Pölitz. Laut DNA-Untersuchung war das Tier noch nicht lange in Schleswig-Holstein. Entschädigungen für Wolfsrisse im Land deutlich gestiegen.
GW 1222f – so lautet die Bezeichnung des Wolfes, der Ostersonntag in Stormarn tot an der A 1 gefunden wurde. Ein Autofahrer hatte das Tier zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und Bad Oldesloe angefahren. „Der Name ist wie ein Nummernschild und wird im Genetiklabor vergeben“, erklärt Jens Matzen, Wolfsbetreuer des Landes Schleswig-Holstein. GW steht dabei für Grauwolf, es folgt eine fortlaufende Nummer und der Zusatz männlich (m) oder weiblich (f).
Anhand dieser DNA-Untersuchungen können Experten auch nachweisen, ob Nutztiere von einem Wolf gerissen wurden und wenn ja, von welchem. So haben Gentests dem Tier „GW 924m“ den Beinamen „Problemwolf“ beschert. Genetiker konnten dem männlichen Exemplar seit Juli 2018 mehr als 50 Risse von Schafen größtenteils in den Kreisen Pinneberg und Steinburg zuordnen. Zuletzt am 10. April in Hennstedt (Steinburg), zwei Tage zuvor in Stafstedt und Gnutz (Kreis Rendsburg-Eckernförde).
Kosten für Wolfsmanagement im Land gestiegen
Diese Daten dienen zum einen dazu, ein Bewegungsprofil eines Wolfes zu erstellen und zum anderen als Grundlage für Entschädigungszahlungen an Bauern. So hat die Landesregierung im vergangenen Jahr rund 26.000 Euro an Landwirte überwiesen, die Nutztiere durch Wölfe verloren haben. Bereits dieses Jahr (Stand 11. April) hat das Land mehr als 45.000 Euro an Entschädigung gezählt. Dies geht aus einer Kleinen Anfrage der AfD-Fraktion hervor. Demnach sind die Kosten für das Wolfsmanagement im Land immens gestiegen.
So sind bis Mitte April knapp 36.000 Euro an Aufwandsentschädigungen für Wolfsbetreuer und Rissgutachter gezahlt worden. 2018 waren es rund 35.000 Euro (2015: 22.500 Euro). Auch für den Herdenschutz hat die Landesregierung in den ersten dreieinhalb Monaten 158.400 Euro ausgegeben. In den zwölf Monaten des Jahres 2018 waren es knapp 188.000 Euro (2015: 17.500 Euro).
Bereits drei Wölfe in Stormarn auf Autobahnen getötet
Auch die Kosten für die genetischen Untersuchungen sind enorm gestiegen. Bis Mitte April zahlte das Land 56.000 Euro, 2018 lagen die Laborkosten bei 39.000 Euro. Proben von toten Wölfen oder gerissenen Tieren in Deutschland werden zentral im Senckenberg-Institut untersucht und ausgewertet.
Dort bekam auch die Wölfin GW 1222f ihren Namen, der bislang noch keine Risse von Schafen oder anderen Tieren zugeordnet werden konnten. „Es handelt sich um ein noch junges Tier“, erklärt Wolfsbetreuer Jens Matzen, der vermutet, dass die Wölfin aus dem Süden oder aus dem Osten nach Stormarn gekommen war. „Sobald die Tiere geschlechtsreif werden, wandern sie ab oder werden von ihrem Rudel vertrieben. So soll Inzest vermieden werden“, sagt Matzen.
Bisher noch kein Rudel im Land
Ein Rudel gebe es in Schleswig-Holstein noch nicht. „Es tauchen bislang immer nur einzelne Tiere auf“, erklärt Matzen. Stormarn meidet der Wolf im Vergleich zu den anderen Kreisen. Nachweislich hat bislang ein nicht identifizierbarer Wolf in Hoisdorf ein Wildtier (10. Februar 2019) und ein Nutztier (12. April 2019) gerissen. Zudem wurde ein Wolf am 26. Februar 2018 in Lütjensee gesichtet. Neben der Wölfin GW 1222f, die am Ostersonntag auf der A 1 angefahren wurde, gab es sechs Jahre zuvor am Ostermontag (1. April 2013) einen ähnlichen Vorfall. Damals wurde ein Wolf an der A 1 bei Siek von einem Auto erfasst und getötet. Genauso wie ein Jahr später am 26. April 2014. Eine Woche nach Ostern wurde ein Wolf auf der A 24 zwischen Reinbek und Witzhave getötet.