Ahrensburg. Carola Müsse und Elisabeth Fischer-Waubke wollen in der Kirchengemeinde nach zahlreichen Personalwechseln für Kontinuität sorgen.

„Es hat zwischen uns einfach gepasst“, sagt Elisabeth Fischer-Waubke über ihre Kollegin Carola Müsse. Die beiden Frauen sind die Neuen im fünfköpfigen Pastorenteam in Ahrensburg. Als Tandem wollen sie die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in der Schlossstadt nach zahlreichen Wechseln im Pastorenkollegium in den vergangenen Jahren in ruhige Fahrwasser führen. Sie sagen: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“

Carola Müsse arbeitete als Seelsorgerin in Seniorenheimen

Der Start der beiden war coronabedingt etwas holprig. „Als wir uns am 15. März erstmals vorgestellt haben, war Deutschland zwei Tage zuvor in den Lockdown gegangen“, erzählt Fischer-Waubke. Anstelle des Gottesdienstes vor den versammelten Gemeindegliedern in der Schlosskirche war nur der Kirchengemeinderat (KGR) zugegen, alle anderen konnten sich per Livestream über das Internet zuschalten. Auch als Fischer-Waubke und Müsse am 1. Juni den Dienst antraten, war das Gemeindeleben noch weit von der Normalität entfernt. „Viele Veranstaltungen waren ausgesetzt, da gab es wenig Möglichkeiten, die Menschen kennenzulernen“, sagt Carola Müsse. Noch seien sie deshalb dabei, sich einzufinden. Müsse hat eine halbe, Fischer-Waubke eine Vollzeitstelle. Anfang Juni wählte der Ahrensburger KGR Elisabeth Fischer-Waubke zudem zur stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums.

Vor ihrem Wechsel in die Schlossstadt hat Carola Müsse 20 Jahre als Seelsorgerin in Seniorenheimen und ehrenamtliche Pastorin in verschiedenen Hamburger Gemeinden gewirkt. Geboren ist die 54-Jährige in Düsseldorf, aufgewachsen in der Nähe von Bonn. Schon als Kind sei Pastorin einer ihrer Berufswünsche gewesen, neben Erzieherin und Friedhofsgärtnerin. „Mein Vater ist Pastor, da bin ich wohl vorbelastet“, sagt Müsse mit einem Schmunzeln. In Bonn und Wuppertal studierte sie nach dem Abitur evangelische Theologie.

Fischer-Waubke studierte in Kiel, Tübingen und Göttingen

„Vor 26 Jahren bin ich in den Norden gekommen, weil mein Mann beruflich nach Hamburg gewechselt ist. Jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, woanders zu leben“, sagt sie. Der Pfarrberuf ist für Müsse eine Leidenschaft. „Ich liebe an meinem Beruf, dass ich mit allen Altersgruppen zusammenarbeite und Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten darf“, sagt sie. Das sei etwas Besonderes.

Elisabeth Fischer-Waubke ist durch Zufall zum Theologiestudium gekommen. „Nach dem Abitur habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderheim des Diakonischen Werks gemacht und dort mit Konfirmanden gearbeitet“, sagt die gebürtige Mainzerin, die seit ihrem 13. Lebensjahr in Hamburg lebt. „Zu der Zeit sind in mir viele Fragen über Gott und das Leben aufgekommen. Ich wollte durch das Theologiestudium Antworten finden.“

Fischer-Waubke studierte in Kiel, Tübingen und Göttingen – zunächst ohne das Ziel, Pastorin zu werden. „Während des Studiums habe ich dann geahnt, dass es auf das Pfarramt hinauslaufen würde“, sagt die 58-Jährige und lacht. Ihr Vikariat absolvierte Fischer-Waubke in Großhansdorf. „Rückblickend bin ich gut geführt worden“, sagt sie. An ihrem Beruf gefällt der 58-Jährigen die Vielfältigkeit. „Mir bereiten sowohl die Arbeit mit Gruppen und die Verkündigung Freude, als auch die gestaltende Arbeit in den Gremien und das Musikalische“, sagt die Pastorin, die seit ihrer Kindheit Geige spielt und im Chor singt.

Pastorin Weißmann wechselt in die passive Altersteilzeit

In Kürze wird sie in das Pastorat an der Schlosskirche ziehen. Vor ihrem Wechsel nach Ahrensburg wirkte Fischer-Waubke an einer auf fünf Jahre befristeten Projektpfarrstelle in den Vier- und Marschlanden, mit der Aufgabe, die überregionale Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden zu fördern.

Ahrensburg sei eine Liebe auf den zweiten Blick gewesen, sagen die neuen Pastorinnen. „Blauäugig sind wir nicht gewesen“, sagt Carola Müsse. Ahrensburg gilt weit über die Region hinaus als Problemgemeinde. 2010 hatten die Enthüllungen um den Missbrauch mehrerer Minderjähriger durch den Ahrensburger Pastor Dieter K. in den 1970er- und 1980er-Jahren die Gemeinde erschüttert, fast zeitgleich entzweite der Streit um die geplante Entwidmung der St. Johanneskirche Kirchenleitung und Gemeindeglieder.

„Als das Stellenangebot kam, habe ich mir eine längere Bedenkzeit genommen“, sagt Carola Müsse. Fischer-Waubke fügt hinzu: „Zu Beginn hatte ich Respekt vor der Aufgabe.“ Aber dann hätten der damalige Propst Hans-Jürgen Buhl und Bischöfin Kirsten Fehrs die Idee gehabt, ein Duo nach Ahrensburg zu schicken. „Wir wurden einander vorgestellt und es hat sofort auf persönlicher Ebene gepasst“, sagt Fischer-Waubke. Gespräche mit dem Kirchengemeinderat und Ehrenamtlern hätten zudem ein Bild von einer Gemeinde gezeichnet, die „mit ihrer Vergangenheit aufgeräumt hat und in der es zahlreiche engagierte Mitglieder gibt, die die Trümmer beiseite gekehrt haben und jetzt neue Impulse setzen wollen“, so Fischer-Waubke.

Im Herbst steht ein weiterer Personalwechsel bevor

Beide Pastorinnen wollen ihre mehrere jahrzehntelange Berufserfahrung einbringen, um die kommenden Herausforderungen zu meistern. Einerseits gelte es, die Gemeinde durch organisatorische Reformen fit für die Zukunft zu machen, andererseits müsse wieder Kontinuität hergestellt werden. „In den vergangenen Jahren gab es viele Pastorenwechsel, das bringt Unruhe in eine Gemeinde“, sagt Fischer-Waubke. So waren etwa die Vorgänger der beiden, Susann Kropf und Oliver Okun, erst im August 2017 nach Ahrensburg gekommen. Kropf war im vergangenen Herbst nach nur zwei Jahren nach Hamburg gewechselt. Okun hat zum 1. Juni eine Gemeinde in Lübeck übernommen. 2017 hatte sich Hans-Martin Bruns nach nur vier Jahren in Ahrensburg in den Ruhestand verabschiedet.

Bevor Ruhe im Pastorenkollegium einkehren kann, wird es allerdings in diesem Herbst noch einen weiteren Wechsel geben: Die langjährige Ahrensburger Pastorin Angelika Weißmann wechselt in die passive Altersteilzeit. „Am kommenden Sonntag stellt sich ihre Nachfolgerin Angelika Doege-Baden-Rühlmann vor“, sagt Florian Lemberg, Sprecher des Kirchengemeinderates. Derzeit ist Doege-Baden-Rühlmann Pastorin in Neumünster. Bestätigt das Gremium die Personalie auf seiner Sitzung am Montag, 10. August, soll sie die Stelle zum 1. November antreten.

Vorstellungsgottesdienst mit Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann und Propst Axel Matyba, So 19.7., 9.30, St. Johannes, Rudolf-Kinau-Straße 19, Ahrensburg