Ahrensburg. Baubeginn ist weiter unklar. Investor soll Mieter präsentieren. WAS erwägt, zunächst nur einen Teil des Areals zu verkaufen.

16.000 Quadratmeter Bürofläche in sechs Gebäuden, dazu eine Kita, Gastronomie, ein Fitnessstudio, Parkplätze und ein autofreier Boulevard zum Entspannen in der Mittagspause: Der Campus Ahrensburg soll ein einmaliges Projekt im Kreis Stormarn werden. „Ein Gebiet, das die Attraktivität der Innenstadt ins Gewerbegebiet holt“ – so kündigte es der Investor bei der Vorstellung der Pläne an. Mehr als zwei Jahre sind seitdem vergangen, doch bei der Umsetzung stockt es.

Bis zu 700 Menschen sollen in der Bürostadt arbeiten

Die Bürostadt für 600 bis 700 Mitarbeiter soll an der Carl-Backhaus-Straße im neuen Gewerbegebiet Beimoor-Süd II entstehen. Bislang hat die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) das dafür vorgesehene Areal aber noch nicht an die Firma verkauft. Es ist zwei Hektar groß. „Wir halten das Grundstück weiterhin für den Investor vor“, sagt WAS-Geschäftsführer Georg Frank, schränkt aber ein: „Ich glaube nicht, dass wir die Fläche gleich in einem Stück verkaufen werden.“

So sieht der ursprüngliche Plan für den Campus aus: sechs viergeschossige Gebäude, dazwischen ein autofreier Boulevard.
So sieht der ursprüngliche Plan für den Campus aus: sechs viergeschossige Gebäude, dazwischen ein autofreier Boulevard. © Unbekannt | sternberg werner architekten

Das bedeutet: Der Campus würde zunächst deutlich kleiner werden als ursprünglich geplant. „Wir überlegen derzeit, wie eine sinnvolle Teilung der Fläche aussehen könnte, damit später noch eine Erweiterung möglich wäre“, sagt Frank. Größenmäßig könnte es in etwa auf eine Halbierung hinauslaufen. Bevor die WAS das Grundstück verkauft, möchte sie erfahren, welche Firmen in den Campus Ahrensburg einziehen werden. „Wir benötigen zunächst eine gewisse Konkretisierung“, sagt Frank. „Wir wollen uns anschauen, ob wir die ausgewählten Betriebe gut finden und ob alles zusammenpasst.“

Denn die Nachfrage nach Gewerbeflächen im Kreis Stormarn ist hoch, und die verfügbaren Areale sind rar. Die WAS prüft Bewerber deshalb sorgfältig. Sie achtet zum Beispiel darauf, dass die Firmen viele Arbeitsplätze schaffen und nicht nur „Flächenfresser“ sind.

Bis Mitte 2021 soll sich entscheiden, wie es weitergeht

Laut Georg Frank sieht der grobe Zeitplan nun vor, dass bis Mitte des Jahres feststeht, wie es bei dem Projekt weitergeht. Bis dahin soll der Investor Mieter für den ersten Bauabschnitt präsentieren. „Möglichst 70 Prozent der Nutzung sollten uns im Vorfeld schon bekannt sein“, sagt Frank. Bei zwei guten Mietern reiche der WAS eventuell auch eine Belegquote von 50 Prozent, „um das Projekt erst mal zum Laufen zu bringen“, so der Wirtschaftsförderer weiter. Aktuell sei der Investor dabei, nach Mietern zu suchen. Wenn bis zur Jahresmitte keine geeigneten Kandidaten gefunden sein sollten, „müssen wir überlegen, ob wir die Fläche weiter für das Projekt vorhalten“, sagt der WAS-Chef.

Die Ahrensburger Firma Gewireal will den Campus realisieren. Sie rechnete bei der Präsentation vor zwei Jahren mit Kosten von voraussichtlich 45 Millionen Euro. Das Unternehmen will sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht konkret zum aktuellen Stand des Projekts äußern. „Wir sind noch an der Sache dran“, heißt es lediglich. Durch die Corona-Pandemie sei alles etwas ins Stocken geraten, derzeit gebe es keinen Zeitplan. Ursprünglich sollten die ersten beiden Gebäude bereits Ende 2020 stehen.

Auf Immobilien-Portalen im Internet werden die Büroflächen weiterhin angeboten, als „Arbeitsplätze der Zukunft“ beworben. Als anvisiertes Baujahr wird dort 2022 angegeben.

Ahrensburg will eigenen Kita-Plan verfolgen

Die Stadtverwaltung in Ahrensburg reagiert nun auf die Verzögerung. Sie will das Thema Kita-Neubau im Gewerbegebiet Beimoor-Süd II selbst in die Hand nehmen, da weitere Betreuungsplätze für Kinder im Krippen- und Elementarbereich benötigt würden. Beim Kita-Portal Schleswig-Holstein stünden 511 Kinder im U-3-Bereich auf der Warteliste (Stand: 31. März), heißt es in einer Vorlage aus dem Rathaus. Sie wird dem Sozialausschuss an diesem Donnerstag, 22. April, vorgelegt.

Darin schlägt die Verwaltung vor, auf einem städtischen Grundstück an der Carl-Backhaus-Straße 35 eine Kita mit mindestens sechs Gruppen zu errichten. Die Fläche befindet sich westlich des geplanten Campus-Geländes, am Wendehammer gegenüber der Jochim-Klindt-Straße. Angedacht ist ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren für die Planung, den Bau, die Trägerschaft und den Betrieb der Einrichtung. Eine Jury, bestehend aus Mitgliedern des Sozialausschusses und der Verwaltung, soll entscheiden, welchem Bewerber das Grundstück für das Projekt 40 Jahre lang pachtfrei überlassen wird.

Neue Kita im Gewerbegebiet soll spätestens 2023 öffnen

Ursprünglich wollte der Hamburger Verein Wabe auf dem Campus-Gelände eine Kita mit 100 Plätzen errichten. Bereits im April 2019 hatte der Sozialausschuss einen entsprechenden Antrag gebilligt, forderte aber eine Konkretisierung des Vorhabens. Der Wunsch des Trägers, im Gewerbegebiet Beimoor-Süd II eine Kita zu betreiben, sei „leider derzeit zeitlich weiter nach hinten geschoben“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

Laut Verwaltung soll die nun geplante Kita spätestens Anfang August 2023 in Betrieb genommen werden. Vorgesehen ist, dass vorrangig Ahrensburger Kinder in der neuen Einrichtung aufgenommen werden. Die FDP fordert in einem Antrag, dass auch Eltern, die im Gewerbegebiet Beimoor-Süd arbeiten, ihre Kinder dort betreuen lassen können.

„Kinder von Menschen, die für uns arbeiten, sollten für uns genauso wichtig sein wie Kinder aus der eigenen Stadt“, begründet der FDP-Stadtverordnete Michael Stukenberg den Antrag. „Mit der vorgeschlagenen Änderung signalisiert die Stadt die Unterstützung ihrer Betriebe und zeigt, wie ernst es ihr ist mit der Förderung der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf.“

Sozialausschuss Ahrensburg Do 22.4., 19.30, Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule, Sporthalle, Wulfsdorfer Weg 71