Ahrensburg. Im Juni 1967 weihte Axel Springer die Ahrensburger Tiefdruckerei ein. Jetzt feiert Prinovis das Jubiläum mit mehr als 1800 Gästen.

Seit genau 50 Jahren wird in der Tiefdruckerei am Alten Postweg in Ahrensburg ununterbrochen gearbeitet. Rund um die Uhr produzieren die Maschinen Zeitschriften und Kataloge, auch an Wochenenden und Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten. „Vom ersten Tag an gab es einen Drei-Schicht-Betrieb“, sagt Cord Schuster, Geschäftsführer bei Prinovis. Unter diesem Namen firmiert die am 23. Juni 1967 von Verleger Axel Springer eröffnete Druckerei seit dem Jahr 2005.

Mehr als 1800 Mitarbeiter, Ehemalige und deren Familien feierten am Sonntag das Jubiläum auf dem Firmengelände. Von einem „Druckhaus der Superlative“ schrieb die Ahrensburger Zeitung zur Einweihung vor fünf Jahrzehnten. Die 185 Meter lange, 87 Meter breite und 16 Meter hohe Halle habe die Dimension „eines Großstadtbahnhofs“. Der Stromverbrauch des Werks mit 1200 Mitarbeitern sei höher als der der gesamten Stadt Ahrensburg.

Das Vorzeigeprodukt der Anfangsjahre, die Fernsehzeitschrift „Hörzu“, wird noch heute in den äußerlich kaum veränderten Hallen gedruckt. Aber auch andere bekannte Zeitschriften wie „Stern“, „TV Digital“ und „Sport Bild“ sowie etliche Hochglanzkataloge in Millionenauflagen finden von Ahrensburg ihren Weg quer durch die Republik.

Diamantwerkzeuge gravieren Druckdaten in Kupferhaut

Die Schlossstadt ist neben Nürnberg, Dresden und Liverpool einer der vier Prinovis-Druckstandorte. Etwa 500 der insgesamt 2200 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Die gesamte vom Unternehmen bedruckte Papierfläche liegt bei gut 28.800 Quadratkilometern im Jahr. Damit könnte fast ganz Belgien zugedeckt werden.

Fast 5000 Kilogramm wiegen die Papierrollen in der Rotation
Fast 5000 Kilogramm wiegen die Papierrollen in der Rotation © Andreas Laible | Andreas Laible

Von Anfang bis zum Ende kommt es auf Präzision an. Das gilt auch beim ersten Schritt, der Gravur der Kupferzylinder. Sie haben einen Stahlkern, wiegen 600 bis 2100 Kilogramm und sind 2,52 bis 3,74 Meter lang. Ihr Geheimnis ist die sogenannte Ballardhaut, eine 80 bis 100 Mikrometer („Mü“) dünne, immer wieder abziehbare und neu aufzutragende Kupferschicht.

Bei der Gravur der dünnen Haut der Kupferzylinder ist Präzision wichtig
Bei der Gravur der dünnen Haut der Kupferzylinder ist Präzision wichtig © Andreas Laible | Andreas Laible

Wenn die elektronischen Druckdaten in Ahrensburg eintreffen, werden sie so umgewandelt, dass sie als winzige Näpfchen mit Diamantwerkzeugen eingraviert werden. Um eine bessere Haltbarkeit für hohe Auflagen zu erreichen, kommt eine Chromschicht von bis zu sieben Mü hinzu – das sind sieben Tausendstel Millimeter.

Ein Kransystem unter der Decke hebt die fertigen Zylinder in die nächste Halle, in der die Rotationsmaschinen stehen. Da der gesamte Ablauf per Computer festgelegt ist, landen sämtliche Teile vollautomatisch am richtigen Platz. Sicherheitshalber werden aber alle Zylindernummern und Achsen noch mal kontrolliert.

Im Hochregallager warten die Paletten auf den Versand

Das gilt auch für die 3,50 Meter breiten und 4735 Kilogramm schweren Papierrollen, auf denen gerade der neue „Stern“ gedruckt wird. Wie im gesamten Unternehmen kommt ausschließlich Papier zum Einsatz, das nach den Nachhaltigkeitsstandards FSC oder PEFC zertifiziert ist.

„In 28 Minuten ist eine Rolle durch“, sagt Schichtführer Rainer Bätjer, der seit dem Beginn seiner Lehre 1984 in der Druckerei arbeitet. Selbst beim Wechsel läuft die Maschine weiter: Automatisch wird die neue Papierrolle angeklebt und die leere Trommel anschließend abtransportiert.

Ein Stapelfahrer bringt eine Rolle aus dem Druck zur Weiterverarbeitung
Ein Stapelfahrer bringt eine Rolle aus dem Druck zur Weiterverarbeitung © Andreas Laible | Andreas Laible

Im Leitstand in der Mitte der Halle haben Bätjer und seine Kollegen alle acht Druckwerke im Blick. Auf den Monitoren sehen sie unter anderem, ob Farbabstimmung und Temperaturen noch stimmen. Vor der großen Fensterfront sind die Gabelstaplerfahrer unterwegs, bringen die fertigen Rollen mit den Zeitschriftenteilen in die nächste Halle zur Weiterverarbeitung. Wichtigstes Gerät ist dabei ein kleiner Handscanner, der beim Aufladen und Abstellen zum Einsatz kommt: So weiß das System jederzeit genau, wo welche Rolle und Palette gerade steht.

„Die meiste Arbeit haben wir beim Einrichten der Maschinen“, sagt Norbert Kogel. Ist das erledigt, können jede Stunde mehr als 40.000 Zeitschriften geheftet, geschnitten, verpackt und gestapelt werden. Aktuell steht die leuchtende Anzeige auf 26.000 Exemplaren je Stunde, weil Beilagen die Geschwindigkeit begrenzen.

1967 größte Tiefdruckerei des Kontinents

1965: Im Februar beginnt der Axel Springer Verlag mit dem Bau einer Tiefdruckerei im Ahrensburger Gewerbegebiet. Die Rotations- und Weiterverarbeitungshalle ist allein 165 mal 67 Meter groß.

1967: Am 23. Juni wird die „größte und modernste Tiefdruckerei des Kontinents“ eingeweiht.

1968: Die Kapazität steigt auf 13 Maschinen mit 89 Druckwerken.

1977: Der Auftrag für die Mitgliederzeitschrift „ADAC Motorwelt“ wird übernommen. Die Auflage steigt von rund 5,1 auf 10,3 Millionen im Jahr 1991.

2001: Beginn einer umfassenden Modernisierung der Maschinen.

2005: Die Axel Springer AG sowie die Bertelsmann-Unternehmensbereiche Arvato und Gruner+Jahr führen ihre Betriebe im neuen Tiefdruckunternehmen Prinovis zusammen. In Ahrensburg arbeiten etwa 800 Beschäftigte.

2015: Axel Springer verkauft seinen 25,1-Prozent-Anteil an den Haupteigentümer Bertelsmann.

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Sind die Paletten fertig gepackt, rücken wieder die Gabelstapler an, die wie Ameisen unermüdlich über die Fliesen flitzen. Der Weg führt ins Hochregallager, in dem die Paletten auf den Versand warten. Kommt der Lastwagen an der Rampe an, steht die Fracht bereits in der richtigen Reihenfolge bereit. Wenn es mal besonders schnell gehen muss, entfällt die Schleife durch das Lager. Dann bringen die Stapler Zeitschriften und Kataloge direkt in die Lkw. Tag und Nacht seit 50 Jahren.