Jork. Erste Gebäude auf der Gefängnisinsel werden abgerissen. Pläne für Naturschutz und einen neuen Rad- und Wanderweg an der Elbe

. Die Verlegung der dortigen Jugendhaftanstalt ist zwar erst frühestens für 2026 geplant, doch auf der Hamburger Gefängnisinsel Hahnöfersand haben die ersten Abrissarbeiten bereits begonnen.

Wie die Hamburger Umweltbehörde auf Anfrage bestätigte, wird dort auf der westlichen Inselseite derzeit die „Alte Landwirtschaft“ abgebrochen.

Der Schafstall wird weiter benötigt

Dabei handelt es sich um Ställe und landwirtschaftliche Gebäude, die früher einmal als anstaltseigener Ausbildungsbetrieb dienten. Nur ein Schafstall bleibt vorerst bestehen und ist vom örtlichen Altländer Deichverband für die eigene Schäferei gepachtet. Einige hundert Tiere sind dort untergebracht, die zur Deichpflege genutzt werden, indem sie das Gras kurz halten und mit ihren Hufen den Boden festigen. Eigentümerin der Insel bleibt auch später weiter Hamburg, sie ist allerdings Teil des Jorker Gemeindegebiets.

Insel soll Natur-Ausgleichsfläche werden

Nach Abriss der landwirtschaftlichen Gebäude soll die Westseite der Insel für naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden, teilte die Umweltbehörde weiter mit. Ähnlich der Plan für die östliche Inselhälfte, wo heute noch Zellentrakt und andere Gefängnisgebäude stehen. Nach der für 2026/2027 geplanten Verlagerung des Jugendvollzugs in einen Gefängnis-Neubau in Billwerder solle auch dieser Teil der Insel Natur-Ausgleichsfläche für andere Hamburger Bauprojekte werden.

Altländer wollten ein „touristisches Leuchtturmprojekt“

In Jork hatte man sich allerdings vor einiger Zeit etwas anderes erhofft. Es gab da Vorstellungen, dass die idyllisch an einem Nebenarm der Elbe gelegene und mittlerweile mit dem Festland verbundene Insel einmal touristisch genutzt werden könne. Selbst einen kleinen Hafen gibt es dort, den man für den Wassersport öffnen könnte. Von einem „touristischen Leuchtturmprojekt“ war gar die Rede.

Davon ist nun nicht sehr viel übriggeblieben. Doch ganz verschließt sich Hamburg solchen Gedanken einer touristischen Nutzung auch nicht. Zwar solle die Insel vor allem für Naturschutzmaßnahmen genutzt werden. Aber die „Nachnutzung kann einen Fuß- und Radweg entlang der Deichlinie mit Aussichts- und Beobachtungspunkten beinhalten“, heißt es jetzt in der Umweltbehörde. Dabei werde man die Gemeinde Jork in die Planung einbeziehen.

Detailplanung für Radweg steht noch aus

Dies wertet Jorks Bürgermeister Matthias Riel als „transparentes Entgegenkommen“ Hamburgs. „Auch wenn wir uns ein bisschen mehr erhofft hätten“, wie er sagt. Gespräche zu den Details der Wegeplanung stünden allerdings auch noch an. Schön wäre es beispielsweise, wenn Besucher der Insel später dort auch Hinweise auf die besondere Geschichte Hahnöfersands fänden.

Eher verhalten ist unterdessen die Reaktion beim Deichverband der 2. Meile Alten Landes auf die Hamburger Naturschutzpläne. Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts würde den Stall eben nicht nur pachten, sondern gleich kaufen. Und einen Teil der Flächen dort auch, um eine Lagerstätte für Kleiboden anlegen zu können. Denn wie überall an der Elbe müsse auf Hahnöfersand in einigen Jahren der Deich deutlich erhöht werden. Wegen der exponierten Lage werde das Schutzbauwerk dort inklusive einer Klima-Anpassung auf fast elf Meter kommen, etwa drei Meter mehr als bisher. Es wären dann die höchsten Deiche an Elbe. Start der Deicherhöhung werde voraussichtlich in den 2030er Jahren sein, vermutet der Oberdeichrichter.

Flächen werden für Deicherhöhung benötigt

Absehbar sei daher, dass die geplanten Naturschutzflächen dann wieder etwas verkleinert werden müssten, weil mit einer solchen Erhöhung des Deiches auch eine Verbreiterung um 15 bis 20 Meter einherginge. „Auch Menschenschutz ist wichtig“, argumentiert der Oberdeichrichter.

Die Nutzung als Hamburger Ausgleichsfläche wäre indes kein Novum in der Inselgeschichte. Als Ausgleich für die Erweiterung das Airbuswerks ins Mühlenberger Loch wurde etwa die Hälfte der früheren Inselfläche vor einigen Jahren abgetragen und in Watt umgewandelt, das bei Flut unter Wasser steht. Hier sollten vor allem Löffelenten eine neue Heimat finden. Doch ihre Zahl blieb weit unter den Erwartungen.

Nun also könnte nahezu die gesamt Insel Naturschutzfläche werden. Hintergrund ist eine einstimmige Grundsatz-Entscheidung der Hamburgischen Bürgerschaft im Jahr 2018 für einen kompletten Neubau der Haftanstalt in Billwerder.

Hahnhöfersand gilt als abgeschiedene Lage

Wesentlicher Grund dafür waren aus Hamburger Sicht die „abgeschiedene Lage“ der Gefängnisinsel und ein hoher Sanierungsbedarf der teils 100 Jahre alten Gebäude. Der bisher mit 164 Millionen Euro kalkulierte Neubau würde deutlich bessere Möglichkeiten für die Resozialisierung der jungen Gefangenen bieten, hieß es zu der Entscheidung. Zudem sei eine komplett neue Anstalt in Billwerder über einen Nutzungszeitraum von 30 Jahren betrachtet die „wirtschaftlichere Alternative“ zu einer umfangreichen Sanierung der Gebäude auf Hahnhöfersand.