Die Polizei fasst einen Wentorfer, als er gerade eine Frau anfallen wollte. Möglicherweise hat er noch zwei weitere Frauen vergewaltigt.
Reinbek. Die Polizei hat offenbar den seit mehr als einem Jahre gesuchten Vergewaltiger von Reinbek geschnappt. Möglicherweise sind damit zwei bislang ungeklärte Gewaltverbrechen aufgeklärt.
Beim dem Tatverdächtigen handelt es sich nach Informationen der Regionalausgabe Stormarn des Abendblatt um den 28 Jahre alten Stephan H. aus Wentorf (Kreis Herzogtum Lauenburg). Er wurde offenbar rechtzeitig gefasst, bevor er sein drittes Opfer entführen konnte. In der Nacht zu Sonntag klickten die Handschellen. Eine DNA-Untersuchung soll nun klären, ob es sich um den Sexualstraftäter handelt, der im Februar und März vergangenen Jahres zwei Frauen in Reinbek entführte und vergewaltigte.
Der Täter stand bereits hinter seinem potenziellen nächsten Opfer
Nach Information dieser Zeitung soll sich der eher dicklich aussehende Triebtäter gegen 3.30 Uhr in der Nähe der Feuerwehrwache an der Klosterbergenstraße in Reinbek an eine junge Frau angeschlichen haben. Als er hinter ihr stand, soll der blonde junge Mann sein Opfer in den Schwitzkasten genommen haben. So schildern es Beobachter der Szene gegenüber dem Abendblatt. Sofort kamen Polizisten der Frau zur Hilfe.
Der Täter habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Ob zufällig eine Streife der Polizei in der Nähe war und die Entführung beobachtet hat, oder eine gut vorbereitete Aktion dahinter steckt, wollte die Polizei am Sonntag noch nicht sagen. Ein Sprecher der Polizei in Lübeck sagte auf Anfrage nur, dass eine Spezialeinheit des Landeskriminalamtes an der Festnahme beteiligt war. Dies könnte darauf hindeuten, dass es eine gut Vorbereitete Aktion war. Weitere Details wollten die Beamten gestern noch nicht preisgeben.
Zuletzt hatte der seit langem gesuchte Triebtäter vor mehr als einem Jahr zugeschlagen. In der Nacht zu Sonntag, 28. März des vergangenen Jahres, entführte er eine 21 Jahre alte Frau und verging sich an ihr. Die junge Hamburgerin hatte gegen 5.30 Uhr die Ü-30-Party im Sachsenwald-Forum im Zentrum der Stadt verlassen. Allein hatte sie sich auf den Weg zum nur wenige hundert Meter entfernten Bahnhof gemacht. Doch dort war sie nicht angekommen. Der Täter, der damals eine schwarz geränderte Brille trug, packte die junge Frau kurz vor ihrem Ziel und zerrte sie auf die Gleise. Dort vergewaltigte er sie. Am Tatort verlor er seine grauen Wollhandschuhe.
Die Parallelen zum aktuellen Fall sind verblüffend. Denn auch am vergangenen Wochenende feierten in der Nacht zu Sonntag erneut rund 1000 Gäste auf der Ü-30-Party an der Hamburger Straße. Möglicherweise war die Polizei deswegen besonders wachsam und fuhr verstärkt Streife rund um die Feier.
Im Februar 2010, zwei Monate vor der zweiten Tat, verging sich der gesuchte Vergewaltiger an einer 30-Jährigen. Die Frau kam am Dienstag, 2. Februar, gegen 17.50 Uhr mit der S-Bahn in Reinbek an. Sie verließ das das Bahnhofsgebäude, das gegenüber der Reinbeker Polizeiwache liegt, und ging an diesem kalten Wintertag zu ihrem Auto, das sie an der Ladestraße geparkt hat.
Kurz nachdem sie eingestiegen war, riss der Vergewaltiger die Beifahrertür auf und sprang ins Auto. Er bedrohte die 30-Jährige mit einer Waffe und zwang sie an einen abgelegenen Ort zu fahren. Dort missbrauchte er sein Opfer. Nach der Tat muss das Opfer seinen Peiniger in die Hamburger Innenstadt fahren. Dort verlässt der Mann das Auto und flüchtet. Das Opfer bleibt verschreckt zurück.
Vor der Festnahme der Sexualstraftäters aus Wentorf, tappte die Reinbeker Kriminalpolizei bei der Suche nach ihm lange im Dunkeln. Einige Wochen nach der zweiten Tat im März 2010 veröffentlichten die Beamten eine Phantomzeichnung und baten die Öffentlichkeit um Hinweise. Auch eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise, die zum Täter führen, brachte die Ermittler nicht auf die Spur des Vergewaltigers.
Die Polizei hat mehr als 220 Hinweise auf den Täter bekommen
Bis heute waren bis zu 220 Hinweise bei der Kriminalpolizei in Reinbek eingegangen. 180 davon hatte die Polizei ausgewertet, doch eine heiße Spur war nicht dabei gewesen. Auch sollen zahlreiche Männer überprüft worden sein. Die Beamten planten sogar einen Massengentest, entsprechende Gespräche sollten mit der zuständigen Staatsanwaltschaft in Lübeck geführt worden sein. Denn in beiden Fällen konnten die Ermittler einen genetischen Fingerabdruck des Täters sichern. Ein Abgleich mit der bundesweiten Kriminaldatenbank ergab keinen Treffen.
Bereits im vergangenen Jahr haben Experten des Landeskriminalamtes (LKA) in Kiel eine Fallanalyse erstellt. Die Ermittler gingen davon aus, dass der gesuchte Mann entweder in Reinbek lebt, in der 25 900-Einwohner-Stadt arbeitet oder sich zumindest öfter dort aufhält.