Ahrensburg. Warum Mara Nowak, Pia Dietz und Janne Hümme für ihre Parteien in den Wahlkampf ziehen. Was sie eint und was sie trennt.

Sie sind 19 Jahre jung, weiblich und wild entschlossen. Frischen Wind in den Kreistag Stormarn bringen zu wollen, dieser Ehrgeiz eint Mara Nowak, Pia Dietz und Janne Hümme. Das Trio startet in die heiße Phase des Kommunalwahlkampfs – bei Podiumsdiskussionen, an Infoständen, an den Haustüren der Bürger, auf Wahlplakaten in den Städten und Gemeinden. Was die jungen Frauen antreibt, woher sie kommen und warum sie sich kommunalpolitisch engagieren, das haben sie unserer Redaktion erzählt.

Noch immer sind Frauen in der Kommunalpolitik deutlich unterrepräsentiert. Im Kreistag sind 25 der 64 Abgeordneten weiblich, in der Stadtverordnetenversammlung Ahrensburg zwölf von 40, in Bad Oldesloe elf von 33, in den Stadtvertretungen Bargteheide und Reinbek zehn von 32 beziehungsweise sieben von 31. An diesem Missverhältnis soll sich möglichst schon bei den Kommunalwahlen am 14. Mai etwas ändern, finden Mara, Pia und Janne.

Ein Anruf von CDU-Fraktionschef Wagner

„Ich bin kein Fan von Quoten“, sagt Mara Nowak. Bei der Besetzung wichtiger Funktionen sollte das Geschlecht des Bewerbers keine Rolle spielen, sondern einzig und allein Eignung, Kompetenz und Expertise, so die Steinburgerin, die an der Anne-Frank-Schule in Bargteheide ihr Abitur gemacht hat und jetzt in Kiel Jura studiert.

Dennoch findet sie gut, dass ihre CDU die Kandidatenliste für den Kreistag geschlechterparitätisch aufgestellt hat. „Das ist Teil unserer Frauenförderstrategie, die ich sehr begrüße“, sagt Mara. Sie habe zuvor schon selbst über eine Kandidatur nachgedacht. Umso erfreuter sei sie dann aber gewesen, als sie einen Anruf von CDU-Fraktionschef Joachim Wagner bekam, der sie zu einer Kandidatur ermutigte.

Eine Feuerwehr für die Ukraine organisiert

Aufgefallen war Nowak, durch ihr Engagement in der Jungen Union und ihre Mitarbeit als sogenanntes bürgerliches Mitglied im Kreistagsausschuss für Schule, Kultur und Sport sowie im Jugendhilfeausschuss. Sich einzubringen und die Geschicke des Kreises und der Kommunen mitgestalten zu wollen, finde sie wichtig.

Dabei schaut die passionierte Reiterin auch über den Tellerrand hinaus. Mit Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sammelte sie in Steinburg mit ihrem Vater und dem Lions Club 14.000 Euro an Spenden für ein Feuerwehrfahrzeug samt Helmen und Atemgeräten. Das hat sie dann persönlich bis zur polnisch-ukrainischen Grenze begleitet und dort übergeben.

Ehrgeiz, den Wahlkreis direkt zu gewinnen

Wichtig sind ihr neben einer noch stärkeren Frauenförderung unter anderem eine bessere landwirtschaftliche Ausbildung an den Berufsschulen, die Sicherung des Schwimmunterrichts, mehr Treffpunkte und psychologische Hilfen für Kinder und Jugendliche sowie eine unabhängige Förderung kultureller Institutionen.

Dass sie jetzt als CDU-Kandidatin in Trittau antritt, empfindet Nowak keineswegs als Nachteil. Dort habe sie lange Selbstverteidigung trainiert und noch immer viele Kontakte. „Zu kämpfen und mich durchzubeißen, das habe ich in Trittau gelernt. Deshalb schreckt mich Listenplatz 16 auch nicht. Mein Anspruch ist, den Wahlkreis direkt zu gewinnen“, sagt sie selbstbewusst.

Freiwilliges Soziales Jahr beim Kreisjugendring

Sozialdemokratin Pia Dietz wurde auf Listenplatz vier ihrer Partei nominiert. Geboren in Friedrichshafen am Bodensee kam sie 2009 nach Ahrensburg und lebt nun seit einem Jahr in Bargteheide. Nach dem Abitur an der Selma-Lagerlöf-Schule in der Schlossstadt 2022 absolviert sie gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Kreisjugendring und ist dort insbesondere für Demokratiebildung und Internationales zuständig.

„Politik hat mich schon immer interessiert“, sagt Pia, die nach dem FSJ Politikwissenschaften und Soziologie studieren will. Sie war Kreisschülersprecherin, hat sich in der Arbeitsgemeinschaft Bildung eingebracht, war Ersthelferin bei der jüngsten Landtagswahl und Mitglied des Freundeskreises für Flüchtlinge in Ahrensburg. „Und da ich durch meine Großmutter Anke schon immer sozialdemokratisch geprägt worden bin, habe ich mich Anfang 2021 den Jusos angeschlossen und bin einige Monate später SPD-Mitglied geworden“, sagt sie.

Die gängige Rollenverteilung aufbrechen

Den innerparteilichen Diskurs fand sie so spannend, dass sie auch gleich am Wahlprogramm ihrer Partei mitgearbeitet hat. „Jugend und Bildung, Sicherheit und Mobilität, bezahlbares Wohnen, die Gleichstellung von Mann und Frau – da gibt es noch so vieles zu verbessern, dafür lohnt persönliches Engagement allemal“, ist Dietz überzeugt.

Dabei will die leidenschaftliche Tänzerin (Standard und Jazz) und Reiterin mehr als nur Quotenfrau sein. „Für gute, tragfähige kommunalpolitische Beschlüsse braucht es ein Gleichgewicht diverser Sichtweisen, die sich aus verschiedenen Lebensrealitäten speisen“, sagt Pia Dietz. Damit Frauen mehr gehört werden, sei es notwendig, die gängige Rollenverteilung aufzubrechen, um ihnen mehr Partizipation zu ermöglichen. Dafür sollte es mehr hybride Sitzungen geben und auch über Babysitter-Zuschüsse nachgedacht werden.

Praktikum beim FDP-Fraktionschef in Berlin

Janne Hümme hat gerade ein Praktikum bei Christian Dürr, dem FDP-Fraktionschef im Deutschen Bundestag, hinter sich und arbeitet aktuell für den FDP-Landtagsabgeordneten und ehemaligen Wirtschaftsminister Schleswig-Holsteins, Bernd Buchholz. „Die Freien Demokraten stehen aus meiner Sicht am konsequentesten für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte ein, ich mag ihren starken Fokus auf Bildung und Selbstbestimmung“, sagt die gebürtige Hamburgerin, die in Ahrensburg lebt.

Nach dem Abitur am Eric-Kandel-Gymnasium wird sie ab September Rechtswissenschaften und Politik an der renommierten Bucerius Law School in Hamburg studieren. „Ich will Menschen helfen, das treibt mich schon seit der achten Klasse um“, sagt Janne. Dieses Studium eröffne ihr viele Möglichkeiten, Dinge zum Positiven zu verändern, ebenso wie ein kommunalpolitisches Mandat.

„Unser Wahlprogramm bietet da viele gute Ansätze, von der Forderung nach einer kostenlosen Schülerbeförderung über mehr frühkindliche Bildung und Schulsozialarbeit bis zu einer stärkeren Unterstützung des Mittelstands“, sagt Janne. Bei all diesen Themen sei es wichtig, dass Frauen ihre Sichtweisen einbringen. Zumal sie einen bedeutenden Teil der Bevölkerung repräsentierten.

„Hier hat bereits ein großes gesellschaftliches Umdenken eingesetzt. Es ist absolut positiv, dass sich mehr Frauen einbringen“, sagt Janne Hümme, die auf der FDP-Liste Platz fünf einnimmt. Abseits der politischen Arbeit lässt sie sich auch gern von der Formel 1 und den Fußballern von Borussia Dortmund begeistern. Und wie ihre beiden Kolleginnen ist sie ebenfalls eine passionierte Reiterin.

Ob es dem Trio tatsächlich gelingt, den Kreistag aufzumischen, wird sich zeigen. Jünger und weiblicher zu werden, kann dem Gremium jedenfalls nicht schaden.