Ahrensburg. Angelika Doege-Baden-Rühlmann folgt auf Angelika Weißmann und komplettiert damit fünfköpfiges Team. In ihrer Freizeit rudert sie gern.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass Gott jedem von uns den Weg weist“, sagt Angelika Doege-Baden-Rühlmann. Dieser Weg hat die 57-Jährige jetzt nach Ahrensburg geführt. Doege-Baden-Rühlmann ist die Neue im Pastorenkollegium in der Schlossstadt. Zum Monatsbeginn hat sie ihren Dienst angetreten, als Nachfolgerin von Angelika Weißmann, die nach 21 Jahren in Ahrensburg im September in die passive Altersteilzeit gewechselt war. „Der Glaube ist für mich eine Lebenshaltung“, sagt Doege-Baden-Rühlmann.

Zuletzt leistete sie Hilfe zur Lebenshilfe

Vor ihren Wechsel in die Schlossstadt war sie in der Anschar-Kirchengemeinde in Neumünster tätig, dort vor allem für die Arbeit mit Migranten und Menschen aus sozialen Brennpunkten verantwortlich. „Das, was ich dort gemacht habe, war Hilfe zur Lebenshilfe“, sagt die Pastorin, „für Gestrandete, für Menschen mit einem gebrochenen Lebenslauf“. Besonders deren Herzlichkeit und Dankbarkeit habe ihr viel gegeben.

„Ich habe gelernt, wie schwierig der Alltag ist, wenn man nicht zu den Erfolgreichen gehört“, sagt Doege-Baden-Rühlmann. Viel sei sie in den Problemvierteln Neumünsters unterwegs gewesen, habe die Familien zu Hause besucht. „Ich durfte viele Menschen mit ganz unterschiedlichem kulturellen Hintergrund kennenlernen. Einmal wurde ich von einer muslimischen Familie zum Fastenbrechen eingeladen.“

Kirche als eine feste Säule im Leben

Die Arbeit ganz nah dran an den Menschen sei es, die ihr am Pfarramt so gefalle. „Hingehen, zuhören, helfen und manchmal auch tatkräftig mit anpacken, das macht meinen Beruf für mich aus“, sagt Doege-Baden-Rühlmann. Dabei wurde ihr der Pfarrberuf schon in die Wiege gelegt. „Ich stamme aus einer sehr christlichen Familie. Mit drei Jahren hat mich meine Großmutter zum ersten Mal mit in den Gottesdienst genommen“, erzählt die 57-Jährige, die in Malente im Kreis Ostholstein aufgewachsen ist.

„Die Kirche war immer eine feste Säule in meinem Leben.“ Als Jugendliche habe sie sich in der Jugend- und Konfirmandenarbeit engagiert, Gruppen betreut und Ferienfreizeiten organisiert. „Ich habe mich gefragt, woher ich die Kraft bekomme, in Krisen nicht zu verzweifeln, sondern neue Wege zu gehen“, sagt Doege-Baden-Rühlmann.

Sie wollte eigentlich Lehrerin werden

„Eigentlich wollte ich Lehrerin werden und habe ein Studium der Anglistik und Theologie auf Lehramt begonnen“, sagt die 57-Jährige. Doch während des Studiums in Göttingen und Kiel habe sie mehrere Kommilitoninnen kennengelernt, die in den Pfarrdienst wollten. „Die haben mich so beeindruckt, dass ich mich mit dem Pastorinnenberuf intensiv beschäftigt habe“, sagt sie. „Da war für mich schnell klar, dass ich das auch machen wollte.“

Ihre erste Pfarrstelle habe sie in Bad Schwartau angetreten, gemeinsam mit ihrem Mann Karsten, der ebenfalls Pastor ist. „2012 bin ich dann nach Neumünster gekommen, wo ich bis jetzt tätig war“, sagt Doege-Baden-Rühlmann. „Dort stand jetzt eine Umstrukturierung des Stellenplans an, die Gelegenheit habe ich genutzt, um noch einmal etwas Neues zu wagen“, sagt die Pastorin. Die Landeskirche habe ihr die Ahrensburger Gemeinde empfohlen, vor fünf Wochen ist die 57-Jährige mit ihrer Familie in das Pastorat im Stadtteil Gartenholz eingezogen. In Ahrensburg freue sie sich besonders auf die Zusammenarbeit im fünfköpfigen Pastorenteam, so Doege-Baden-Rühlmann.

„Gemeinde hat einiges durchgemacht“

Mit der 57-Jährigen ist das fünfköpfige Kollegium, dem außerdem der langjährige Ahrensburger Geistliche Helgo Matthias Haak sowie die Pastorinnen Ursula Sieg, Elisabeth Fischer-Waubke und Carola Müsse angehören, wieder vollzählig. Damit soll auch eine Phase mehrerer Personalwechsel in der Schlossstadt enden. Fischer-Waubke und Müsse waren erst in diesem Juni nach Ahrensburg gewechselt. „Mein erster Eindruck ist, dass wir sehr unterschiedlich sind, uns gerade deshalb aber gut ergänzen“, sagt sie. „Das gemeinsame Meistern von Herausforderungen weitet den Horizont“, ist die Pastorin überzeugt, die in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern rudert. „Beim Rudern kommt man nur gemeinsam voran“, so die 57-Jährige.

Mit Blick auf auf den Missbrauchsskandal und den Streit um die Entwidmung der St.-Johannes-Kirche in Ahrensburg sagt Doege-Baden-Rühlmann: .„Ich wusste natürlich, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren Einiges durchgemacht hat.“ 2010 war bekannt geworden, dass der Geistliche Dieter K. während seiner Dienstzeit als Ahrensburger Pastor in den 1970er- und 1980er-Jahren Minderjährige missbraucht hatte. Im Jahr 2013 war die Kirchenleitung in einen heftigen Streit mit vielen Gemeindemitgliedern geraten, die sich gegen die geplante Schließung der St.-Johannes-Kirche wehrten.

Sie will beitragen, Kirche für Zukunft aufzustellen

Als „Problemgemeinde“ sehe sie Ahrensburg dennoch nicht. „Es ist eine spannende lebendige Gemeinde mit Krisenerfahrung“, sagt die Pastorin und bemüht einen Vergleich zu ihrem Lieblingshobby: „Wenn ich immer wieder denselben Fluss entlang rudere, kenne ich jede Biegung und weiß genau, was zu tun ist.“ Doch wo sei dann die Herausforderung? „Wenn ich auf ein neues Gewässer wechsele, muss ich erstmal sehen, wo die Strömungen sind, lerne aber Neues kennen“, sagt die 57-Jährige und ergänzt: „Ich mag Herausforderungen.“

Mit ihren mehr als drei Jahrzehnten Berufserfahrung könne sie hoffentlich die eine oder andere Erfahrung in das Gemeindeleben einbringen. „Es wird aber auch darum gehen, die Kirche für die Zukunft aufzustellen“, so Doege-Baden-Rühlmann. Konkret sei es an den Pastoren, neue und kreative Formate zu entwickeln, die zum Alltag der Menschen passten.

Kommende Wochen zum Eingewöhnen nutzen

„Die Kirche hat sich in ihrem jahrtausendelangen Bestehen immer wieder verändert und jede Veränderung ist schmerzhaft“, sagt die Pastorin. Ein besonderer Schwerpunkt werde es sein, für einsame Menschen zu sorgen. „Das sehen wir gerade an der Corona-Pandemie, während der viele, vor allem ältere Menschen, unter Einsamkeit enorm leiden, dass die Kirche da gebraucht wird“, ist die 57-Jährige überzeugt.

Die kommenden Wochen möchte Angelika Doege-Baden-Rühlmann jetzt nutzen, um sich in Ahrensburg einzuleben. „Angelika Weißmann hinterlässt große Spuren, die ich versuchen werden, auszufüllen“, sagt sie. Ihre Vorgängerin habe ihr einige Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Welche das sind, möchte Doege-Baden-Rühlmann nicht verraten.

Kirche sagt wegen Corona Veranstaltungen ab

Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Ahrensburg streicht aufgrund des Lockdowns einen Großteil der für November geplanten Veranstaltungen. Betroffen sind sämtliche Freizeitveranstaltungen der Kinder- und Jugendarbeit, die Proben des Kinderchors, der Kantorei und des Gospelchores der Schlosskirche, die Gemeindeversammlung am 24. November, das offene Singen am ersten Adventssonntag sowie der „Lebendige Adventskalender“ im Dezember. Auch vier Termine der Reihe „Friedensdekade“ zwischen dem 8. und 18. November sind betroffen, die übrigen vier sind im Onlineformat geplant. Die Gottesdienste bleiben offen, können auch über das Internet gestreamt werden. Mehr Infos unter www.kirche-ahrensburg.de.