Offiziell heißen die Parkanlagen in Hamburgs Zentrum erst seit 1986 Planten un Blomen. Unter den Hamburgern hatte sich der Namen aber schon früh eingeprägt. Er stammt von einer niederdeutschen Blumenausstellung.

Es war ein paar Monate her, dass im Jahr 1973 die Internationale Gartenausstellung in Hamburg ihre Pforten geschlossen hatte, da begannen die Hamburger zu diskutieren, wie man das Gesamtensemble zwischen Dammtor und Millerntor denn nun eigentlich nennen soll. Zwar hatte jeder der vier Parkbestandteile eine Bezeichnung – Alter Botanischer Garten, Kleine Wallanlagen, Große Wallanlagen und Planten un Blomen –, doch für die gesamte Anlage war noch nichts gefunden. Da kam das Hamburger Abendblatt auf die Idee, „den Behörden auf der Suche nach einem Namen zu helfen“, wie es in einem Beitrag vor 40 Jahren hieß.

Es forderte seine Leser auf, ihre Ideen und Wünsche einzuschicken. Als erster Preis winkte eine Reise mit der Englandfähre, die seinerzeit zwischen Hamburg und Harwich verkehrte. Der Zweitplatzierte sollte eine Fahrt mit der „Wappen von Hamburg“ nach Helgoland gewinnen. Beide Reisen waren für zwei Personen.

Die Resonanz sei außerordentlich gut, berichtete das Abendblatt, ohne allerdings die Zahl der Einsender zu nennen. „Briefe kamen nicht nur aus Hamburg, sondern aus vielen Städten von Flensburg bis Oberstaufen.“ Die Hamburger Leserin Herma Dobberthien meldete sich auf Plattdeutsch. „Worüm ward all weder n’niegen Nomen sücht for wat wi in Hamborg all lang den hefft?“, fragte sie.

In der Tat hatte der plattdeutsche Begriff „Planten un Blomen“ – er steht für „Pflanzen und Blumen“ – sich im Volksmund bereits verbreitet. Und das, obwohl ursprünglich nur ein Teil des Parks so bezeichnet wurde und der Name mit Hamburg eigentlich nichts zu tun hatte, stattdessen für die niederdeutsche Gartenschau stand.

Ursprünglich war der Ort alles andere als einer zur Entspannung und Erholung gewesen. Ganz im Gegenteil: Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatte das Gelände Platz für Befestigungsanlagen geboten, mit denen die Hamburger ihren Stadtkern und ihre Unabhängigkeit gleichermaßen schützten. Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich auf dem einen Teil des Parks der „Pestberg“. Dort wurden 1713 die Toten der letzten großen Pestepidemie in Hamburg beigesetzt.

Auf der Fläche des alten Pestberges entstand 1863 der Zoologische Garten, dessen erster Direktor – wenn auch nur für kurze Zeit – der berühmte Zoologe und Schriftsteller Alfred Brehm war. Schon damals gehörten „Illuminationen mit farbigen Glaslampions und Bengalfeuern“ zu den Attraktionen, wie Heino Grunert in der Festschrift „75 Jahre Planten un Blomen“ notierte, die im Jahr 2010 erschien.

Vor allem aber nutzten die Hamburger den Zoologischen Garten zur Erholung – auch deshalb, weil er von Anfang an interessante Ausstellungen bot. 1887 beispielsweise konnte hier die Rosen- und Blumenausstellung des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgebung bewundert werden.

Die Konkurrenz durch Hagenbecks Tierpark führte in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts dazu, dass der Zoologische Garten seine Tore schließen musste. Im Oktober 1934 allerdings beschloss der nationalsozialistische Senat, auf dem Gelände des Zoos und der früheren Friedhöfe eine Parkanlage zu errichten. Er gab ihr den Namen „Planten un Blomen“.

Nach dem Krieg war das Gelände dreimal – 1953, 1963 und 1973 – Ort Internationaler Gartenschauen. Allerdings konzentrierten sich bei den ersten beiden Ausstellungen die gestalterischen Arbeiten auf die Großen und Kleinen Wallanlagen und auf den Alten Botanischen Garten. Das sollte sich 1973 ändern, als man die unterschiedlichen Teile der Anlage als gemeinsames Ensemble gestaltete. Allerdings bedeutete der Bau des Congress Centrum Hamburg (CCH) und des SAS-Hotels – heute Radisson Blue – zwischen 1970 und 1973 auch einen Eingriff in die Parkanlage.

Die Hamburger hatten den Park in ihr Herz geschlossen und nutzten den seit 1974 kostenlosen Zugang weidlich. Während in den Behörden die Parkanlage in Erinnerung an die Wallanlagen zunächst als Wallringpark bezeichnet wurde, machten die Hamburger bei der Umfrage des Abendblatts keinen Hehl aus ihrer Meinung.

„Nu holt blots mol an mit all den Fremden appeldwatschen Krom, von wegen ‚City-Park‘“, schrieb Herma Dobberthien stellvertretend für viele. „Mien Vörslag for den niegen Nomen: Wie blifft bi Planten un Blomen.“

Als der Abendblatt-Redakteur Karl Denkner dem damaligen Bezirksamtsleiter Karl Kalff im Mai 1974 die Namensvorschläge der Hamburger überreichte, lag „Planten un Blomen“ mit großem Abstand vorn. Auf dem zweiten Platz folgte – mit entsprechender Distanz – Dammtor-Park. „Ich finde es viel schöner, wenn die Bürger Vorschläge machen, als wenn wir uns am grünen Tisch einen Namen ausdenken müssen“, sagt Kalff. Auch er könne sich mit „Planten und Blomen“ anfreunden, „weil es plattdeutsch ist und damit die Bezeichnung des alten Parks erhalten bleibt“.

Bis es offiziell dazu kam, dauerte es allerdings noch ein paar Jahre. Erst 1986 beschloss die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte den offiziellen Namen der Parkanlage: „Planten un Blomen“. „Dass sich bei der Bezeichnung für die Parkanlage später weder die Begriffe Wall, Wallring, Gartenschaugelände oder IGA durchsetzen konnten, sondern die niederdeutsche Bezeichnung Planten un Blomen, zeigt, dass die Sehnsucht nach Identität, Heimat und Regionalität groß war und immer noch ist“, meinte Heino Grunert in seiner Festschrift.