Rund 300 Bürger, Befürworter und Gegner der Mastanlage diskutieren bei der Einwohnerversammlung über Planungen zum Aussiedlerhof.
Hoisdorf. Drei Stunden lang wurde diskutiert, gestritten und um Verständnis gerungen: Bei der Einwohnerversammlung im Landhaus Hoisdorf sind am Mittwochabend rund 300 interessierte Bürger, Befürworter und Gegner des von Landwirt Jörg Elbers geplanten Aussiedlerhofs zusammengekommen. Die Gemeinde hatte dazu eingeladen, weil Elbers’ Pläne für eine Schweinemastanlage mit knapp 1500 Tieren im Vorfeld für große Aufregung gesorgt hatten.
Als Unterstützer hatte der Landwirt den Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Stormarn, Peter Koll, und den Agrarwirtschafts-Experten Professor Urban Hellmuth von der Fachhochschule Kiel dabei. Die Hoisdorfer Bürgerinitiative „Keine Schweinereien in Hoisdorf“ (BI) hatte die Veterinärmedizinerin und Kreistagsabgeordnete der Grünen, Dr. Michaela Dämmrich, eingeladen.
Bürgermeister Dieter Schippmann appellierte gleich zu Anfang an die Teilnehmer, sachlich zu bleiben. Jörn Gehrmann hatte als Sprecher der BI angemerkt, seiner Ansicht nach handele es sich bei Elbers’ Plänen nicht nur um eine Aussiedlung des Landwirtschaftlichen Betriebes, sondern um eine Umwidmung: „Das war früher ein Milchviehbetrieb. Jetzt will der Bauer eine Schweinemastanlage bauen. Es will sich also vollkommen umorientieren.“
Bürger befürchten Geruchsbelästigung durch die Schweinemastanlage
„Wir reden hier ganz eindeutig über eine Aussiedlung“, stellte der Bürgermeister klar. „Und Milchvieh hat Herr Elbers schon lange nicht mehr. Wenn ein Landwirt seinen Betrieb umstellt, dann ist das seine Entscheidung. Die treffen nicht wir.“ Die Debatte der vergangenen Wochen hatte einiges an Ängsten und Ärger unter den Einwohnern geschürt: Die BI lehnt die Schweinemastanlage ab, weil sie Geruchsbelästigung und Gefahren für Umwelt und Menschen befürchten. Die anderen werfen der BI Panikmache vor.
Die Sorge vor Gestank bewegt auch den Hoisdorfer Bernd Grundmann: „Der geplante Betrieb am Wastenfelder Redder würde genau im Südwesten der Gemeinde liegen. Die vornehmliche Windrichtung in unserer Gemeinde ist der Südwestwind, sodass also ganz Hoisdorf davon betroffen wäre.“ Er fordert den Einbau einer Filteranlage für die Abluft des Stalls. „So etwas kostet allerdings 80.000 Euro aufwärts, soweit ich weiß“, sagte Landwirt Elbers gegenüber dem Abendblatt. Dazu kämen noch erhebliche Folgekosten für die Wartung. Er betont: „Ich habe ein Gutachten, das ganz klar besagt, dass die Anwohner von den Gerüchen gar nicht betroffen wären.“ Auch Unterstützer des Landwirts meldeten sich zu Wort: „Ich bin jetzt seit 35 Jahren Schweinehalter und finde es unerhört, wie hier auf den Landwirten rumgehackt wird“, so der Landwirt Klaus Ahrens. Der Hoisdorfer Michael Gross ergänzt: „Dörfer sind durch Landwirte entstanden. Ich kann nicht als Städter hierher ziehen und dann erwarten, dass die Landwirte sich mir anpassen.“
„Einige Beiträge waren doch etwas unsachlich“, kritisierte Landwirt Elbers
Zahlreiche Aspekte zum Thema wurden gestreift: Vom Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung über die Entstehung von Krankenhauskeimen bis zur Gefahr erhöhter Nitratwerte durch Düngung. Es wurden Argumente für ein Leben als Vegetarier gefunden, für die Errichtung eines Bio-Hofs – und es wurde die erfolgreiche Vertreibung von Scientology durch eine Bürgerinitiative vor 25 Jahren in Erinnerung gerufen. Die Sekte wollte damals ein Internat in Hoisdorf eröffnen. Ein Bürger brachte den Vorschlag, Tiermastbetriebe nur noch in Mecklenburg-Vorpommern oder Russland und Bulgarien zu betreiben, weil „dort die Auflagen und der Lebensstandard geringer sind als bei uns“.
„Einige Beiträge waren doch etwas unsachlich“, so Jörg Elbers. Es habe viele Unterstellungen gegeben. „Dabei hatte ich doch alle wichtigen Unterlagen mit, von meinen Düngebilanzen bis zum Medikamenteneinsatz sowie Gutachten. Aber es hat nicht einer danach gefragt. Das interessiert niemanden. Ich habe nichts zu verbergen.“
Die Fragen der Grünen-Kreistagsabgeordneten Michaela Dämmrich zur Haltung der Tiere oder auch zur Kostenübernahme für den Straßenausbau zum Aussiedlerhof blieben allerdings weitgehend unbeantwortet. Dazu könne er noch nichts sagen, so Elbers. Er befinde sich schließlich noch in der Planungsphase.