Ahrensburg. Bis zu 2800 Haushalte waren zuletzt betroffen. Wie lange die Blackouts gedauert haben und was die häufigsten Ursachen sind.
Wie sehr unser Leben elektrifiziert ist, wird den meisten erst richtig bewusst, wenn der Strom mal nicht fließt. So geschehen am vergangenen Sonnabend, 16. September, bei zwei aufeinanderfolgenden Ausfällen in zwei 11-kV-Stormkreisen in Nordstormarn. Von dem mehrstündigen Blackout waren nach Informationen des Netzbetreibers TraveNetz rund 800 Haushalte betroffen. Leider kein Einzelfall in den vergangenen Wochen. Sind unsere Stromnetze anfälliger als im Vor-Photovoltaikanlagen-Zeitalter? Und was sind die Hauptursachen für die jüngsten Ausfälle? Wir haben bei den beiden großen Netzbetreibern im Kreis Stormarn nachgefragt.
„Seit Juli haben wir in unserem Netzbereich im Kreis Stormarn vier Stromausfälle registriert, im ersten Halbjahr war es hingegen nur einer“, sagt TraveNetz-Sprecher Lars Hertrampf. So viele Haushalte wie am vergangenen Wochenende seien zuvor jedoch nicht betroffen gewesen. Am 12. Juli seien es 15 Haushalte gewesen und am 4. Juli 50 Endverbraucher.
Längster Ausfall dauerte sechseinhalb Stunden
Ein Stromausfall ist ja immer ärgerlich. Licht lässt sich zur Not auch mit Kerzen, Taschenlampen und batterie- oder akkubetriebenen Leuchtquellen erzeugen. Die Küche aber bleibt zumeist kalt, so sie mit einem Elektroherd ausgestattet ist. Denn auch Mikrowelle, Kaffeemaschine und Wasserkocher funktionieren ohne Saft aus der Steckdose nicht. Und irgendwann werden auch die Lebensmittel im Kühlschrank und in der Tiefkühltruhe zum Problem.
Das vergrößert sich faktisch stündlich, je länger so ein Stromausfall dauert. Bei dem jüngsten Blackout in Nordstormarn dauerte er in einem der betroffenen Stromkreise vier Stunden, in dem anderen bis zum Abschluss der Reparaturarbeiten sogar sechseinhalb Stunden. Bei dem einen Stromkreis war ein Kabeldefekt die Ursache, im anderen ein technischer Fehler an der Freileitung.
In diesem Jahr gab es zehn Ausfälle im Bereich von SH Netz
Im Bereich des Betreibers SH Netz, der insbesondere für weite Teile im Zentrum des Kreises Stormarn rund um das Netzcenter Ahrensburg zuständig ist, sind seit Juli sechs Stromausfälle verzeichnet worden. Die jüngsten traten am 6. und 7. September im Süden der Stadt Bargteheide auf. In der ersten Hälfte dieses Jahres sind es vier Ausfälle gewesen.
Anders als im dünner besiedelten Nordstormarn waren in der Mitte des Kreises in der Regel deutlich mehr Haushalte betroffen. Bei den gravierendsten Netzausfällen im ersten Halbjahr waren es am 5. Januar in Tangstedt in der Spitze 1200, am 6. Mai in Bargteheide bis zu 930 und am 29. Juni in Grabau/Travenbrück bis zu 890.
Kabel bei Tiefbauarbeiten in Elmenhorst beschädigt
Durch einen Kabelschaden bei Tiefbauarbeiten am 4. Juli waren in Elmenhorst und Teilen von Nienwohld, Jersbek und Bargfeld-Stegen in der Spitze sogar 2800 Haushalte betroffen. „Das klingt aber dramatischer, als es tatsächlich war“, sagt Christine Hansen von der HanseWerk AG, zu der SH Netz gehört. Rund 900 Kunden seien bereits nach 30 Minuten wieder versorgt gewesen, weitere zwei Drittel der Kunden nach 60 Minuten.
Ein Erdschluss in einem Mittelspannungskabel hatte am 27. August zu einem Stromausfall in Bargteheide geführt, von dem letztlich 2300 Haushalte betroffen waren. „Wegen Netzumschaltungen zur Fehlereingrenzung hatten die meisten Kunden allerdings nur kurzfristige Stromausfälle“, relativiert Hansen auch hier. Zwar habe es dreieinhalb Stunden bis zur wiederhergestellten Vollversorgung aller Kunden gedauert. „Diese Zeit spiegelt aber nicht die Ausfalldauer für jeden einzelnen Anschluss wider“, so Hansen.
Ausfälle dauerten zwischen 40 und 150 Minuten
Überhaupt seien die Zeiträume der Stromausfälle in jedem einzelnen Schadensfall so gering wie möglich gehalten worden. Sie hätten sich zwischen 40 Minuten am 5. Januar in Tangstedt (wobei die Hälfte der 1200 betroffenen Haushalte bereits nach drei Minuten wieder am Netz waren und weitere 300 Haushalte nach 13 Minuten) und zweieinhalb Stunden am 17. Juli in Bargfeld-Stegen bewegt. „Doch auch hier war die Hälfte der Haushalte bereits nach 30 Minuten wieder am Netz und weitere 300 nach 60 Minuten. Lediglich zwölf Kunden waren tatsächlich zweieinhalb Stunden ohne Strom“, berichtet Hansen.
Die Gründe für die Stromausfälle in Stormarn waren in diesem Jahr bunt gemischt. Als anfällig haben sich einmal mehr Freileitungen erwiesen. Mal wurden sie durch eine Gemüsefolie beschädigt, mal durch Vögel, mal durch einen im Sturm entwurzelten Baum. Immer wieder sind auch Schäden bei Tiefbauarbeiten die Ursache oder Folgefehler nach Überspannungen.
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Hartnäckig hält sich unterdessen die Behauptung, Netzprobleme seien auch die Folge der zunehmenden Einspeisung von Solarstrom aus PV-Anlagen. Das dementierten die Sprecher der beiden Netzbetreiber aber unisono. Mehr noch sei auch keine Zunahme von Stromausfällen im Vergleich zum Vor-Photovoltaikanlagen-Zeitalter zu konstatieren.
„Generell weisen die Stromnetze von SH Netz eine sehr gute Verlässlichkeit auf“, sagt Christine Hansen. Die Ausfalldauer in Minuten pro Kunde und Jahr liege seit geraumer Zeit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das würden unter anderem die Zahlen der Bundesnetzagentur belegen. „2021 lag die Ausfallzeit im Netzbereich von SH Netz im Schnitt bei 9,01 Minuten, im Bundesdurchschnitt waren es 12,7 Minuten“, so Hansen.