Ahrensburg. Fahrer stellen Arbeit in der kompletten nächsten Woche ein. Auch Stadtlinien in Ahrensburg und Bad Oldesloe fallen aus.
Die Stormarner sollten nächste Woche nicht mit Linienbussen unterwegs sein, wenn sie ihr Ziel auch tatsächlich erreichen wollen. Ein Großteil der Busfahrer erscheint nämlich nicht zur Arbeit. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) hat die Beschäftigten von privaten Unternehmen wie Autokraft, Dahmetal und der Ahrensburger Busbetriebsgesellschaft (ABG) für Montag bis Freitag, 10. bis 14. Oktober, zum landesweiten fünftägigen Warnstreik aufgerufen. „Damit wird der Busverkehr in großen Teilen von Stormarn lahmgelegt“, sagt Björn Schönefeld, Planer für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Kreisverwaltung.
„Unter anderem wird im Stadtverkehr von Ahrensburg und Bad Oldesloe fast alles ausfallen“, sagt Schönefeld. Auch im Norden des Kreises, wo die Autokraft die Linien rund um Reinfeld bedient, ist mit der nahezu kompletten Streichung sämtlicher Fahrten zu rechnen. „Eventuell könnte mal ein Bus vorbeikommen, wenn der Fahrer nicht in der Gewerkschaft oder als Subunternehmer unterwegs sind“, sagt Schönefeld.
Bus von Bargteheide über Ammersbek nach Poppenbüttel dürfte noch fahren
Aber selbst dann ließen sich die genauen Zeiten kaum vorhersagen. „Verlassen sollte man sich auf gar nichts, das wird Schweizer-Käse-mäßig“, so der Fachmann. Der Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg hat bereits etliche Verbindungen für die Woche gestrichen, darunter auch die nach Stormarn führenden Linien 8880 (Schwarzenbek–Trittau), 8720 (Trittau–Lübeck-City), 8730 (Ahrensburg–Ratzeburg) und 8740 (Bad Oldesloe–Ratzeburg).
Eine der wenigen Ausnahmen mit regulärem Takt dürfte die Linie 374 sein, die von Bargteheide über Ammersbek zum S-Bahnhof Hamburg-Poppenbüttel führt. Sie wird direkt von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betrieben, die im Unterschied zu ihrer Tochtergesellschaft ABG nicht vom Arbeitskampf betroffen sind. Für Ahrensburg haben die VHH bereits angekündigt, die Linien 169, 269, 376, 469, 474, 569, 769, 774 und 869 im Streikfall ersatzlos zu streichen.
Gewerkschaft wirft den Arbeitgebern „Verzögerungstaktik“ vor
Die Autokraft erwartet ebenfalls große Einschränkungen. „Wir bitten alle Fahrgäste, andere Verkehrsmittel zu nutzen oder sich rechtzeitig über stattfindende Fahrten im jeweiligen Kreis zu informieren“, sagt eine Sprecherin des zur Deutsche Bahn AG gehörenden Unternehmens. Welche Busse fahren, steht auf der Homepage (siehe rechts).
Die Gewerkschaft Ver.di wirft dem Omnibusverband Nord (OVN) eine „Verzögerungstaktik“ in den laufenden Tarifverhandlungen vor. Acht vorgeschlagene Verhandlungstermine seien abgelehnt worden. Lediglich der nächsten Runde am Montag, 10. Oktober, um 10 Uhr in der Kieler Sparkassenakademie habe der OVN zugestimmt.
Als Reaktion habe sich die Tarifkommission entschieden, den Warnstreik auf fünf Tage auszuweiten. Außerdem sind die Mitglieder aufgerufen, am Montag zu einer offenen Versammlung am Verhandlungsort zu kommen. Der Streik fängt mit Dienstbeginn am Morgen an. „Wir haben den Arbeitgebern acht Verhandlungstermine seit der letzten Verhandlungsrunde angeboten, die alle abgelehnt wurden. Ganz offensichtlich versuchen die Arbeitgeber, auf Zeit zu spielen und die Nutzer und Nutzerinnen des OVN zum unbeteiligten Spielball zu machen. Das ist inakzeptabel“, sagt Sascha Bähring, Verhandlungsführer von Ver.di Nord.
Wegen der Herbstferien sind die Schulbusse ohnehin nicht unterwegs
Die Gewerkschaft habe sich bewusst dazu entschieden, die schleswig-holsteinischen Herbstferien für den Warnstreik zu wählen, um die Schülerverkehre nicht zu treffen. „Für die Zukunft können wir dies aber nicht mehr ausschließen“, sagt Bähring. „Die Arbeitgeber haben jetzt am Montag die Chance, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen und deutliche Signale zu senden.“ Ver.di werde mit den Mitgliedern beraten, wie das Verhalten der Arbeitgeber zu werten sei.
Zu diesem Treffen sind die Busfahrerinnen und -fahrer aus dem gesamten Land für Montag um 12.30 Uhr nach Kiel eingeladen. „Sollte es bei den Tarifverhandlungen zu einem Ergebnis kommen, werden die Warnstreiks selbstverständlich beendet“, sagt Sascha Bähring. Ver.di fordert eine Lohnerhöhung für die rund 1900 Beschäftigten von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten sowie weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter. Außerdem sollen die Firmen den Jahresbeitrag für die Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft (GUV/FAKULTA) in Höhe von derzeit 21 Euro übernehmen.
Arbeitgeber beklagen überflüssigen Belastung in Krisenzeiten
Der Omnibus-Verband Nord, dem rund 80 private Unternehmen mit zusammen etwa 1800 Bussen angehören, hält die Streiks für eine überflüssige Belastung in Krisenzeiten. Die Situation sei durch hohe Inflation und existenzbedrohliche Kraftstoff- und Energiepreisentwicklung kompliziert genug. „Es ist in jedem Fall schwierig, mit jemandem zu verhandeln, der wie die Gewerkschaft noch immer an der Maximalforderung festhält und jede Kompromissbereitschaft vermissen lässt“, sagte der OVN-Vorsitzende Klaus Schmidt nach dem jüngsten Gespräch.
Das Angebot einer Lohnerhöhung 8,5 Prozent in drei Stufen (3,5 Prozent zum Oktober 2022, 2,0 Prozent zum Oktober 2023 und 3,0 Prozent zum Oktober 2024) bei einer Laufzeit von 30 Monaten sei überaus fair. Hinzu komme der Inflationszuschuss von 300 Euro.
Aktuelle Fahrplanauskünfte:www.geofox.hvv.de; www.dbregiobus-nord.de/fahrplan/verkehrsmeldungen/autokraft