Tremsbüttel. Die Entscheidung entsetzt Bürgermeister Stefan Schacht. Dehoga-Chef Axel Strehl erwartet weitere Schließungen innerhalb der Branche.

Bei nahezu jedem Plausch in Tremsbüttel kommt in diesen Tagen ein Thema zur Sprache: das Aus für das Hotel im Schloss (wir berichteten). „Das macht alle im Dorf traurig“, sagt Bürgermeister Stefan Schacht (CDU). „Ich persönlich bin entsetzt.“ Der 54-Jährige verbindet wie viele andere der 2000 Menschen im Ort besondere Erinnerungen mit dem Denkmal. Er ist in Sichtweite aufgewachsen, hat als Kind immer im Gebäude und im Park gespielt.

„Für einige Angestellte ist das eine Tragödie“

Stefan Schacht, Bürgermeister von Tremsbüttel
Stefan Schacht, Bürgermeister von Tremsbüttel © CDU Tremsbüttel

Geschäftsführerin Silke Strathmann hatte überraschend angekündigt, den Betrieb des 50-Zimmer-Hotels einzustellen. Hauptgrund sei die Corona-Krise: Seit Mitte März waren Veranstaltungen verboten, wodurch das Kerngeschäft für das auf Firmentagungen und Privatfeiern spezialisierte Hotel komplett wegbrach. Die Mitarbeiter sollen ihre Kündigungen zum 30. September bekommen haben.

„Für einige ist das eine Tragödie“, sagt Stefan Schacht, der von Angestellten über die bevorstehende Schließung erfahren hatte. Er kenne unter anderem ein Ehepaar, das im Hotel beschäftigt sei. „Da werden beide auf einen Schlag arbeitslos. Und jeder weiß, wie gering die Chancen sind, bei der momentanen Lage in der Branche neue Jobs zu finden.“

Strenge Auflagen für die geplanten Hochzeiten

Aber auch für Tremsbüttel sei die Nachricht ein schwerer Schlag. „Das Schloss ist schließlich unser Wahrzeichen und auch ein Touristenmagnet“, so der Bürgermeister. So wollten viele Anrufer von ihm wissen, wann der wegen Corona geschlossene Park endlich wieder geöffnet sei. Die Kirche habe ihren Open-air-Pfingstgottesdienst dort gefeiert, die Feuerwehr ihren Ball. Betroffen seien auch etliche Zulieferer, die bei Veranstaltungen jeglicher Art Aufträge übernommen hätten.

Die Amtsverwaltung habe für die Nutzung des Trauzimmers im Schloss noch einen Vertrag bis Jahresende. „Dort sind rund 30 Hochzeiten geplant“, sagt Schacht. Allerdings gebe es jetzt strenge Auflagen. So dürften die Beteiligten erst kurz vor der Zeremonie ins Gebäude und hinterher auch im Garten keine Fotos machen. „Doch das sind wichtige Dinge für die Brautpaare“, so Schacht.

Gasthof Schwarzenbeck hat nach 143 Jahren aufgegeben

Der Bürgermeister mag nicht glauben, dass die Corona-Pandemie der alleinige Anlass für die Entscheidung ist. „Jetzt hoffe ich, dass sich womöglich ein neuer Pächter findet und das Projekt übernimmt“, sagt Schacht.

Die Geschäftsaufgabe wird nicht die letzte in der Corona-Krise sein, da ist sich Axel Strehl, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Schleswig-Holstein, sicher. „Es werden noch mehr Betriebe schließen müssen“, sagt der Gastwirt, der selbst ein Restaurant mit deutscher Küche in Ahrensburg führt. Noch immer sei die Unsicherheit in der Bevölkerung groß, das spüre nicht nur die Gastro- und Veranstaltungsbranche.

Corona-Verluste seien nicht mehr aufzufangen gewesen

„Wir müssen den Weg zurück zur Normalität finden“, sagt Strehl, „die Menschen müssen ihr Vertrauen zurückgewinnen.“ Dabei sei der richtige Pfad nicht einfach zu finden. „Einerseits wollen wir alle möglichst schnell wieder wie gewohnt arbeiten“, so Strehl. „Andererseits wollen wir auch alles dafür tun, einen zweiten Lockdown zu verhindern.“ Den würden etliche Unternehmen nicht mehr verkraften.

Anfang Juni hatte bereits eine der traditionsreichsten Gaststätten im Kreis Stormarn aufgegeben: der 143 Jahre alte Gasthof Schwarzenbeck im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst. Seit 2008 führten die Brüder Jörn (40) und Sönke Schwarzenbeck (43) den Betrieb in sechster Generation. Mit ihrem Vater Bernd (69) hätten sie lange über den historischen Entschluss diskutiert.

„Corona war dabei nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, sagte Jörn Schwarzenbeck. Der Verlust durch den Ausfall aller Familien- und Vereinsfeiern wäre nicht mehr aufzufangen. Hinzu seien die immer schwierigere Personalsuche und der hohe Bürokratieaufwand durch immer neue gesetzliche Vorgaben gekommen.