Ahrensburg. Nach den Herbstferien werden Familien auf eine Geduldsprobe gestellt: Fünf Tage lang fahren kaum Busse im Norden.

Für Tausend Schüler enden die Herbstferien in Schleswig-Holstein mit einer schlechten Nachricht: Zum Wiederbeginn des Unterrichts fallen die meisten Schulbusse aus. Ver.di Nord hat die Beschäftigten von privaten Busunternehmen wie Autokraft, Dahmetal und Ahrensburger Busbetriebsgesellschaft (ABG) für Montag bis Freitag, 24. bis 28. Oktober, zu einem fünftägigen Warnstreik aufgerufen. „Wir erwarten starke Einschränkungen“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG, zu der die Autokraft gehört.

Das Unternehmen hat bereits einen Notfahrplan herausgegeben. Demnach werden allein in Stormarn unter anderem Schulbuslinien nach Bargteheide wie 8112 und 8113 (beide ab Ammersbek), 8114 (ab Bargfeld-Stegen über Elmenhorst), 8115 (ab Bad Oldesloe über Tremsbüttel) und 8118 (ab Delingsdorf) komplett gestrichen. Ähnlich dürfte die Situation in den meisten anderen Teilen des Kreises sein. Auch die Stadtverkehre in Ahrensburg und Bad Oldesloe sind betroffen.

Warnstreik bei Busunternehmen: Eltern sollten Schülertransporte privat organisieren

„Für Eltern ist es besser und sicherer, wenn sie die Schülertransporte kommende Woche privat organisieren“, sagt Björn Schönefeld, Planer für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Stormarner Kreisverwaltung. Der Fachmann erwartet, dass in der Streikwoche etliche Verbindungen ausfallen. Und die Notfahrpläne seien sehr lückenhaft, sodass die Gefahr bestehe, dass Schüler stundenlang auf den Bus warten müssen – wenn er denn überhaupt kommt.

Die Betriebsleiter in den Firmenniederlassungen müssten jeden Morgen um 3.30 Uhr vor Ort sehen, wie viele Fahrer tatsächlich einsatzfähig sind und entsprechend reagieren. So sei es Dahmetal in der Streikwoche vom 10. bis 14. Oktober gelungen, die Linien 364 (Hamburg-Rahlstedt–Trittau) und 369 (Ahrensburg–Trittau) weitgehend aufrechtzuerhalten. Für die Unternehmer bedeuten Ausfälle auch erhebliche finanzielle Einbußen, denn laut Vertrag muss der Kreis Stormarn die nicht geleisteten Fahrten auch nicht bezahlen. Björn Schönefeld hat bereits einige Tarifverhandlungen und Streiks miterlebt. „So verhärtet wie jetzt waren die Fronten noch nie. Das ist eine neue Dimension“, sagt er.

Gewerkschaft und Arbeitgeber greifen sich gegenseitig an

Mit dem Warnstreik reagiert Ver.di auf die Absage des Omnibusverbands Nord (OVN) der für den 18. Oktober vereinbarten Gespräche. „Während wir am Verhandlungstisch gewartet haben, verweilen Teile der OVN-Arbeitgeber im Urlaub und verweigern die Verhandlungen“, sagt Gewerkschaftssprecher Frank Schischefsky. Er vermutet, dass der Verband gar keinen Flächentarifvertrag für die Branche mehr abschließen wolle.

Der OVN hatte seinerseits im Vorfeld betont, ausschließlich an streikfreien Tagen zu verhandeln. Da Ver.di für den 18. Oktober zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen hatte, habe die Gewerkschaft ihren selbst vorgeschlagenen Verhandlungstermin vorsätzlich torpediert. „Wir werden als Arbeitgeber auch weiterhin unsere eigenen Unternehmen an Streiktagen nicht im Stich lassen, zumal wir im Rahmen der Schadensminderungspflicht alles tun müssen, um gleichwohl möglichst viele Verkehre im Interesse der Fahrgäste auf die Straße zu bringen und sei es, indem wir uns selbst ans Steuer setzen“, sagt der OVN-Vorsitzende Klaus Schmidt.

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Ver.di hält dies für eine „Mär“. Das Argument könne tatsächlich nur in kleinen Unternehmen greifen, wo der Geschäftsführer auch Fahrer sei. In großen Busunternehmen wie der Autokraft oder Transdev, die etwa 80 bis 90 Prozent der Fahrer beschäftigten, sei dies mit Sicherheit nicht der Fall. Darüber hinaus habe der OVN angekündigt, zu den Verhandlungen in veränderter Runde anzutreten, da Mitglieder der Tarifkommission im Urlaub seien. „Da wundert man sich sehr“, so Schischefsky.

Ver.di fordert eine Lohnerhöhung für die rund 1900 Beschäftigten von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter. Außerdem sollen die Firmen den Jahresbeitrag für die Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft von 21 Euro übernehmen. Der OVN, der rund 90 private Unternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein mit rund 1800 Bussen vertritt, hat eine dreistufige Lohnerhöhung angeboten: 3,5 Prozent ab Oktober 2022, 2,0 Prozent zum Oktober 2023 und 3,0 Prozent zum Oktober 2024.

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