Ahrensburg. Polizeibeamte waren am Freitag in Ahrensburg auf Präventionsstreife. Denn die Einbruchszahlen steigen.
Mal eben kurz einkaufen und das Fenster gekippt lassen: Für Einbrecher ist diese Situation ein Geschenk. Schneller, als man gucken kann, sind sie eingestiegen, haben das Hab und Gut gestohlen und sind unerkannt über alle Berge. Für die Hausbesitzer droht bei der Heimkehr das böse Erwachen.
Um Stormarner Bürgerinnen und Bürger für solche Situationen zu sensibilisieren, haben die Polizeibeamten des Sachgebiets Prävention der Polizeidirektion Ratzeburg am Freitag erneut eine Aktion zur Bekämpfung von Wohnungseinbruchdiebstahl umgesetzt. Acht Polizistinnen und Polizisten waren in vier Teams an unterschiedlichen Einsatzorten auf Streife unterwegs.
Die Einbruchszahlen steigen nach ruhigeren Coronajahren wieder an
„Wir sprechen heute gezielt Bürgerinnen und Bürger an, bei denen wir offensichtlich fahrlässiges Verhalten feststellen“, sagt Sachgebietsleiterin Rena Bretsch, die mit ihrer Kollegin Andrea Barnack im Wohngebiet Gartenholz unterwegs ist. Die Zahlen der Einbrüche steigen im Kreis nach den ruhigeren Corona-Jahren wieder an. „2022 gab es in Stormarn 177 Delikte, 2021 waren es noch 93“, so Bretsch. Unter Corona seien die Zahlen gesunken, weil die Leute mehr zu Hause und die Bedingungen für Einbrecher schwieriger waren. Nun gehen sie wieder nach oben.
Umso wichtiger, die Menschen entsprechend zu schulen. Die erste Station der Polizistinnen ist ein Mehrfamilienhaus. Es steht ein Fahrrad vor der Tür, das nicht angeschlossen ist. Bretsch und Barnack klingeln, machen eine junge Frau als Besitzerin aus. „Ich weiß, dass es eigentlich angeschlossen sein sollte“, sagt sie. Ihr Fahrradschloss sei kaputt, darum muss sie sich kümmern. Für die Erinnerung der Polizistinnen bedankt sie sich.
Gekippte Fenster und Leitern sind eine Einladung für Einbrecher
Diese Reaktion hört Rena Bretsch oft: „Meistens wissen die Leute, dass ihr Verhalten falsch ist, aber handeln aus Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit so.“ Doch an diesem Tag sind die Polizistinnen mit den Bürgern zufrieden, finden wenige offensichtliche Einladungen an Einbrecher, ihr Unwesen zu treiben.
„Gekippte Fenster und Aufstiegsmöglichkeiten wie Leitern sollten unbedingt vermieden werden“, sagt die Sachgebietsleiterin. Außerdem solle darauf geachtet werden, dass Häuser immer bewohnt aussehen. „Wer im Urlaub ist, sollte einen Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren.“ Rollläden seien ein zweischneidiges Schwert. Bretsch: „Einerseits schützen sie, andererseits zeigen sie auch die Abwesenheit, wenn sie über einen längeren Zeitraum heruntergelassen sind.“
Oft ergreifen Einbrecher spontan günstige Gelegenheiten
Übrigens: Bestimmte Häuser oder Wohngegenden, die besonders gefährdet sind, gibt es nicht. „Jeder kann Opfer von Einbruch werden“, sagt Bretsch. „Ob Ein- oder Mehrfamilienhaus, Erdgeschoss oder Obergeschoss.“ In teure Villen, in denen mutmaßlich viel zu holen ist, werde nicht häufiger eingebrochen als in Single-Wohnungen. „Meist ergreifen die Einbrecher spontan günstige Gelegenheiten“, so Bretsch. Dafür warten Einbrecher oft die Dunkelheit ab. Aber auch tagsüber, wenn die Menschen bei der Arbeit sind, kommt es zu Einbrüchen. Entwendet werde alles, was der Einbrecher finden könne: Bargeld, Schmuck oder auch technische Geräte.
Deshalb kann es sinnvoll sein, solche und weitere Wertgegenstände in einem Safe zu lagern. Auch Alarmanlagen seien mitunter eine sinnvolle Anschaffung. Neben Präventionsmaßnahmen zum richtigen Verhalten wie Vorträgen oder eine Streife wie an diesem Freitag, führt die Polizei auch kostenlose technische Beratungen durch. Da geht es darum, wie man sein Haus bestmöglich vor Einbruch schützt – zum Beispiel durch zertifizierte einbruchhemmende Türen und Fenster.
Nachbarn sollten achtsam sein und im Zweifel die 110 wählen
Um sich vor Einbruch zu schützen, sei neben technischen Gegebenheiten wie sicheren Fenstern und hochwertigen Türschlössern auch das richtige Verhalten wichtig. „Nachbarn sollten achtsam sein und unbedingt die 110 wählen, wenn sie etwas Komisches beobachten“, so Bretsch. Türen sollten immer verschlossen werden, Schlüssel niemals unter der Fußmatte oder ähnlichen Verstecken deponiert werden.
Das häufigste Vergehen, dem Bretsch und ihre Kollegin am Freitag begegnen, sind gekippte Fenster. Die können nicht nur im Erdgeschoss zur Gefahr werden, sondern auch im Obergeschoss, wenn das Fenster für Einbrecher durch eine Leiter, eine Mülltonne oder eine andere Aufstiegsmöglichkeit erreichbar ist. Nicht immer öffnen die Bewohner den Polizistinnen die Tür. „In diesen Fällen hinterlassen wir im Briefkasten einen Merkzettel zum Schutz vor Einbruch“, sagt Bretsch.
Ahrensburger Manfred Kuhn ist dankbar für die Hilfe der Polizei
Das nächste gekippte Fenster kann aber einem Besitzer zugeordnet werden. Die Beamtinnen werden auf ein Kippfenster im Erdgeschoss aufmerksam. Sie klingeln an der Tür, Manfred Kuhn öffnet. Zunächst ist die Aufregung groß, steht doch nicht jeden Tag die Polizei vor der Tür. Als die Polizisten erklären was los ist, beruhigt Kuhn seine Frau und seinen Hund. „Hier wird niemand verhaftet.“ Barnack erklärt, warum das gekippte Fenster zum Problem werden kann.
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„Aber wir sind doch zu Hause“, sagt Kuhn. Doch sogar das schützt nicht immer vor Einbruch. „Lassen Sie sicherheitshalber die Zimmertüren offen“, sagt Bretsch. So merkt man schnell, wenn etwas nicht stimmt. Das leuchtet dem Ahrensburger ein. Die Polizistinnen bedanken sich für seine Einsicht. Und auch Kuhn ist zufrieden: „Danke, dass Sie sich um uns kümmern.“