Ahrensburg. Christian Behrendt tritt am Montag neue Stelle im Rathaus an. Der selbstständige Berater hat sich gegen 160 Mitbewerber durchgesetzt.

Die Stadt Ahrensburg hat die Stelle des Citymanagers besetzt: Christian Behrendt hat sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen 160 Mitbewerber durchgesetzt. Der 52-Jährige aus Schönberg (Kreis Herzogtum Lauenburg) wird bereits am Montag seine Tätigkeit im Rathaus aufnehmen. Zunächst wolle er mit seiner neuen Kollegin, der Wirtschaftsförderin Anja Gust, einen „Schlachtplan für die ersten Aufgaben entwickeln“, sagt Behrendt, der zurzeit selbstständig als Medientrainer und Kommunikationsberater arbeitet.

Citymanager sagt: „Ich mag das Flair der Stadt“

Ahrensburg kennt er gut, zum Beispiel vom Einkaufen und Arztbesuchen. „Ich mag das Flair der Stadt“, sagt Behrendt, der in Hamburg-Bergedorf geboren und aufgewachsen ist. Er ist ausgebildeter Kaufmann, Rundfunkjournalist und Diplom-Volkswirt, studierte zudem Kultur- und Bildungswissenschaften.

In Stormarn ist er unter anderem als Organisator von Kabarett- und Musikfestivals bekannt, hat als Veranstaltungsleiter im Schloss Tremsbüttel gearbeitet, den Trittauer Volkslauf initiiert und war Stadionsprecher beim FFC Oldesloe in der Zweiten Fußball-Bundesliga der Frauen. „Christian Behrendt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung und ein vielschichtiges Netzwerk aus Gewerbetreibenden, Einzelhändlern, Vertriebspartnern, Handwerkern, Sponsoren und Kreativen“, sagt Verwaltungsmitarbeiterin Anja Gust.

Läden sollen durch Onlinegeschäft moderner werden

Für Ahrensburg hat er bereits ein 44 Seiten umfassendes Konzept geschrieben. „Wir müssen es schaffen, dass die Aufenthaltsdauer der Menschen in der Innenstadt steigt“, sagt er. Es gehe darum, das Alleinstellungsmerkmal der Stadt herauszuarbeiten und öffentlich zu verbreiten. Denn Ahrensburg stehe nicht nur mit dem Online-Handel in Konkurrenz, sondern auch mit den umliegenden Städten wie Hamburg, Lübeck, Bargteheide und Bad Oldesloe. „Wir müssen Argumente liefern, warum die Menschen nach Ahrensburg kommen sollten“, sagt Behrendt. Das gehe beispielsweise über besondere Einkaufserlebnisse.

Ahrensburg benötige auch eine „digitale Aufenthaltsqualität“, müsse sich so attraktiv wie möglich im Internet präsentieren. Dabei helfe zum Beispiel eine Website mit einer Übersicht aller Geschäfte, deren Öffnungszeiten und Angebote. Auch sei es sinnvoll, wenn jeder lokale Laden ein Onlinegeschäft einrichte. Von 2015 bis 2018 arbeitete Behrendt als Quartiersmanager in Norderstedt-Mitte. „Dort war es schwierig, die Einzelhändler zu überzeugen“, sagt er. „Sie dachten, die ,guten alten Zeiten’ kommen irgendwann zurück, aber das ist nicht so.“

Viele Gespräche mit den Kaufleuten geplant


Behrendt sieht sich als Vermittler zwischen der Verwaltung und den Kaufleuten. Er hofft auf die Unterstützung der Händler, mit denen er nun viele Gespräche über die Strategie für die kommenden Jahre führen wolle. „Ich möchte erfahren, wie es ihnen geht, welche Wünsche und Vorstellungen sie haben“, sagt der Volkswirt. Er wolle Vertrauen gewinnen und überzeugen.

Gedanken hat sich Christian Behrendt bereits über die Hamburger Straße gemacht, die im Innenstadtbereich umgebaut werden soll. „Wir müssen uns überlegen, was genau wir aus der Straße künftig machen wollen“, sagt der neue Citymanager. „Sie nur neu zu pflastern, ist zu wenig.“ Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, seien zum Beispiel Spielgeräte für Kinder denkbar. Auch ein kleiner, künstlich angelegter Bachlauf könne die Attraktivität erhöhen. Wegen der Corona-Krise hatten die Politiker das Projekt auf das Frühjahr 2022 verschoben. Auch die Umbauzeit müsse gut geplant werden, sagt Behrendt. „Durch die Bauarbeiten verärgern wir die Autofahrer, die dort nicht mehr parken können“, sagt er. „Um diese Menschen trotzdem weiter in die Innenstadt zu locken, benötigen wir Ersatzparkplätze.“

Abendblatt-Artikel machte ihn auf Stelle aufmerksam

Seit Jahren diskutieren Politik und Verwaltung darüber, ob und in welcher Form Ahrensburg ein Stadtmarketing benötigt. Mehrere Anläufe zu dem Thema scheiterten. Zuletzt hatten CDU, Grüne und Wählergemeinschaft WAB sich dafür ausgesprochen, ein über zwei Jahre mit Experten entwickeltes Konzept nicht umzusetzen – unter anderem aus Kostengründen. Auch Christian Behrendt hat wegen dieses Themas bereits vor 14 Jahren „intensiven Kontakt“ zur Ahrensburger Verwaltung gehabt, wie er sagt. „Damals ist eine Zusammenarbeit an der Finanzierung gescheitert.“

Die nun geschaffene Vollzeitstelle des Citymanagers hatten sich CDU, Grüne und WAB nach ihrer Ablehnung des Konzepts als Alternative überlegt. Christian Behrendt ist durch einen Abendblatt-Artikel darauf aufmerksam geworden. „Ich bin total glücklich, dass es geklappt hat.“ Er ist überzeugt, etwas Positives in Ahrensburg bewirken zu können, sagt: „Ich denke, in einem halben Jahr wird erstmals etwas davon sichtbar sein.“