Ahrensburg. Grund sind höhere Kosten für Energie und Chemikalien, die in den Klärwerke benötigt werden. So viel zahlen Ahrensburger künftig.
Ahrensburger müssen sich ab dem kommenden Jahr auf deutlich höhere Abwassergebühren einstellen. Das geht aus einer Beschlussvorlage der Verwaltung für die kommende Sitzung des Werkausschusses am Donnerstag, 10. November, hervor. Demnach soll die Abgabe für die Schmutzwasserbeseitigung von derzeit 1,79 Euro pro Kubikmeter um 20 Cent auf künftig 1,99 Euro je Kubikmeter angehoben werden. Gelten soll der neue Gebührensatz ab dem 1. Januar 2023.
Ein vierköpfiger Haushalt mit durchschnittlichem Wasserverbrauch zahlt in der Folge im kommenden Jahr etwa 40 Euro mehr als bislang. Henning Wachholz, Werkleiter der Stadtbetriebe Ahrensburg, die in der Schlossstadt für die Abwasserentsorgung zuständig sind, begründet die Erhöhung mit gestiegenen Preisen in der Abwasseraufbereitung.
Abwassergebühren in Ahrensburg sollen ab 2023 deutlich steigen
Er verweist auf eine Verdopplung der Energiekosten seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und eine geplante Tariferhöhung für die Beschäftigten um fünf Prozent. Als weiteren Grund führt Wachholz die gestiegenen Preise für Fällmittel an. Wie berichtet, werden Chemikalien, die in den Klärwerken benötigt werden, um Phosphor aus dem Abwasser zu filtern, derzeit knapp. Besonders das gängige Fällmittel Eisen-III-Chlorid ist laut Kläranlagenbetreibern kaum noch zu bekommen. Das Eisensalz entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von Titandioxid. Dieses wird als weißes Pigment als weißes Farbpigment für Lacke, Papier und Kunststoff verwendet.
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Viele Hersteller haben ihre Produktion aber infolge des Krieges in der Ukraine gedrosselt, weil sie sich nicht mehr rentiert. Grund ist der massive Preissprung bei Salzsäure, die wiederum zur Erzeugung von Titandioxid notwendig ist und deren Herstellung sehr energieintensiv ist. „Die Weltmarktpreise für Salzsäure sind teilweise um 450 Prozent gestiegen“, sagt Olaf Grönwald, Leiter des Klärwerks in Ahrensburg. Weil Eisensalze kaum noch zu bekommen sind, werden in der Anlage jetzt stattdessen Aluminiumsalze als Fällmittel eingesetzt. Diese sind allerdings teurer und weniger effizient.
Hohe Phosphorkonzentration im Abwasser schadet Flüssen und Seen
Bereits Anfang September hatte Wachholz deshalb im Werkausschuss gewarnt, dass eine Anpassung der Abwassergebühr notwendig werde. Phosphorverbindungen gelangen unter anderem als Bestandteil menschlicher Exkremente ins Abwasser. Eine zu hohe Konzentration schadet Flüssen und Seen. „Es kann es zu einer geradezu explosionsartigen Algenblüte kommen, die Algen verfaulen dann wiederum und ziehen bei diesem Prozess den Sauerstoff aus dem Wasser“, erklärt Grünwald das Problem.
In der Folge eutrophieren die Gewässer, kippen um, wie es in der Umgangssprache heißt. Andere Lebewesen sterben dann ab. Die Gebühren für die Beseitigung des Niederschlagswassers und die Abfuhr des Abwassers aus Sammelgruben und des Schlamms aus Kleinkläranlagen sollen unverändert bleiben.
Werkausschuss Do 10.11., 19.30, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9