Vom 1. August an haben Eltern einen Rechtsanspruch darauf, dass ihre Kinder betreut werden. Der Kreis Stormarn ist für den Ansturm gerüstet.
Ahrensburg . Am kommenden Donnerstag ist es soweit. Am 1. August beginnt das neue Kindergartenjahr mit einer großen Veränderung für alle Eltern kleiner Kinder unter drei Jahren. Von dem Tag an haben Mütter und Väter den verbindlichen Anspruch auf die sogenannte frühkindliche Förderung ihres Nachwuchses. Das heißt im Klartext: Mütter und Väter, die wieder arbeiten wollen oder müssen, können ab sofort einen Krippen- oder einen Tagespflegeplatz bei einer Tagesmutter per Klage durchsetzen. Doch so ein schweres Geschütz müssen die Eltern in Stormarn wohl nicht auffahren. Denn Stormarn ist für den zu erwartenden Ansturm gut gerüstet. Ein Überblick:
Ahrensburg: Die Stadt hat zum 1. August keine Warteliste. Zwar gibt es nach Angaben der Stadt eine Liste mit Anmeldungen für die Folgemonate, aber die Verwaltung habe momentan kaum Probleme, die Kinder unterzubringen. "In Ahrensburg haben wir zurzeit 771 Kinder in einem Alter von unter drei Jahren. Auf die kommen 145 Krippenplätze und circa 140 Tagespflegeplätze bei Tagesmüttern und -vätern", sagt Cornelia Beckmann vom Fachdienst Kindertagesstätteneinrichtungen der Stadt. "Damit haben wir eine Versorgungsquote von fast 40 Prozent bei Kindern von null bis drei Jahren", sagt Beckmann. Denn nach Prognosen von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, CDU, können durchschnittlich 35 Kitaplätze den Bedarf von 100 Kindern unter drei Jahren decken. Demnach ist die Stadt schon jetzt besser aufgestellt, als der Bund ausgerechnet hat. Dennoch plant Ahrensburg, die Versorgungsquote auf 45 Prozent aufzustocken.
Für den Fall, dass Eltern für ihr Kind nicht sofort einen Kitaplatz finden, und vorerst mit einem Tagespflegeplatz vorlieb nehmen sollten, bietet die Stadt eine besondere Hilfe an: Sie übernimmt die Differenz zwischen den Kosten eines Kindertagesstättenplatzes und denen einer Betreuung seitens einer Tagesmutter. "Damit sorgen wir dafür, dass viele Betreuungspätze zur Verfügung stehen", sagt Cornelia Beckmann.
Glinde: Nach einigen Problemen in der Bedarfsberechnung für das Neubaugebiet Alte Wache hat die Stadt schnell reagiert. "Wir sind kurz davor, den Bedarf decken zu können", sagt Bernd Mahns, Leiter des Amtes für Bürgerservice. Weitere Details möchte Mahns jedoch noch nicht nennen. Da die Arbeiterwohlfahrt demnächst eine weitere Kindertagesstätte eröffne, müsse die Zahl der Plätze erst neu berechnet werden. Das ist laut Mahns der Grund, weshalb noch keine aktuellen Daten vorliegen, und vor September nicht genannt werden können. Nur soviel mag Mahns sagen: "Wir nehmen noch Kinder auf."
Reinbek: Dagmar Schmalfeldt, die Leiterin des Amts für Bildung, Jugend, Kultur und Sport, nennt die Zahlen aus dem Reinbeker Rathaus: "Wir haben zurzeit eine Versorgungsquote von 52 Prozent bei den Ein- bis Dreijährigen. Wenn die Kindertagesstätten am Mühlenredder und in Schönningstedt ihre Kapazitäten ausgebaut haben, sind wir bei circa 60 Prozent." In beiden Einrichtungen sollen jeweils zehn weitere Plätze entstehen. "Wir sind ja in direkter Randlange von Hamburg. Da war klar, dass wir mit den empfohlenen 35 Prozent nicht weit kommen. Deswegen haben wir früh begonnen, die Stellen auszubauen. Wir streben eine Quote von 70 Prozent an. Und die werden wir auch brauchen, weil wir hier viele Mütter haben, die wieder arbeiten wollen", sagt Schmalfeldt. Die Warteliste für Antragsteller sei jetzt deutlich kleine als noch vor ein paar Monaten.
Bargteheide: Henning Görtz, Bürgermeister von Bargteheide zeigt sich zuversichtlich, bis 2014 eine Versorgungsquote von 80 Prozent bei den Ein- bis Dreijährigen zu erreichen. Bislang erfülle man eine Quote von 42 Prozent bei Null- bis Dreijährigen. "Die Quote von 57 Prozent bei unseren 323 Ein- bis Dreijährigen ist aber relevanter, weil wir nur wenige Mütter haben, die ihr Kind schon vor dem ersten Geburtstag in die Betreuung geben wollen oder müssen", sagt Görtz. "In Bargteheide gibt es zurzeit 184 Betreuungsplätze, wobei sich die Verteilung auf Krippen- und Tagespflegeplätze die Waage hält."
Bad Oldesloe: Thomas Sobczak, Fachbereichsleiter der Oldesloer Verwaltung, hat für die Stadt eine Quote von derzeit 44 Prozent bei den Ein- bis Dreijährigen errechnet. "Wir hatten eine Warteliste, aber die ist weitestgehend abgebaut. Wir konnten viele Kinder unterbringen, weil wir die Tagespflegeplätze ausgebaut haben." Insgesamt gebe es in Bad Oldesloe derzeit 176 Betreuungsplätze, davon 51 bei Tagesmüttern oder -vätern. Bis Mitte 2014 rechnet Sobczak mit einer Quote von 49 Prozent, nämlich dann, wenn die Kita am Steinfelder Redder das Kontingent der Stadt um 20 weitere Plätze aufgestockt hat.
Die Stadtverwaltungen in Stormarn haben also die Empfehlung von Familienministerin Schröder nicht zum Maßstab gemacht. "Diese Quote kann man wirklich vergessen", sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. "In Stormarn kann man mit so wenigen Plätzen nichts erreichen. Wir haben hier ganz andere Familienstrukturen als in ländlichen Gegenden Schleswig-Holsteins. Da mag der Schlüssel reichen. Wir brauchen hier aber mindestens 50 Prozent, weil hier auch viele Mütter arbeiten gehen müssen."
Obwohl es schon so viele Plätze gibt, weisen fast alle Verantwortlichen darauf hin, dass die Kinder rechtzeitig angemeldet werden sollten. Nur so könne der Bedarf realistisch berechnet und entsprechend geplant werden.