Ahrensburg. Tierbetreuer im Kreis verzeichneten die meisten Paare und so viele Junge wie nie zuvor. Warum nicht alle überlebt haben.

Die Hoffnungen des Storchenvaters Andreas Hack und seiner Mitstreiter auf ein „fruchtbares“ Jahr für die Adebare im Kreis Stormarn haben sich erfüllt. 49 Storchenpaare fanden sich in diesem Jahr in den Nestern des Kreises ein, so viele wie nie zuvor in diesem Jahrhundert. So hatte die bisherige Bestmarke mit 48 Paaren von 2021 nur zwei Jahre Bestand. Doch damit nicht genug: Insgesamt 79 Junge sind kreisweit flügge geworden, was einen weiteren Rekord markiert. Denn mehr sind es seit dem kontinuierlichen Monitoring Anfang der 1970er-Jahre nie gewesen.

Bruterfolg war in Stormarn allenfalls durchschnittlich

Dass der bisherige Bestwert aus dem Vorjahr, als es 72 Junge waren, so deutlich übertroffen worden ist, war keineswegs selbstverständlich“, sagt Hack und erklärt auch gleich, warum: „Der Bruterfolg von 1,6 Jungen pro Storchenpaar ist erneut nur durchschnittlich geblieben. Und die Witterungsbedingungen waren in dieser Saison auch nicht gerade durchweg ideal.“

Erste Flugversuche von Jungstörchen in Stemwarde.
Erste Flugversuche von Jungstörchen in Stemwarde. © HA | Helmut Wolek

Das Storchenjahr habe zunächst optimal begonnen. Viele Störche hätten im Frühjahr auf ihre bekannten Nester zurückgefunden. Und auch das durchwachsene Wetter hat durchaus gepasst, weil die Altstörche dadurch genügend Regenwürmer für den frisch geschlüpften Nachwuchs finden konnten.

Trockenphase im Mai und Juni führte zu Verlusten

„Im Mai und Juni ist es durch eine sehr heiße und trockene Phase dann aber deutlich schwieriger geworden“, berichtet Hack. Für die Spätbrüter, deren Junge erst Mitte/Ende Mai geschlüpft seien, habe es nicht mehr genug Regenwürmer gegeben. „Das führte unweigerlich zu Verlusten“, so der pensionierte Kripobeamte aus Sprenge.

Störche sind in solch einer Situation alles andere als zimperlich. Nach dem Motto „Survival of the fittest“, nur die Starken überleben, werden jene Nachkommen gnadenlos aus dem Nest geschubst, für die das gesammelte Futter nicht reicht. So können sich die Altstörche auf jene Jungen konzentrieren, bei denen die Überlebenschancen aufgrund ihrer Entwicklung am größten sind.

Jungstörche im Wildpark Eekholt erfolgreich aufgepäppelt

Manchmal kann der Mensch aber auch zum Retter von Jungstörchen in höchster Not werden. So wie vor einigen Wochen in Neritz. Weil die ehrenamtlichen Storchenbetreuer immer ein wachsames Auge auf das Geschehen in den Nestern haben, war ihnen aufgefallen, dass die dort aufwachsenden Jungen nur noch von einem Elternteil versorgt wurden.

Storchenpaar in Stemwarde.
Storchenpaar in Stemwarde. © HA | Helmut Wolek

„Einer der Altstörche war tödlich verunglückt. Weil der verbleibende den Nachwuchs allein nicht hätte durchbringen können, sind die zwei Jungstörche in die Pflegestation des Wildparks Eekholt gebracht worden“, erzählt Hack. Mit Erfolg: Beide konnten durch eine intensive Betreuung gerettet werden und sind inzwischen gestärkt und widerstandsfähig ausgewildert worden.

Jungtiere nach Absturz eines Altstorchs in Stellau verhungert

Weniger Glück hatten hingegen frisch geschlüpfte Jungstörche in Stellau. Dort war ein Altstorch gegen eine Stromleitung geflogen und verendet. Bis es aber gelungen war, den toten Altstorch einem Nest zuzuordnen, waren die noch sehr kleinen Jungen bereits verhungert und ebenfalls gestorben.

Einen weiteren Todesfall registrierten die Storchenbetreuer in Tremsbüttel. Dort war ein Altstorch nach einer Kollision mit der Oberleitung der Bahntrasse zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe umgekommen. Ein abgestürzter Jungstorch aus Grönwohld konnte hingegen gerettet und ebenfalls nach Eekholt gebracht werden.

Storch aus Güllebehälter gerettet, gewaschen und gefönt

Ein Happy End gab es auch für einen Altstorch aus Zarpen. Der war aus ungeklärtem Grund in einen Güllebehälter gestürzt, konnte dort aber rechtzeitig entdeckt und geborgen werden. „Anschließend ist er gründlich gewaschen und gefönt worden und erfreut sich seitdem allem Anschein nach bester Gesundheit“, so Andreas Hack.

Positiv entwickelt hat sich seinen Informationen zufolge das Nestangebot in Stormarn. Kreisweit gebe es inzwischen weit mehr als 100 Nistplätze – und mit jedem Jahr werden es mehr. „Wir bekommen immer wieder Anfragen von Grundeigentümern, die gern ein Storchenpaar in ihrer Nähe haben wollen und deshalb nachfragen, was sie dafür tun können“, berichtet der Storchengebietsbeauftragte, der zugleich als Fachberater der unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung tätig ist.

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So sind die beiden eingangs erwähnten neuen Bestmarken eigentlich kaum verwunderlich. Neue Storchenpaare konnten in diesem Jahr in Zarpen, Grande, Eichede, Bargfeld-Stegen Hartwigsahl, Poggensee und Bargteheide registriert werden.

In dem Nest auf einem Bauernhaus in Hoisdorf waren zwischen 1971 und 2000 insgesamt 50 Junge groß geworden. Danach war es viele Jahre verwaist. „Die Eigentümerfamilie hat sich aber nicht entmutigen lassen und das Nest regelmäßig wieder hergerichtet“, so Andreas Hack. In diesem Jahr seien die Bemühungen endlich wieder mit einem Storchenpaar belohnt worden. Und zwei weiteren Jungen, die längst selbst am Himmel über Stormarn ihre Kreise ziehen.

Nächste Kontrolltour startet am 16. September

Die durch die Storchengebietsbetreuer des Naturschutzbunds (Nabu) Bad Oldesloe jährlich durchgeführte Kontroll- und Instandhaltungstour der Storchennester startet in diesem Jahr voraussichtlich am Sonnabend, 16. September.

Bei der von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn finanziell unterstützten Aktion werden wieder etwa zehn bis 15 Storchennester kontrolliert, gereinigt und, wo nötig, saniert.

Dabei wird im Abstand von drei Jahren das stark verdichtete Nistmaterial von den Horsten abgetragen und mit Holzhackschnitzeln wieder aufgefüllt, wodurch Nässe in den Nestern besser abgeleitet wird.

Zudem wird die Tragfähigkeit der Unterkonstruktion überprüft. Entfernt werden eingeschleppte Fremdkörper wie Plastikfolien und Schnüre, die eine große Gefahr für die Störche darstellen können.

Weitere Infos zu den Störchen gibt es im Internet auf der Homepage www.nabu-badoldesloe.de.

So verteilt sich der Nachwuchs im Kreisgebiet

Bargfeld-Stegen (Hartwigsahl) 2, Bargfeld-Stegen (Tonnenteich) 2, Bargfeld-Stegen (Mittelweg) 0 und 1, Bargfeld-Stegen (Wilhelmshöhe) 1, Bargfeld-Stegen (Elmenhorster Str.) 2 u. 3, Bargteheide (bei Andresen) 0, Bünningstedt 0, Braak (Hof Adolf) 2, Delingsdorf 1, Eichede 1, Fischbek-Mönkenbrook 2, Grande 4, Grönwohld 1, Groß Barnitz 0, Hammoor 2, Heilshoop 3, Hoisdorf 1, Jersbek (Langereihe) 2, Jersbek (Hartwigsahler Weg) 2, Klein Wesenberg 1, Köthel 2, Kronshorst 2 und 3, Langelohe 1, Lasbek-Dorf 3, Lütjensee 0, Meddewade 1, Meilsdorf 3, Mollhagen 1, Neritz 2, Papendorf 2, Poggensee 0, Rethwischfeld 1, Rümpel 3, Seefeld 2, Sprenge 2, Stellau 0, Stemwarde 3, Sühlen 4, Tangstedt (Wilstedt) 3, Tangstedt (Fahrenhorst) 0, Todendorf 2, Tremsbüttel 0, Vinzier 2, Westerau 2, Wiemerskamp 2, Zarpen 2.