Der Arzneimittelhersteller Takeda, Eigentümer der ehemaligen Tierversuchsanstalt, bietet der Gemeinde Barsbüttel das Areal für vier Millionen Euro an. Die Politiker haben Interesse an einem Erwerb.

Barsbüttel. Die Gemeinde Barsbüttel erwägt den Kauf des 4,8 Hektar großen Areals der ehemaligen Tierversuchsanstalt im Ortsteil Willinghusen für vier Millionen Euro. Ein entsprechendes Angebot hat der Eigentümer der Fläche, der japanische Arzneimittelhersteller Takeda, der Verwaltung unterbreitet.

Bürgermeister Thomas Schreitmüller hat die Offerte bekommen. Er sagt: „Die Anfrage ist mündlich erfolgt.“ Schreitmüller hat bereits die Parteien informiert. Am Montag, 17. November, sind die Fraktionsvorsitzenden zu einer Gesprächsrunde ins Rathaus geladen. Dann will der Verwaltungschef ein Stimmungsbild ermitteln. Er wird erfahren, dass die Politik großes Interesse an einem Erwerb hat.

Nach der Betriebseinstellung des Instituts für Pharmakologie und Präklinische Arzneimittelsicherheit im März 2013, so der offizielle Name der Tierversuchsanstalt, hatte Takeda vergeblich versucht, das Gelände zu veräußern. Zuletzt soll es für acht Millionen Euro zu haben gewesen sein. Ebenso gelang es nicht, einen Mieter für die Immobilie mit ihren Forschungsanlagen zu finden. Die Gebäude sind in einem sehr guten Zustand. In den Jahren 2005 und 2006 wurden 23 Millionen Euro in neue Labore und Büros investiert.

Im Juni kam wieder Bewegung in die Sache. Erst war vom Entstehen eines Innovationsparks mit rein gewerblicher Nutzung die Rede, dann sollten vor allem Wohnungen – zum Teil öffentlich gefördert – gebaut werden. Damit die Planungskosten nicht zu Lasten der Gemeinde gehen, stimmten die Gemeindevertreter einem städtebaulichen Vertrag mit Takeda zu. Er ist nicht bindend. Soll heißen: Solange es keinen neuen Bebauungsplan gibt, hat das Unternehmen keine Rechtssicherheit. Ein veränderter B-Plan ist nötig, weil im bisherigen die Nutzung als Tierversuchsanstalt verankert ist.

Bürgerinitiative spricht sich für 30 Wohneinheiten als Obergrenze aus

Die Politik machte Takeda zur Auflage, die Bürger am Nutzungskonzept zu beteiligen. Im September lud das Unternehmen gleich zweimal zu Workshops. Planer stellten Konzepte vor, nahmen die Wünsche der Willinghusener auf und überarbeiteten ihre Entwürfe. Derzeit gibt es zwei Varianten mit 98 und 78 Wohneinheiten.

Kritik gibt es trotzdem, vor allem von einer Bürgerinitiative, die 50 Mitglieder zählt und maximal 30 Wohnungen für sinnvoll hält. Hat dieser Protest dazu geführt, dass der Pharmakonzern das Interesse an der weiteren Planung verloren hat und das Areal nun zu einem günstigen Preis anbietet? Zumal es auch in der Politik unterschiedliche Meinungen über die Zahl der Wohneinheiten gibt.

Einigkeit herrscht bei den Entscheidungsträgern hingegen in der Bewertung der neuen Offerte. „Durch einen Kauf der Fläche samt Immobilien sehen wir große Chancen, Dinge wie sozialen Wohnungsbau zu verwirklichen. Wir möchten 60 bis 70 Einheiten, die Hälfte davon sollte öffentlich gefördert sein“, sagt Hermann Hanser, Fraktionsvorsitzender der SPD. Das Bürogebäude könne gewerblich genutzt werden, das Labor umgebaut werden und zunächst der Unterbringung von Flüchtlingen dienen. Auch eine Kita und ein Jugendclub ist laut Hanser machbar.

Für die Realisierung schlägt der Sozialdemokrat die Gründung einer gemeindlichen Wohnungsbaugesellschaft vor, die auch jene Immobilien übernimmt, die von der Gemeinde für Flüchtlinge gekauft wurden. Hanser: „Dann könnte ein separater Haushalt erstellt werden.“ Sozialen Wohnungsbau fordert auch Joachim Germer von den Grünen: „Der Erwerb ist eigentlich eine gute Sache. Auch ein Bürgerhaus und einen Jugendclub sollte es geben.“

Karin Eickenrodt, stellvertretende Vorsitzende der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB), findet das Angebot „sehr interessant“. „Wir möchten aber keinen groß angelegten sozialen Wohnungsbau, würden Gewerbe vorziehen.“ Der CDU-Vorsitzende Volkmar Dietel sagt: „Der Preis klingt gut. Wir sind für alles offen, also Gewerbe und sozialen Wohnungsbau. Auch ein Altenheim wäre hier denkbar.“

Sollten sich die Politiker für einen Kauf entscheiden, müsste er kreditfinanziert werden. Das wird ihnen Schreitmüller am Montag sagen.