Großhansdorf. Gemeinde Großhansdorf und Abfallwirtschaft testen zurzeit Einsatz von Kameras an Containerstandort. Ziehen andere Orte bald nach?
Videoüberwachung, um Müllsünder abzuschrecken – dieses Modell testet zurzeit die Gemeinde Großhansdorf in Zusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Seit Kurzem filmen dort zwei Kameras das Containerdepot am Waldreiterweg, an dem in der Vergangenheit immer wieder illegal Sperrmüll, Elektrogeräte und Bauabfall abgeladen worden waren. Das erste Zwischenfazit der Gemeindeverwaltung fällt positiv aus: Noch nie sei das Umfeld der Behälter so sauber gewesen, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß.
Auch andere Kommunen in Stormarn blicken mit Interesse auf das Modellprojekt in der Waldgemeinde. Denn Probleme mit illegal abgeladenem Müll gibt es fast überall. In Ahrensburg etwa sind die Abfallcontainer am U-Bahnhof Ahrensburg Ost schon seit Langem als Problempunkt bekannt. Selbst großformatige Banner mit Hinweisen auf legale Entsorgungsmöglichkeiten konnten Müllsünder nicht abschrecken.
Ahrensburg und Barsbüttel blicken mit Interesse auf das Modellprojekt
„Wir sind interessiert, jeden Schritt zu gehen, der zu einer Lösung der Problematik beiträgt“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow. Zunächst wolle die Verwaltung aber die Erfahrungen aus Großhansdorf abwarten. Dorow weist darauf hin, dass eine Videoüberwachung in der Vergangenheit bereits diskutiert worden und stets an datenschutzrechtlichen Bedenken gescheitert sei. „Insofern überrascht uns die neue Situation“, sagt er.
Ähnlich äußert sich Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Auch dort gibt es immer wieder Ärger mit Müllsündern, vor allem am Stellauer Weg. Die SPD hatte deshalb in der Vergangenheit bereits eine Einzäunung vorgeschlagen. „Wir wollen die Großhansdorfer Erfahrungen abwarten, schließen eine Videoüberwachung für die Zukunft aber nicht aus“, sagt Schreitmüller. Bisher sei er davon ausgegangen, für eine solche Maßnahme keine Genehmigung zu erhalten.
Illegal abgeladener Müll verursacht jährlich Kosten von rund 400.000 Euro
Tatsächlich hatte die Waldgemeinde im Vorfeld intensive Gespräche mit den Datenschutzbeauftragten der Kommune, des Kreises und des Landes geführt. Dabei sei es vor allem um die Frage der Verhältnismäßigkeit gegangen, so Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß. Diese sahen die Datenschützer angesichts der in den vergangenen Jahren immens gestiegenen Kosten für die Entsorgung des illegal abgeladenen Mülls nun als gegeben an. Laut AWSH liegen sie inzwischen bei jährlich rund 400.000 Euro, die von den übrigen Bürgern über die Abfallgebühr getragen werden müssten.
In Oststeinbek soll eine Videoüberwachung angesichts der neuen Rechtsauffassung schon bald auf die Agenda kommen, wenn es nach Bürgermeister Jürgen Hettwer geht. „Wir werden im Herbst mit einem entsprechenden Vorschlag an die Politik herantreten“, sagt der Verwaltungschef. Die Abfallwirtschaft hat wegen Vermüllung bereits die Sammelbehälter für Altpapier am Ostkreuz-Center an der Autobahn 1 abgebaut.
Das Projekt erfährt viel Zuspruch in den Sozialen Medien
Hettwer verweist darauf, dass entsprechende Vorstöße in der Vergangenheit nicht nur am Datenschutz, sondern auch an einer fehlenden Mehrheit in der Gemeindevertretung gescheitert seien. „Auch wenn eine Videoüberwachung nun offenbar rechtlich möglich ist, muss so etwas politisch gewollt sein“, sagt er.
In den Sozialen Medien findet das Großhansdorfer Modellprojekt derweil viel Zustimmung. Ein Beitrag der AWSH auf Facebook zu dem Thema wurde vielfach kommentiert. Zahlreiche Nutzer aus Städten wie Osnabrück, Dortmund oder Gelsenkirchen berichten von eigenen Erfahrungen mit vermüllten Containerplätzen an ihren Wohnorten und fordern ebenfalls eine Videoüberwachung.