Bad Oldesloe. Seit der Sperrung der A1-Anschlussstelle Reinfeld hat sich die Situation verschlimmert. Viele Autos und Lkws nutzen die Strecke.
Für Arndt Michahelles ist es ein riesengroßes Ärgernis. Der Bad Oldesloer wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Straße Düpenau. Ein beschaulicher Weg, mitten im Grünen, hier lässt es sich aushalten – das zumindest könnte man auf den ersten Blick meinen. Doch der Schein trügt. War die schmale Straße nämlich genau so einmal gedacht, als landwirtschaftlicher Wirtschaftsweg, der ansonsten nur von den rund 30 Anwohnern befahren wird, hat das heute nichts mehr mit der Realität zu tun.
Problem: „Seit Jahren wird die Straße immer mehr als Durchgangsstraße genutzt“, sagt Michahelles. Seit der Sperrung der A1-Anschlussstelle Reinfeld habe sich die Situation abermals zugespitzt. Die schmale Straße führt vom Oldesloer Gewerbegebiet Richtung Meddewade und Reinfeld. „Es ist viel gewerblicher, aber auch privater Verkehr“, so Michahelles. Unter anderem Fahrzeuge von Amazon – das Unternehmen ist unweit von der Düpenau im Gewerbegebiet angesiedelt – „brettern in Kolonnen hier durch“, so der Anwohner. Aber auch die Post, Gewerbetreibende aus der Region, Berufspendler und viele mehr seien tägliche Gäste vor seiner Haustür.
Für die Bewohner der Straße ist die Situation eine Belastung
„Ich habe kürzlich eine Zählung vorgenommen“, so Michahelles. In zwölf Stunden habe er 520 Fahrzeuge gezählt. Eine Zählung vor etwa drei Jahren habe etwa 300 Autos ergeben. „Seitdem hat sich das Verkehrsaufkommen nochmals erhöht“, sagt er. So oder so: „Das ist zu viel für diese Straße“, sagt der Anwohner. Sie sei in ihrer Beschaffenheit nicht für den Durchgangs- und Begegnungsverkehr geeinet.
Für die Bewohner der Oldesloer Straße sei die Situation eine große Belastung. „Es ist eine massive Lärmbelästigung“, so Michahelles. Offiziell gilt in dem Streckenabschnitt der Düpenau, in dem Häuser stehen, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern. „Daran hält sich kaum jemand“, beklagt er. Dadurch wirbelten die Fahrzeuge auch große Mengen Staub auf. „Das führt dazu, dass wir den vorderen Teil unseres Grundstücks kaum nutzen können, wenn es nicht gerade geregnet hat“, so Michahelles. Sein Haus verliere durch die Situation an Wert, das sei aber noch nicht das Schlimmste, sagt er: „Mein Sohn hat allergisches Asthma, er verlässt kaum noch das Haus.“
Kinder haben Angst vor rücksichtslosen Rasern
Apropos Kinder: „Um zur Schule zu kommen, gehen meine Kinder die Straße entlang zur Bushaltestelle“, so Michahelles. „Fast jeden Tag kommen sie nach Hause und berichten von Rasern, die rücksichtslos an ihnen vorbeigeschossen sind.“ Für den Vater und seine Familie bedeute die Situation insofern auch reale Angst um die eigene Sicherheit.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum Michahelles angefressen ist: „Vor einigen Jahren wurde die Straße saniert, weil sie in einem schlechten Zustand war.“ 2019 zog er mit seiner Familie in das Haus, zum Zeitpunkt der Sanierung wohnten noch die Großeltern seiner Frau dort – und die wurden als Anwohner kräftig zur Kasse gebeten. „Es wurden damals Straßenbaubeiträge fällig, und zwar der Höchstsatz, mit der Begründung, dass die Straße keine Verbindungsfunktion habe und nur von den Anwohnern genutzt werde.“
2021 wurden Bodenschwellen in die Straße eingebaut – gebracht habe es nichts
Wenn Michahelles heute aus dem Fenster schaut, kann er darüber nur müde lächeln. „Die Straße wurde mittlerweile von den verschiedensten Verkehrsteilnehmern als Alternativstrecke entdeckt“, sagt er. Auch Navigationssysteme leiteten Autofahrer, wenn auf anderen Straßen Stau sei, oft durch die Düpenau. Ein Vor-Ort-Besuch macht das Problem deutlich: Obwohl der Vormittag laut Michahelles keineswegs Rush Hour sei, sonder eher eine ruhige Zeit des Tages, fahren in kurzen Abständen immer wieder verschiedenste Fahrzeuge, private Pkw oder Gewerbetreibende, am Haus vorbei. „Die Frustration ist mittlerweile schon groß“, so Michahelles. Den anderen Anwohnern, mit denen er im Austausch über das Problem sei, gehe es nicht anders.
Das Thema Verkehr in der Düpenau wird in der Stadt seit vielen Jahren diskutiert. Denn das Problem ist alles andere als neu. Um den Verkehr zu beruhigen, wurden 2021 Bodenschwellen in die Straße gebaut. Gebracht habe das laut Michahelles nichts. „Den Fahrern der Gewerbe gehören die Autos ja nicht, denen ist es egal, wenn sie darüber brettern“, sagt er.
CDU möchte das Thema im nächsten Verkehrsausschuss diskutieren
Dass die 2021 beschlossenen Maßnahmen ihre Wirkung spätestens seit Beginn der Sperrung der A1-Anschlussstelle Reinfeld verloren haben, kritisiert auch CDU-Ortsvorsitzender Jens Wieck. Er sei in der Vergangenheit häufig vor Ort gewesen und habe mit den Anwohnern gesprochen. „Eine Straße am Rande der Unzumutbarkeit“ lautet die Überschrift seiner schriftlichen Schilderung der Zustände. „Die Düpenau kommt nicht zur Ruhe“, so der Oldesloer CDU-Vorsitzende. „Der Abriss der Autobahnbrücke hat zur Folge, dass der Verkehr zugenommen hat. Dabei sind es nicht nur Auslieferungsfahrzeuge, die mittlerweile in Kolonnen die Straße als Notlösung ansehen, sondern auch Fahrzeuge, die dem Schwerverkehr zuzuordnen sind“, schreibt Wieck.
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Auch die Sicherheit von Anwohnern, Kindern, Fahrradfahrern und Spaziergängern sei durch den Verkehr gefährdet. Um die Situation zu verbessern, wird die CDU im nächsten Umwelt, Energie- und Verkehrsausschuss nach der Sommerpause im September einen entsprechenden Antrag stellen, kündigte Wieck an: „Dieser beinhaltet, dass für den Zeitraum der Baumaßnahme an der A1 die Düpenau für den Durchgangsverkehr gesperrt wird oder zumindest alternative Lösungen durch die Verwaltung ausgearbeitet werden.“ Die Baumaßnahme soll voraussichtlich bis Jahresende andauern.
Eine Sperrung wäre auch im Sinne von Arndt Michahelles und seiner Familie. Doch wenn er träumen dürfte, ginge diese auch über den Zeitraum der Sperrung der Anschlussstelle Reinfeld hinaus. „Das schönste wäre für uns eine dauerhafte Sperrung, vielleicht in Form einer Sackgassenlösung“, sagt er. Er habe zwar Verständnis dafür, dass es in Sachen Verkehr viele Themen und Probleme in der Stadt gebe, viele Interessen, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Aber, so der Oldesloer: „Was hier passiert, geht einfach nicht.“