten sich den Ausschussmitgliedern vor. Auch zeigten sie ein Modell, setzten Anregungen und Wünsche der Politiker sofort im Planungsprozess um. „Die haben sich richtig Mühe gemacht, deren Planer und Architekten gute Arbeit geleistet. Das Konzept hat Hand und Fuß“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Müller. Man sei auf einem Nenner gewesen.
Der Plan sieht einen Mix aus Geschosswohnungen sowie Doppel- und Reihenhäusern vor
Das bestätigt auch Heinrich Dierking (Forum 21), Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses: „Die Gespräche haben die Fraktionen überzeugt. Ich finde es gut, dass sie einen vernünftigen Mix machen, der alle Bevölkerungsgruppen anspricht.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende Bernd Uwe Rasch: „Wir wurden sehr gut informiert, ich begrüße das Konzept. Im Gegensatz zu anderen Stadtteilen haben wir in Neuschönningstedt für Zugezogene in der Schule und den Kindergärten noch Kapazitäten.“
Der Plan sieht 143 Geschosswohnungen zur Miete vor, 30 davon sind öffentlich gefördert. Hinzu kommen sieben Doppel- und 19 Reihenhäuser, die verkauft werden sollen, sowie 25 Eigentumswohnungen. „Der Bedarf an kleineren Mietwohnungen ist enorm, deshalb soll die Mehrzahl eine Fläche von 49, 59 und 69 Quadratmeter haben“, sagt Dusenschön. Es gibt aber auch Einheiten für einen Fünf-Personenhaushalt mit bis zu 110 Quadratmetern. Die Eigentumswohnungen, viele von ihnen sollen um die 80 Quadratmeter groß sein, befinden sich in sogenannten Stadtvillen. Jedes Gebäude ist mit einem Fahrstuhl versehen und barrierefrei.
Den Großteil der Wohnungen wollen die Planer selbst behalten
Die öffentlich geförderten Wohnungen werden über das Areal verteilt. Der Innenbereich des Quartiers ist großzügig gestaltet. „Er hat einen richtigen Innenhofcharakter und viel Grünfläche“, sagt Schröder. Das zuständige Architektenbüro spricht von „unterschiedlichen Erlebnisräumen, die von Jung und Alt genutzt werden können“. Für jede Wohneinheit sind im Schnitt 1,4 Stellplätze angedacht. Auf einer Skizze ist auch ein Gebäude für Mehrgenerationenwohnen vorgesehen. Das soll laut Dusenschön, der den Reitstall Gut Silk betreibt und in der Landwirtschaft eng mit Maximilian von Bismarck zusammenarbeitet, aber nur eine Möglichkeit darstellen, Konkretes gebe es da nicht.
Er und Schröder wollen die Vermarktung selbst in die Hand nehmen, den Großteil der Mietwohnungen im Bestand halten. Dusenschön: „Die Kaltmiete pro Quadratmeter soll unter zehn Euro betragen.“ Für die zentrale Wärmeversorgung ist ein eigenes Blockheizkraftwerk zuständig, die Installation übernimmt das e-werk Sachsenwald. Diese Variante war ein Wunsch der Grünen.
Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel schätzt das Projekt als „erfolgversprechend“ ein. Er hat mit der Landesplanung gesprochen, sagt: „Dort ist die Sichtweise genauso, es gibt keine Stolpersteine mehr.“ Einer, der beiseite geschaffen wurde, ist die Lärmschutzproblematik. Ursprünglich war Richtung Kreisstraße 80 und Gewerbegebiet Glinde eine dreieinhalb Meter hohe Schutzwand geplant. Diese hätte jedoch nicht gereicht. Jetzt sind die Baukörper mit bis zu vier Geschossen plus Staffelgeschoss so angeordnet, dass sie selbst dem Lärmschutz dienen.
Im Internet können sich Interessenten für eine Wohnung bewerben
Dass der Stadtteil Neuschönningstedt mit seinen 7160 Einwohnern demnächst kräftig wachsen wird, wünschen sich nicht nur die beiden Investoren, die im benachbarten Schönningstedt leben und in Reinbek tief verwurzelt sind. SPD-Politiker Müller: „300 Reinbeker suchen kleinere Wohnungen, und wir haben sonst nichts für Alleinstehende, Alleinerziehende und Familien mit geringem Einkommen.“ Bedenken ob der Größe des Projekts hat der Sozialdemokrat nicht. „Es wird den Charakter von Neuschönningstedt nicht groß verändern.“
Die Idee, gemeinsame Sache zu machen und das Wohnbauprojekt auf den Weg zu bringen, fassten Pächter Dusenschön und Schröder, der Eigentümer der Fläche ist und einer Landwirtsfamilie entstammt, im Februar vergangenen Jahres. Den Draht zur Politik bezeichnen sie als „gut“. Dusenschön: „Es läuft schneller als gedacht.“ Mitte Mai wollen die beiden eine Internetseite starten. Auf www.schroeders-
koppel.de können sich Interessenten dann für eine Wohnung oder ein Haus bewerben. Vorausgesetzt, der Bau- und Planungsausschuss stimmt dem Vorentwurfsbeschluss zu. Läuft alles glatt, soll noch vor der Sommerpause der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss folgen. Der B-Plan kann laut Noetzel im vierten Quartal abgesegnet werden. Kai Dusenschön sagt: „Wir hoffen, Anfang 2016 mit dem Bau beginnen zu können.“