Ahrensburg. Hamburger Brüderpaar sticht Konkurrenz aus. Bisheriger Besitzer konnte Versteigerung nicht verhindern – doch er gibt nicht auf.
- Das Park Hotel in Ahrensburg ist zwangsversteigert worden
- Den Zuschlag bekamen zwei Brüder – für 9,2 Millionen Euro
- Der bisherige Besitzer, ein österreichischer Unternehmer, will die Zwangsversteigerung nicht anerkennen
Schon eine halbe Stunde vor Beginn versammeln sich zahlreiche Interessierte im Foyer des Ahrensburger Amtsgerichts. Einige tragen Anzug und Aktenkoffer, andere sind leger gekleidet. Auch mehrere Medienvertreter sind darunter. Es wird diskutiert, spekuliert. Der Menschenauflauf lässt erahnen: Der angesetzte Zwangsversteigerungstermin ist kein gewöhnlicher.
Unter den Hammer kommt das Park Hotel, jenes Vier-Sterne-Haus, das in der Vergangenheit als Aushängeschild der Stadt Ahrensburg Geschäftsreisende und Tagungsdelegationen aus aller Welt beherbergt hat. Seit mittlerweile mehr als 13 Monaten ist die Luxusunterkunft komplett geschlossen. Zum 1. Mai 2021 hat die Pächterin, die Hamburger Centro Hotel Group den Betrieb eingestellt.
Zu den Gründen gibt es unterschiedliche Angaben. Mal heißt es, das Hotel sei durch den Corona-Lockdown in finanzielle Schieflage geraten, mal ist die Rede von einem Zerwürfnis zwischen der Centro Hotel Group und dem bisherigen Eigentümer der Immobilie, dem österreichischen Unternehmer Peter Laupp.
Park Hotel: 82 Jahre alter Mitinitiator des Hotelbaus reist aus Österreich an
Der 82-Jährige erscheint am Freitag auch zum Versteigerungstermin, in Begleitung von Ehefrau Helga und seinem Rechtsanwalt Claus Winckelmann. Laupp hatte das Park Hotel in den 1990er-Jahren mit aufgebaut, ist inzwischen Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter der Park Hotel Ahrensburg OHG, der die Immobilie gehört. Gemeinsam mit seiner Frau besitzt der Österreicher, der in dem Kurort Bad Ischl bei Salzburg lebt, eigenen Angaben zufolge 98 Prozent der Unternehmensanteile.
Die genauen Eigentumsverhältnisse sind allerdings unübersichtlich. Denn erst vor wenigen Tagen hatte Laupp gegenüber dieser Zeitung angegeben, die Eigentümergesellschaft an den Wiener Unternehmer und Geschäftspartner Milenko Stanojevic verkauft zu haben, der Details zu seinen Plänen für das Hotel nannte.
Park Hotel: Voller Saal bei der Zwangsversteigerung
Nun sagt Laupp, der Verkauf sei notariell noch nicht vollzogen. Der 82-Jährige und Stanojevic, der ebenfalls im Gerichtssaal sitzt, hatten bis zuletzt angegeben, die Zwangsversteigerung noch verhindern zu wollen. Vor Verhandlungsbeginn zeigt sich Laupp erneut optimistisch, dass Stanojevic Besitzer der Immobilie bleiben kann. „Wir wollen das Hotel behalten“, sagt er selbstbewusst.
Dann geht es los. Der Saal ist fast bis auf den letzten Platz besetzt, als Rechtspflegerin Maria Zink das Verfahren eröffnet. Im Publikum sitzen auch zahlreiche Ahrensburger, die wissen möchten, wie es mit dem Hotel weitergeht. Einer von ihnen ist Hans-Jürgen Kurz. „Das Park Hotel war eine richtig schöne Location für Hochzeiten und andere Feste“, sagt der Schlossstädter. Er selbst sei bei vielen dabei gewesen. „Dass es geschlossen ist, ist schade.“
Vor der Versteigerung wurd der Grundbucheintrag verlesen
Auch Jörn Könke hofft auf eine Zukunft für das Vier-Sterne-Haus. „Wir haben eng zusammengearbeitet“, sagt der frühere Vorstand der Stiftung Schloss Ahrensburg. Festgesellschaften hätten dort übernachtet und im Kellergewölbe des Schlosses gefeiert. Sollte das Hotel nicht wieder öffnen, wäre das „ein Jammer“.
Bevor die Gebote abgegeben werden können, erklärt Zink das Prozedere. Zunächst wird der Grundbucheintrag verlesen. Und dabei wird deutlich: So gut, wie es nach außen schien, war es um den Betrieb offenbar nicht bestellt.
Postbank hat die Zwangsversteigerung des Park Hotels beantragt
Von einer unbeglichenen Grundschuld bei der Postbank in Höhe von 8,3 Millionen Euro ist die Rede, hinzu kommen nicht geleistete Zinszahlungen für die Jahre 2016 bis 2020 in Höhe von neun Millionen Euro. Auch das Ehepaar Laupp hat der Eigentümergesellschaft Geld geliehen: Peter Laupp vier Millionen Euro, Helga Laupp 1,5 Millionen Euro.
Hinzu kommt eine von einer Geschäftspartnerin des Ehepaars zur Verfügung gestellte Höchstbetragssicherungshypothek über 500.000 Euro. Die Postbank war es in diesem Fall, die die Zwangsversteigerung beantragt hat. Sie fordert für die Grundschuld, Zinsnachzahlungen, Verfahrens- und Gerichtskosten insgesamt 19 Millionen Euro von der Park Hotel Ahrensburg OHG zurück. Maria Zink gibt noch einen Überblick über das Objekt: 109 Gästezimmer mit zusammen 154 Betten, acht Tagungsräume, Restaurant- und Saunabereich, Solarraum, Schwimmbad und Fitnessraum, insgesamt 7305 Quadratmeter Nutzfläche.
Gebot des bisherigen Besitzers wird vom Gericht nicht zugelassen
Der vom Gutachterausschuss geschätzte Verkehrswert beträgt 6,6 Millionen Euro. „Das Mindestgebot liegt laut Gesetz bei der Hälfte des Verkehrswertes, folglich bei 3,3 Millionen Euro“, erklärt Zink und eröffnet die Bietstunde.
Und die beginnt mit Verwirrung. Der Käufer der Eigentümergesellschaft, Stanojevic, kündigt überraschend an, mitbieten zu wollen. 8,3 Millionen Euro will er zahlen. Doch Zink erklärt das Gebot für unzulässig. Begründung: Stanojevic hat keine Sicherheitsleistung von zehn Prozent des Verkehrswertes bei Gericht hinterlegt.
Stanojevic verlässt erbost den Saal
Der Gläubiger, in diesem Fall die Postbank, kann die Sicherheit einfordern, um sich für den Fall, dass die Versteigerung platzt, abzusichern und nicht auf den Verfahrenskosten sitzen zu bleiben. Stanojevic reagiert aufgebracht. Er habe erst kurz vor dem Termin erfahren, dass er als Besitzer auch mitbieten dürfe und sei daher nicht vorbereitet. Zink sagt, er könne auch spontan einen Scheck über die geforderten 660.000 Euro einreichen.
Doch auch das kann der Wiener Unternehmer nicht. Es bleibt dabei: Das Gebot wird abgewiesen. Stanojevic ist erbost, sagt: „Ich werde das Hotel nicht freiwillig räumen“ und verlässt mit seinem Anwalt den Saal. Danach traut sich zunächst keiner aus der Deckung. Erst nach einigen Minuten, in denen gemurmelt und diskutiert wird, steht ein junger Mann auf, der Ahrensburgern sehr bekannt ist: der Unternehmer Christopher Kroschke, dem mit dem nicht weit entfernt gelegenen Hotel Am Schloss die Hauptkonkurrentin des Park Hotels gehört. Er steigt auf das Mindestgebot von 3,3 Millionen Euro ein.
Haydar und Ahmed Al-Talkani nennen 6,6 Millionen Euro
Dann geht es Schlag auf Schlag: Der Hamburger Bauprojektentwickler Stiftstraße 31 GmbH mit Sitz in St. Georg bietet fünf Millionen. Die ebenfalls in der Hansestadt lebenden Brüder Haydar und Ahmed Al-Talkani nennen 6,6 Millionen Euro. Die beiden sind in der Immobilienentwicklung tätig und haben auch Erfahrung im Hotelgewerbe.
Ihnen gehören bereits die Häuser Zur Windmühle in Stapelfeld und Hotel Stadt Altona an der Louise-Schroeder-Straße in Hamburg-Altona. Auch im Norden Stormarns ist die aus dem Irak stammende Familie ein Begriff: Ihr Vater erwarb 1997 das Herrenhaus Grabau bei Bad Oldesloe, ebenfalls per Zwangsversteigerung. Ursprünglich sollten darin Wohnungen entstehen, doch die Immobilie liegt bis heute brach und verfällt.
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Park Hotel: Stanojevic kündigt an, gegen die Versteigerung vorzugehen
Kroschke verlässt mit den Vertretern der Postbank kurz den Saal. Nach seiner Rückkehr erhöht der Ahrensburger auf 6,7 Millionen, steigt dann aber aus. Die beiden anderen Bieter bleiben im Rennen, es geht hin und her. Erst bei neun Millionen Euro ist für den Vertreter der Stiftstraße 31 GmbH Schluss, die Al-Talkani-Brüder bekommen für 9,2 Millionen den Zuschlag für ihr in Stapelfeld ansässiges Unternehmen, die Mamati GbR.
Nach seinen Plänen für das Park Hotel gefragt, gibt sich Haydar Al-Talkani schmallippig. „Wir wollen es so schnell wie möglich als Hotel wieder öffnen“, sagt er. Details wolle er nicht nennen, habe aber bereits ein Konzept in der Schublade. Zunächst könnten aber weitere Rechtsstreitigkeiten bevorstehen: Stanojevic kündigt an, gegen die Versteigerung vorzugehen. Der Unternehmer deutet an, es notfalls auch auf eine Räumungsklage ankommen zu lassen..