Ammersbek. Investor steigt aus Projekt aus. Grundstückseigentümer appellieren an Verwaltung und Politik, zuerst den B-Plan zu ändern.

Im gesamten Kreis Stormarn suchen die Kommunen größtenteils erfolglos nach Grundstücken für dringend benötigte neue Wohnungen. In Ammersbek wollen vier Eigentümer Bauflächen bereitstellen – und wundern sich, dass sie seit Jahren keine Unterstützung bekommen. „Wir haben in etlichen Gesprächen wirklich alles versucht, doch jetzt sind Verwaltung und Politik in der Pflicht“, sagt Karl-Heinz Gauger, Bevollmächtigter der Gruppe. Man könne nicht auf der einen Seite darüber klagen, keine geeigneten Areale zu haben, auf der anderen Seite aber entsprechende Angebote ignorieren.

Es geht um ein rund 9100 Quadratmeter großes Gelände an der Ecke Hamburger Straße/Bültenbarg direkt an der Grundschule Hoisbüttel. Pächter der im B-Plan festgelegten „privaten Grünflächen mit Dauerkleingartennutzung“ ist der 1948 gegründete Kleingartenverein Neue Heimat.

Baufirma wollte Kleingärtner in Ammersbek Umzug finanzieren

Im Juli 2021 präsentierte die Deutsche Reihenhaus AG (DRH), die auf dem benachbarten ehemaligen Betonwerk Feddern 19 vergleichsweise günstige Reihenhäuser errichtet hat, einen Vorschlag: Den Kleingärtnern sollte der Umzug auf ein angrenzendes Ausgleichsareal finanziert werden, um auf dem Altgrundstück weitere 32 Reihenhäuser bauen zu können.

Der Kleingartenverein soll bei der genauen Lage der Umzugsfläche mitreden können.
Der Kleingartenverein soll bei der genauen Lage der Umzugsfläche mitreden können. © HA Grafik | Frank Hasse

„Wir haben das Projekt gestoppt“, sagt DRH-Sprecher Achim Behn jetzt. „Der Plan liegt auf Eis.“ Grund ist, dass man trotz intensiver Bemühungen die Pächter der Kleingärten nicht zum Umzug bewegen konnte. Dabei habe man „wirklich großzügige Angebote“ gemacht. Unter anderem sollten neue Lauben und auch ein Strom- und Duschhaus mit Wasserversorgung finanziert werden. Bei den zuerst gebauten Reihenhäusern war die Nachfrage so groß, dass rund 130 Interessenten auf der Warteliste leer ausgingen.

Kleingartenverein fordert langfristige Sicherheit für die Parzellen

„Das eigentliche Problem ist: Rechtlich gesehen sind zunächst einmal Verwaltung und Politik für alle Inhalte der Bauleitplanung zuständig“, sagt Karl-Heinz Gauger. Nur sie seien in der Lage, den Beschluss über die aktuelle Dauerkleingartenfläche aufzuheben und auf ein Ersatzgelände zu übertragen. Erst dann hätten die Kleingärtner die von ihnen geforderte Sicherheit, dass ihre Parzellen langfristig erhalten bleiben. Der Vereinsvorstand hatte klargemacht, dass ein Umzug strikt ausgeschlossen sei, wenn man jederzeit eine andere Nutzung befürchten müsse.

Doch Bürgermeister Horst Ansén betonte stets, dass es keinen Anlass gebe, etwas zu unternehmen, solange es keine Einigung über die Nutzung der Grundstücke gebe. Das sahen auch die Parteien so.

Ammersbek ist Mitglied im Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen

„Wir wollen ja niemand vertreiben, sondern alle Interessen berücksichtigen“, sagt Uwe Burmester, dem der Großteil der betroffenen Flächen gehört. Die Kleingärtner bekämen neue Hütten und eine moderne Anlage. Bei der genauen Lage der Umzugsfläche könnte der Verein auch mitreden. Die Gemeinde hätte mehr Wohnraum in direkter Lage zu Kindergarten, Grundschule, Geschäften und dem U-Bahnhof. Die Eigentümer könnten ihre Grundstücke verkaufen, der Investor sein Projekt umsetzen.

So stellte sich der Investor die 38 Reihenhäuser an der Straße Bültenbarg (vorn) vor.
So stellte sich der Investor die 38 Reihenhäuser an der Straße Bültenbarg (vorn) vor. © Deutsche Reihenhaus AG

Karl-Heinz Gauger erinnert daran, dass Ammersbek ebenso wie 35 weitere Kommunen und auch die Deutsche Reihenhaus AG Mitglied im Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen ist. Das hat sich das – bislang unerreichte – Ziel gesetzt, jährlich bis zu 500 attraktive und bezahlbare Wohnungen zu errichten. „Alle Seiten wollen etwas tun, dann sollte man auch anpacken“, sagt Sven Schwartz, dessen Frau ebenfalls eine Teilfläche besitzt.

Ist ein verständnisvoller Umgang doch wieder möglich?

Gauger ergänzt, dass sich die Parteien im Ort für eine sinnvolle Verdichtung in bestehenden Wohngebieten ausgesprochen hätten. „Es sollte jede sich bietende Möglichkeit in unserer Gemeinde genutzt werden, um den zügigen Wohnungsbau zu fördern“, sagt er. Deshalb appellierten die Eigentümer an die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik, beim Bültenbarg endlich von sich aus aktiv zu werden. Einen Vorstoß in diese Richtung gab es bereits 1999, der jedoch abgelehnt wurde

Nicht nur junge Familien suchten dringend günstige Häuser im Hamburger Umland. Durch den Zuzug von Arbeitskräften und Flüchtlingen werde weiterer Wohnraum benötigt. Karl-Heinz Gauger sieht sogar Parallelen zu den ersten Kleingärtnern um 1950: Die Mehrzahl seien damals Ausgebombte und Flüchtlinge gewesen, denen am Bültenbarg Ackerflächen zum Anbau von Obst und Gemüse für eine geringe Pachtgebühr zur Verfügung gestellt wurden.

Von den rund 30 Parzellen wären 18 bei einem Umzug betroffen. Zumindest die Gruppe der Grundstückseigentümer hat die Hoffnung nicht aufgegeben, die offensichtlich verhärteten Fronten aufzuweichen. Karl-Heinz Gauger sagt: „Wir erwarten besonders im Hinblick auf den weiterhin bestehenden Pachtvertrag, dass beide Parteien künftig wieder verständnisvoller miteinander umgehen.“