Ahrensburg. Johanna Schultz ist Protagonistin der RTL-Serie „4 Räume, 1 Deal“. Die Wohnberaterin wuchs in der Schlossstadt auf, machte dort Abitur.

Kuriose Exponate, knallhartes Feilschen, packende Händler-Duelle: Sogenannte Trödelshow-Formate im Fernsehen treffen beim Zuschauer zurzeit voll ins Schwarze. Ein außergewöhnliches Mitbringsel versetzte zuletzt die Superhändler der RTL-Sendereihe „4 Räume, 1 Deal“ in helle Aufregung. Objekt der Begierde war ein lebensgroßes Schaf aus Keramik – mit feuerroter Mähne, silbernem Nasenring, brauner Lederjacke und hautengen Röhrenjeans.

Ahrensburgerin gehört seit 2019 zum Team der Show

Als eins von 500 Exemplaren war die markante Figur Teil einer weltweiten Werbekampagne des italienischen Modeunternehmens Diesel. „Die Käuferschicht bei einem derart ausgefallenen Exponat ist überschaubar, deshalb tragen wir als Händler beim Erwerb ein erhebliches Risiko“, sagt Johanna Schultz. „Der Kunde, der sich dafür begeistert, ist dann aber auch bereit, den geforderten Preis zu zahlen.“

Seit 2019 zählt die ehemalige Ahrensburgerin zu den Protagonisten des an sechs Wochentagen ausgestrahlten RTL-Formats. Das Konzept der Sendung ist einfach: Ein Verkäufer präsentiert seine mitgebrachte Rarität den vier Superhändlern zunächst im zentralen Bereich des Studios. Anschließend ziehen sich die Händler in ihre eigenen Räume zurück. Der Anbieter legt eine Reihenfolge fest, in welcher er die Händler zu einem Gespräch besuchen möchte. Kommt es in einem der ersten Räume zu einem Deal, müssen die nachfolgenden Händler in einer gemeinsamen Schlussrunde offenlegen, welchen Höchstbetrag sie für das Exponat bezahlt hätten. Schultz lacht und sagt: „Nicht selten sind dabei jede Menge Emotionen im Spiel, wenn zum Beispiel ein Händler einem anderen ein begehrtes Stück vor der Nase weggeschnappt hat.“

Nach der Schule studierte sie Kunstgeschichte in Kiel

An dem Keramikschaf hatte Schultz glühendes Interesse. Ihr Anfangsgebot: 150 Euro. Der Verkäufer – ein 24 Jahre alter ehemaliger Angestellter des Modelabels – stieg mit einem Wunscherlös von 700 Euro in die Verhandlung ein. Es ging hin und her, ehe die knallbunte Figur für 390 Euro den Besitzer wechselte. Zehn Wochen präsentierte Schultz das außergewöhnliche Exponat in den eigenen hinter den Hamburger Deichtorhallen gelegenen Ausstellungsräumen, ehe sie für das seltene Stück den passenden Interessenten fand.

Bereits in jungen Jahren hatte Johanna Schultz eine Leidenschaft für ausgefallene Dinge. „Flohmärkte übten schon immer einen großen Reiz auf mich aus. Eine der ersten zu sein, um den vermeintlichen Schatz zu finden, kann leicht zur Sucht werden“, sagt die begeisterte Kitesurferin und schmunzelt. „Da ich gern lange schlafe, bin ich glücklicherweise nicht unmittelbar gefährdet.“

Ein Job im Museum erschien ihr nicht erstrebenswert

Als Kind lebte sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter Swaantje Schultz in Ahrensburg. 2002 machte sie am Heimgarten-Gymnasium (heute Eric-Kandel-Gymnasium) Abitur. Fünf Jahre später zog Johanna Schultz nach Kiel, um an der dortigen Universität Kunstgeschichte zu studieren.

Wie sich später herausstellen sollte, hatte die Sache einen Haken. Bei erneuter Durchsicht ihrer persönlichen Unterlagen nach den Zwischenprüfungen stolperte die Lehranstalt über die Tatsache, dass die junge Stormarnerin in Latein den Numerus clausus nicht erfüllt hatte – und somit gar nicht zum Studiengang hätte zugelassen werden dürfen. Schultz nahm es gelassen: „Mir war schon während des Studiums klar, dass ein Job im Museum nicht mein Ding ist. Lieber wollte ich mit meiner schwer erkrankten Mutter so viel Zeit wie möglich verbringen, auch um von ihr alles über Antiquitäten zu lernen.“

Mutter und Tochter fuhren mit Kastenwagen durch Frankreich

Mit dem Kauf eines Kastenwagens begannen beide Frauen einen neuen Lebensabschnitt. In Frankreich begaben sie sich auf die Suche nach Antiquitäten und Sammlerstücken. Damit eröffneten Mutter und Tochter 2009 in Hamburg einen Antiquitätenladen am Lehmweg. „Für mich war es von Beginn an der schönste Job der Welt“, sagt Johanna Schultz. „Die Suche nach schönen Dingen gleicht einem Abenteuer – mit einem Hauch von Freiheit.“

Auch wenn die heute 39-Jährige seit einigen Jahren mit Ehemann Klaus Ebert und dem fünf Jahre alten Sohn in Hamburg lebt, besucht sie die alte Heimat regelmäßig. „Einige meiner engsten Freunde leben dort. Gemeinsam feierten wir früher die wildesten Partys.“ Nach kurzer Gedankenpause fügt sie hinzu: „Meine Mutter lebte bis zu ihrem Tod in Ahrensburg. Als sie vor neun Jahren starb, verlor ich mein Zuhause, auch wenn es mir in meiner Wohnung in Hamburg immer gut ging.“

Erst fragte der Norddeutsche Rundfunk an, dann ZDF und RTL

Die Superhändler im RTL-Studio (v. l.): Marcus Siepmann, Marcus Reinecke, Johanna Schultz, Moderator Sükrü Pehlivan, Paco Steinbeck.
Die Superhändler im RTL-Studio (v. l.): Marcus Siepmann, Marcus Reinecke, Johanna Schultz, Moderator Sükrü Pehlivan, Paco Steinbeck. © Privat

Die TV-Karriere der 39-Jährigen begann mit einer Anfrage des Norddeutschen Rundfunks. Für die Aufzeichnung einer Schlagersendung wollte der Sender eine Ausstellungshalle mieten. Dabei wurde der NDR aufmerksam auf die medialen Qualitäten der blonden Antiquitätenhändlerin. Kleinere gemeinsame Projekte folgten. Auch das ZDF buchte Schultz für zwei Beiträge der Sendereihe „Hallo Deutschland“. Gemeinsam mit einem Kamerateam schlenderte sie dabei als Wohnberaterin über Flohmärkte. Es folgte ein Engagement bei RTL II für das Format „Dein Trödel oder ich“, dann eine Einladung von RTL zu einem Casting für die Sendung „4 Räume, 1 Deal“.

Schnell stand fest: Der Job als Superhändlerin ist Johanna Schultz wie auf den Leib geschneidert. „Die Verhandlungen im Studio sind real. Wir können frei reden, das bietet viel Raum für individuelle Entfaltung“, sagt sie. Als Kind habe sie von einer Karriere als Schauspielerin geträumt. „Als Superhändlerin muss ich einfach nur ich selbst sein“, sagt Johanna Schultz. „Ich sehe es gewissermaßen auch als eine Art Bühne, auf der ich präsent bin.“