Ahrensburg. Das Tier wurde am Ostring von einem Auto erfasst. Es kommt nun zur Untersuchung ins Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.
Auf dem Verlängerten Ostring in Ahrensburg ist am Freitag ein Wolf von einem Auto angefahren und getötet worden. Der Fahrer alarmierte um 12.54 Uhr die Polizei. Er hatte das Tier zwischen der Auffahrt Ahrensfelde und der Autobahn-1-Anschlussstelle mit seinem Wagen erfasst.
Jens Matzen, Koordinator der Wolfsbetreuer in Schleswig-Holstein, ist sich beim Blick auf ein Foto des Tieres relativ sicher: „Das ist ein Wolf“, sagt er. „Kopf, Schnauze und die schräg gestellten Augen sprechen dafür.“ Für absolute Gewissheit müsse aber noch die genetische Untersuchung abgewartet werden. Matzen sagt: „Es gibt auch Hunde, die dem Wolf verdammt ähnlich sehen.“
Drei Wölfe starben auf Autobahnen in Stormarn
Zwei Beamte des Ahrensburger Polizeireviers nahmen den Unfall auf. Das Tier lag auf einem Grünstreifen am nördlichen Straßenrand. „Es wird nun zum Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin gebracht“, sagt Jens Matzen. „Dort werden zentral alle toten Wölfe aus Deutschland untersucht – zum Beispiel auf Krankheiten und hinsichtlich der Todesursache. Danach wissen wir mehr.“ Unklar ist noch, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt.
Parallel dazu werde im Senckenberg-Institut in Frankfurt eine genetische Untersuchung vorgenommen. „Wenn die Eltern bereits beprobt wurden, lässt sich zum Beispiel herausfinden, aus welchem Rudel der Wolf stammt“, sagt der Forstwirt, der aufgrund des Fotos vermutet, dass es sich um ein jüngeres Tier handelt. Experten können anhand der DNA-Proben auch nachweisen, ob Nutztiere von diesem Wolf gerissen wurden. Mit den Daten können sie zudem ein Bewegungsprofil des Wolfes erstellen.
Ein Rudel gibt es in Schleswig-Holstein bisher nicht
2007 wurde in Schleswig-Holstein erstmals nach rund 200 Jahren wieder ein Wolf nachgewiesen. Er wurde bei Süsel im Kreis Ostholstein von einem Auto überfahren. Seitdem gibt es immer häufiger Sichtungen und Nachweise – auch in Stormarn. Allerdings sind es hier deutlich weniger Fälle als in Kreisen wie Nordfriesland oder Dithmarschen. Laut Experten liegt das am hohen Verkehrsaufkommen und den vielen Menschen. In Dithmarschen musste dagegen vor rund einem Jahr sogar ein Waldkindergarten zwischenzeitlich gesperrt werden, weil in der Nähe mehrfach Schafe gerissen worden waren.
Dabei handelt es sich um Einzelgänger, ein Rudel gibt es in Schleswig-Holstein bislang nicht. „Wir sind ein Durchzugsland“, sagt Matzen. „Das sind alles Wandertiere, die landauf und landab ziehen.“ Meistens kämen sie aus dem Südosten über Mecklenburg ins nördlichste Bundesland, etwa aus Brandenburg oder Sachsen-Anhalt. Einige hätten über Dänemark Schleswig-Holstein erreicht.
Besonders gefährlich sind für Wölfe die Autobahnen 1 und 24, die sie in Stormarn überqueren müssen. „Leider werden dort immer wieder Tiere überfahren“, sagt Matzen. Am 1. April 2013 wurde ein Wolf auf der A 1 bei Siek von einem Auto erfasst, am 26. April 2014 starb ein anderes Tier auf der A 24 zwischen Reinbek und Witzhave. Am 21. April 2019 wurde eine junge Wölfin auf der A 1 bei Pölitz getötet. Ihr konnten damals keine Risse von Schafen oder anderen Tieren zugeordnet werden.
Zwei Wolfssichtungen in diesem Jahr gemeldet
Im Kreis Stormarn gab es in diesem Jahr laut Matzen zwei Wolfssichtungen von Bürgern: am 13. März in der Nähe von Ahrensburg sowie am 3. Februar nahe der Gemeinde Steinburg. Es handele sich um sogenannte C-3-Nachweise, für die es keine Bestätigung gebe. „In den wenigsten Fällen hat jemand eine Kamera griffbereit und wenn, dann sind die Fotos aus so weiter Entfernung aufgenommen, dass darauf nichts zu erkennen ist“, sagt Jens Matzen.
Der letzte gesicherte Nachweis ist schon fast fünf Monate alt. Am 3. November 2020 wurde ein Kalb im Nienwohlder Moor von einem Wolf gerissen. Anfang 2020 verbreitete sich im Internet ein Video, das wahrscheinlich einen Wolf in Linau, an der Grenze zwischen Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg, zeigt. Zuvor war Ende 2019 ein gerissenes Wildtier im Steinburger Ortsteil Eichede gefunden worden. Eine besonders beeindruckende Aufnahme gelang vor drei Jahren Claudia Retter, der Chefin des Restaurants Fischerklause. Sie filmte mehrere Minuten lang einen Wolf, der über den mit Schnee bedeckten und zugefrorenen Lütjensee lief.