Ahrensburg. Ahrensburger Verwaltung präsentiert Maßnahmen. Es fehlen Hallen, auch sonst ist die Vorhabenliste lang. ATSV muss Kinder abweisen.

Eigentlich gäbe es viel zu tun, aber zeitnah umsetzbar ist kaum etwas – so lässt sich das Ergebnis der verwaltungsinternen Auswertung des Sportentwicklungsplans zusammenfassen, dass Tanja Eicher, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Familie und Kultur, am Donnerstag den Politikern im Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss präsentierte. Der Plan soll Aufschluss darüber geben, welche Maßnahmen notwendig sind, um Ahrensburg als Sportstandort attraktiv zu halten.

Bereits seit Anfang 2020 arbeitet die Schlossstadt an dem Dokument. Zunächst befragte das Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (ikps) aus Stuttgart 4000 zufällig ausgewählte Bürger zu ihren Wünschen und Bedarfen, anschließend gab es eine Bestandsaufnahme. Im Juni 2021 legten Verwaltung und ikps schließlich den 142 Seiten starken Abschlussbericht inklusive neun Leitzielen und 30 Empfehlungen vor. Das Ergebnis: Es fehlt vor allem an Hallen und Kapazitäten für den Vereinssport.

Mammutprojekt Heimgarten-Schulzentrum bindet enorme Ressourcen

Seitdem wurde das Papier im Rathaus ausgewertet, um daraus eine Liste mit konkreten Maßnahmen und Projekten abzuleiten. Und diese Liste ist lang: 76 Maßnahmen und sechs Schwerpunktprojekte umfasst sie. Bei den meisten Punkten handelt es sich laut Eicher um kostengünstige Kleinprojekte, die innerhalb der Verwaltung priorisiert und auf den Weg gebracht werden könnten.

Gerade bei den sechs Schwerpunktprojekten sei eine schnelle Umsetzung aber überwiegend nicht zu erwarten. „Wir haben das Schulzentrum Am Heimgarten vor der Brust, wir müssen schauen, was darüber hinaus noch umsetzbar ist“, sagte die Fachbereichsleiterin. Die Neugestaltung der dortigen Außensportanlagen ist eines der Projekte, denen die Verwaltung Priorität einräumt.

Schulanlagen sind derzeit nicht für den Vereinssport nutzbar

Die Bildungseinrichtung, deren Gebäude zum Großteil aus dem Jahr 1972 stammen, soll von 2025 bis 2028 für rund 80 Millionen Euro zu einem überwiegenden Teil abgerissen und neu gebaut werden. Dabei soll der Neubau auf dem derzeitigen Sportplatz entstehen, die Turnhalle mit Umkleiden soll erhalten bleiben. Allerdings ist unklar, ob die Außensportanlagen auch für den Vereinssport genutzt werden können.

Derzeit ist laut Eicher wegen Vorgaben des Bebauungsplans und des Lärmschutzes nur eine schulische Nutzung bis 16 Uhr erlaubt. „Wir haben, das ist deutlich geworden, insgesamt die Situation, dass eigentlich ausreichend Anlagen für den Außensport vorhaben sind, diese aber aufgrund verschiedener Vorgaben nicht durch Vereine genutzt werden können und wir dadurch ein Defizit haben“, sagte Eicher.

Sportgelände am Reeshoop soll umgestaltet und um Halle erweitert werden

Um Hallenkapazitäten zu schaffen, möchte die Verwaltung im Zuge des Neubaus des Schulzentrums auch eine zusätzliche Einfeldhalle mit aufnehmen. Abhilfe schaffen soll zudem der Neubau einer Dreifeld-Turnhalle am Reeshoop. Dies ist das zweite Projekt, dem die Verwaltung eine hohe Priorität gibt. Demnach könnte der dortige Sportplatz, der sowohl von der Grundschule Am Schloss, als auch vom Ahrensburger TSV genutzt wird, geteilt werden: Im Südwesten könnten, unmittelbar angrenzend an den Pausenhof der Grundschule, die neue Halle entstehen.

Nördlich davon könnten zwei 30 mal 30 Meter große Kleinspielfelder angelegt werden, die etwa die D-Jugend der Fußballsparte des ATSV nutzen könnte. Um die Felder herum könnte eine Laufbahn für die Grundschule verlaufen. Auf der östlichen Hälfte des derzeitigen Sportplatzes könnte ein großes Fußballfeld mit gültigen Liga-Maßen von 55 mal 90 Meter entstehen, außerdem im Süden eine Weitsprunganlage. Sowohl der große Platz als auch die beiden kleinen sollen mit Kunstrasen und Flutlichtanlage ausgestattet werden. Derzeit gibt es am Reeshoop zwei vollwertige Fußball-Rasenplätze. Unberührt von der Umgestaltung bleiben die Tennisplätze des ATSV im Westen.

ATSV-Vorsitzender betont die Dringlichkeit: „Haben lange Wartelisten“

„Das Projekt besitzt insofern eine Dringlichkeit, als dass die bestehenden beiden Hallen der Grundschule baulich abgängig sind“, sagte Christina Gatzen, Architektin im Ahrensburger Rathaus. Angaben zu möglichen Kosten konnte sie noch nicht machen. Jürgen Westphal, Vorsitzender des Ahrensburger TSV, der die Sitzung im Publikum verfolgte, befürwortete die Pläne. Er verdeutlichte die Dringlichkeit. „Wir führen lange Wartelisten, besonders für Kinder in den Sparten Turnen, Leichtathletik und Fußball“, sagte Westphal. Es schmerze ihn jedes Mal, wenn er eine junge Familie wegschicken müsse.

Uns fehlen vor allem Kapazitäten in den Hallen, weil sie von den Schulen zunehmend auch nachmittags genutzt werden, etwa durch die Offene Ganztagsschule“, so Westphal. Besonders die geplante Ausstattung mit Flutlicht begrüßte der ATSV-Chef, denn derzeit seien die Plätze im Winter und abends nicht nutzbar. Das dritte und letzte Projekt, das die Verwaltung mit hoher Priorität versieht, ist die Umgestaltung des Stormarnplatzes und der Außenflächen des Jugendzentrums Bruno-Bröker-Haus. Ab 2025 soll auf dem derzeitigen Interims-Parkplatz ein urbaner Stadtpark mit Skateranlage und Bewegungsangeboten entstehen.

Verwaltung und ATSV-Chef werben für Sportpark am Beimoor

Zu den Schwerpunktmaßnahmen mit nachgeordneter Priorität zählt die Verwaltung den Neubau des Badlantics und eine Neufassung der Sportförderrichtlinien. Fachbereichsleiterin Eicher appellierte zudem an die Politiker, die Planungen für ein Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd am Ostring nicht zu blockieren. CDU und Grüne hatten im Mai beschlossen, das im Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan, der derzeit erstellt wird, als „Sport- und Spielfläche“ ausgewiesene Areal weiterhin nur als Grünfläche zu führen.

„Wir raten dringend , dieses Areal als Potenzialfläche zu erhalten“, sagte Eicher. Es gebe in zentraler Lage keine anderen Standorte, die für die Schaffung weiterer Sportangebote geeignet seien. Auch Westphal appellierte: „Wenn Sie das so beschließen, ist der Sportpark gestorben. Was machen wir dann mit den Kindern, die zu uns kommen?“ Eine politische Aussprache gab es nicht. Die Ausschussmitglieder stellten 50.000 Euro für die Grundlagenermittlung zur Erstellung des B-Planes für das Reeshoop-Areal bereit. Beschließen soll den Sportentwicklungsplan die nächste Stadtverordnetenversammlung, nachdem auch der Bau- und Planungs- sowie der Umweltausschuss dazu beraten haben.