Der japanische Arzneimittelhersteller Takeda, Besitzer der ehemaligen Tierversuchsanstalt im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen, denkt neben Gewerbeansiedlung auch an Hausbau. Politiker sehen das positiv.
Barsbüttel. Erst war von einem Innovationspark mit der Ansiedlung von Firmen die Rede, jetzt kommt eine neue Variante ins Spiel: Auf dem 4,8 Hektar großen Gelände der ehemaligen Tierversuchsanstalt im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen, die am 31. März vergangenen Jahres geschlossen wurde, könnten zusätzlich auch Wohnungen entstehen. Diese Möglichkeit hat der Grundstückseigentümer, der japanische Arzneimittelhersteller Takeda, ins Gespräch gebracht – und erhält Zustimmung aus der Politik. Die Entscheidungsträger haben jetzt auf einer Gemeindevertretersitzung mehrheitlich den städtebaulichen Vertrag, der die Kostenübernahme bei der Planung beinhaltet, abgesegnet.
Nach den Sommerferien soll es eine Info-Veranstaltung für Bürger geben
Als Ziel wurde laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller die Änderung der vorhandenen Sondergebietsausweisung – bisher ist im B-Plan die Nutzung als Tierversuchsanstalt verankert – in Richtung Gewerbe und Wohnen formuliert. Bis es soweit ist, werden Monate vergehen. Denn noch steht das Projekt am Anfang. „Egal, was sich hier entwickelt: Wir müssen eine große Akzeptanz bei der Bevölkerung erreichen“, sagt Holger Gettschat, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender. Die Politik wolle verhindern, dass sich Protestinitiativen bilden. Deshalb soll Takeda nach den Sommerferien auf einer Bürgerinformationsveranstaltung Details zur Planung nennen.
Jörg Kemkowski, Leiter des Takeda-Standortes in Willinghusen: „Wir wollen Konsens mit allen Beteiligten.“ Firmen, die in den Innovationspark ziehen möchten, habe man noch nicht. Er sagt: „Wir werden das Projekt auch nicht selbst entwickeln, wollen es vielmehr steuern. Was im Endeffekt gebaut wird, dafür sind wir total offen.“ Konkret bedeutet das: Takeda will die Fläche vermarkten. Im Fall einer Wohnbebauung auf dem hinteren Teil des Grundstücks, wo das ältere Gebäude steht und ohnehin abgerissen werden soll, würde das so laufen: Das Unternehmen sucht sich einen Partner aus der Immobilienwirtschaft, der das Vorhaben dann umsetzt.
„Wir wollen hier keine Industriebrache und müssen auf Takeda zugehen“, sagt Gettschat. SPD und Grüne könnten sich mit einer Wohnbebauung gut arrangieren. „Bedingung ist aber die Schaffung von öffentlich geförderten Einheiten. Am besten im Verhältnis 50:50“, sagt der Sozialdemokrat. Derzeit haben sich im Barsbütteler Rathaus 40 Menschen für eine Sozialwohnung angemeldet. Auf rund zwei Hektar im hinteren Grundstücksbereich könnte der Bedarf problemlos gedeckt werden. Zum Vergleich: Die Stadt Glinde plant derzeit im Zentrum auf 2,1 Hektar 160Wohnungen.
Planer meint, dass Nachbarn lieber Wohnungen als Firmen haben wollen
Für die CDU hat die Ansiedlung von Gewerbebetrieben zwar oberste Priorität, sozialen Wohnungsbau will Volkmar Dietel, Ortsvorsitzender der Christdemokraten in Barsbüttel, aber nicht ausschließen: „Grundsätzlich ist das vorstellbar, es muss aber ins Gesamtkonzept passen. Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB): „Es spricht eigentlich nichts dagegen.“ Wichtig sei bei dem Gesamtprojekt, dass die in unmittelbarer Nähe lebenden Bürger nicht übermäßig durch Lärm belastet würden. Diese Meinung vertritt auch Kemkowski. Er verspricht: „Hier wird sich keine Spedition ansiedeln, Schwerlastverkehr ist ausgeschlossen.“
Für Christian Evers, von Takeda beauftragter Planer, beginnt mit dem Beschluss der Gemeindevertretung jetzt die Arbeit. „Ich sehe die Chance, alles ergebnisoffen mit der Nachbarschaft zu diskutieren, und vermute, dass die Anwohner eine Präferenz für Wohnbebauung haben.“ Um verbindliche Zusagen von Betrieben zu bekommen, benötige man einen B-Plan. Evers: „Das erfordert Mut von der Politik, weil sie dann nicht mehr alles steuern kann.“