Stadt verkauft 89 Wohnungen für mehrere Millionen Euro an zwei Investoren. Luxussanierungen und starke Mieterhöhungen seien nicht geplant.
Reinbek. Mit einem Immobilienverkauf von mehreren Millionen Euro rettet die Stadt Reinbek den Haushalt 2013. Seit Dienstag gehören 89 Wohnungen und ein Ladengeschäft den Brüdern Buhck, zwei Investoren aus Wentorf. Droht den Mietern nun durch den Wechsel von der städtischen Verwaltung zu einem privaten Investor eine saftige Mieterhöhung? "Nein", sagt Henner Buhck. Mögliche Mieterhöhungen sollen im sozialverträglichen Maße vorgenommen werden und "sich am ortsüblichen Mietspiegel" orientieren. Außerdem sollen notwendige Renovierungsarbeiten und die daraus resultierende Mieterhöhung von Fall zu Fall individuell überprüft werden. "Wir planen aber keine Luxussanierung, sondern normalen Standard", so Thomas Buhck.
Ebenfalls Teil der Kaufmasse ist das Courvoisierhaus an der Schulstraße 15. In dem stark sanierungsbedürftigen Gebäude sind derzeit mehrere Jugendgruppen untergebracht. Für das umgangssprachlich auch als C-Haus bekannte Gebäude haben die beiden Vertragspartner eine Sonderregelung getroffen."Das Jugendhaus bleibt für zehn Jahre in der jetzigen Form bestehen", so Henner Buhck. Die Stadt Reinbek übernimmt weiterhin die Verwaltung und trägt zusammen mit den Jugendgruppen die Betriebskosten. "Wir sind aber vertraglich verpflichtet, das Gebäude instand zu halten", so Thomas Buhck. Notwendige Reparaturen sollen nur in Absprache mit den Mietern erfolgen. Generell gelte der Grundsatz, dass die Stadt über das Courvoiserhaus weiterhin so verfügen könne wie bisher.
Auch in weiteren Punkten folgten die Investoren aus Wentorf den Vorgaben der Politik. Im Vertrag wurde ein Verkaufsverbot von zehn Jahren festgelegt. Erst nach Ablauf dieser Frist dürfen die Immobilien weiterverkauft werden. Und dann muss zuerst die Stadt Reinbek gefragt werden. Die Brüder Buhck gewähren der Stadt ein Vorkaufsrecht. "Dieser Zusatz dient der Absicherung, dass wir nicht an jemanden verkaufen, der nicht im Sinne der Stadt handelt", so Investor Henner Buhck. Und auch bei einem Mieterwechsel innerhalb der nächsten zehn Jahre hat die Stadt ein Wörtchen mitzureden: Innerhalb dieser Frist hat Reinbek das Recht, drei mögliche Nachfolger vorzuschlagen.
Einer möglichen Kündigung wegen Eigenbedarfs wurde im Vorfeld ein Riegel vorgeschoben. Eine Ausschlussklausel mit einer Laufzeit von fünf Jahren verhindert, dass bestehende Mietverhältnisse vorzeitig beendet werden. Erst nach Ablauf der Zehn-Jahres-Frist wird aus den vertraglichen geregelten Immobilien ganz normale Immobilien.
"Wir wollen ja auch Geld verdienen", sagt Thomas Buhck. Allerdings sähen er und seine Bruder den Kauf der Immobilien "als Blick in die Zukunft". Die beiden Brüder leiten gemeinsam die Firma Buhck Umweltservice GmbH in Wentorf. Der Immobilienkauf ist laut Henner Buhck "eine Altersvorsorge jenseits der Firma" für die Wentorfer Unternehmer.
Seit mehr als 100 Jahren hat sich die Firma auf die Müllentsorgung und Umweltdienstleistungen im Raum Hamburg und Schleswig-Holstein spezialisiert. Heute operiert die Buhck-Gruppe von zehn Standorten aus und ist in den Geschäftsfeldern Abfallentsorgung und -verwertung, Rohr- und Kanalservice sowie Baustoffhandel aktiv. Henner und Thomas Buhck leiten das 1899 in Hamburg-Bergedorf gegründete Familienunternehmen bereits in der vierten Generation.
"Mit Immobilien haben wir bisher wenig Erfahrung", scherzt Henner Buhck. Allerdings sahen er und sein Bruder in Reinbek "eine gute Gelegenheit, in Wohnimmobilien zu investieren". Trotzdem seien Immobilien nicht der Kernbereich, und deswegen hätten er und sein Geschäftspartner andere, längerfristige Renditeanforderungen. "Wir erwarten eine Rendite erst in 15 bis 20 Jahren", so Henner Buhck.
Gerade wegen der langfristigen Planung legen die beiden Investoren Wert auf einen fließenden Übergang.
Die eigentliche Übergabe erfolgt zum Jahreswechsel. Dann übernimmt die Firma Hörstel Immobilien aus Hamburg-Bergedorf die Verwaltung der Wohnungen und dem Geschäft an der Eggerskoppel 1-11, Stettiner Straße 2-4 sowie 15, Hirschberger Weg 4, Klosterbergenstraße 2b und 8, Schulstraße 15, 21, 23 sowie Sophienstraße 4. Die Mieter sollen zeitnah informiert werden, Termine für die Besprechung anstehender Reparaturen ausgemacht werden.
Im Reinbeker Rathaus ist man erleichtert über den Immobiliendeal. "Ich bin froh, dass wir mit der Buhck-Gruppe einen verantwortungsvollen Investor aus der Region gefunden haben", so Axel Bärendorf. Der Reinbeker Bürgermeister ist sich sicher, den Investoren Buhck "vertrauen zu können". Bärendorf glaubt, dass "Henner und Thomas Buhck keine Heuschrecken sind".
Die beiden Brüder sind die Gewinner eines langen Auswahlprozesses. Ein großer Teil der 20 Kaufinteressenten hatte sich im Hauptausschuss präsentiert. In der engeren Wahl konnte sich Buhck gegen den direkten Konkurrenten durchsetzten. "Der Immobilienverkauf ist ein gutes Ereignis für das Jahr 2013", so Bürgermeister Bärendorf.