Der Heimatbund Stormarn stellte das Programm des kleinen Kulturfestivals vor. Die Veranstalter hoffen, die Renaissance der niederdeutschen Sprache nutzen zu können und neues Publikum zu gewinnen.

Ahrensburg. Manchmal ist es sinnvoll, an die bescheidenen Anfänge zu erinnern, um den inzwischen fast als selbstverständlich empfundenen Erfolg einer Idee angemessen zu würdigen. Helmuth Peets, der 2001 die Plattdeutschen Tage für Stormarn initiiert hatte, erzählte bei der Vorstellung des diesjährigen Programms im Ahrensburger Marstall, dass es damals drei Veranstaltungen gegeben habe. Diesmal sind es zwölf – oder wie Peets sagte: „Dat Dutz is vull.“ Und es ist nicht allein die Anzahl, sondern es sind auch Qualität und Vielfalt, auf die der Erste Vorsitzende des Heimatbunds Stormarn stolz ist.

Die 14. Plattdeutschen Tage sind vom 26. September bis zum 10. Oktober an elf Orten zu Gast, über den Kreis verteilt, von Glinde im Süden bis Reinfeld im Norden. Für diese Sprachreise wurden prominente Unterhalter gewonnen: Gerd Spiekermann mit seinem Programm „Goh mi af!“ (Peets: „plattdeutsches Kabarett vom Feinsten“), die Autorin Christa Heise-Batt und als große Entdeckung der Bio-Landwirt und Vortragskünstler Matthias Stührwoldt, der Altes und Neues vom Land vertellt – und zwar so erfrischend originell, dass ihn das Publikum beim Plattdeutschen Poetry Slam des Harbourfront-Literaturfestivals in Hamburg zum Sieger des Performance-Wettstreits wählte.

Peets legt aber auch Wert darauf, dass nicht nur bekannte Namen im Programm auftauchten, sondern auch lokales Engagement sichtbar werde wie etwa beim Gottesdienst „Plattdüütsch in de Kark“ in Zarpen, bei dem auch Kinder mitmachen. „Es geht darum, Platt lebendig zu erhalten. Dafür geben wir Anstöße“, sagte Peets, dessen Festival von einer noch zarten Renaissance der niederdeutschen Sprache profitiert. „Platt ist im Aufwind. Es geht der Sprache so gut wie lange nicht – das müssen wir nutzen“, sagte Heinrich Thies.

Der 76 Jahre alte Jurist, der sich seit Jahrzehnten leidenschaftlich mit dem Niederdeutschen beschäftigt, hat kürzlich eine Grammatik ins Netz gestellt und bereitet zurzeit eine verjüngte Online-Ausgabe des Plattdeutschen Wörterbuchs „Der neue Sass“ vor. Er hat erlebt, wie das Niederdeutsche in der Schule lange verpönt war und dass es spät als schützenswerte Regionalsprache wiederentdeckt und Anfang der 90er-Jahre in die Europäische Sprachencharta aufgenommen wurde.

Seither arbeiten insbesondere die schleswig-holsteinischen Sprachbewahrer daran, dass Platt nachhaltig gefördert wird. „Wir wollen die Pflege der Sprache in der Landesverfassung verankert sehen“, sagte Thies, der davon überzeugt ist, dass die Abgeordneten im Landtag in Kiel für die regionalen Minderheitensprachen in Schleswig-Holstein viel übrig haben.

Die von Ministerpräsident Torsten Albig bestellte Minderheitenbeauftragte Renate Schnack (Nomen est omen?) sei insbesondere im Bereich Bildung sehr hilfreich. Seit August gibt es an 27 Grundschulen im Land – in Stormarn an den Grundschulen Zarpen und am Mühlenredder in Reinbek – jede Woche zwei Stunden Plattdeutsch-Unterricht, systematisch wie in einer Fremdsprache. Immerhin 44 Schulen hatten sich für die Premiere beworben. „Das ist ein großer Fortschritt gegenüber den freiwilligen Arbeitsgemeinschaften der vergangenen Jahre“, sagte Thies. Er hofft darauf, dass der neue Ansatz seine Fortsetzung im Angebot der weiterführenden Schulen findet.

Bis dahin gilt es, weiterhin Überzeugungsarbeit zu leisten. Auch durch Verjüngung der Sprache, die sich ständig erneuern müsse, wie Heinrich Thies weiß: „Wir müssen auch moderne Begriffe anbieten wie zum Beispiel den Klappreekner und den Netbreef für Laptop und E-Mail.“ Helmuth Peets ergänzte: „Und wir kümmern uns um den kulturellen Aspekt.“ Beide wissen: Gewöhnung hilft. Denn: „Wat de Buer nich kennt, dat fret he nich!“