Buxtehude. Genehmigungsverfahren für die Deicherhöhung ist bereits gestartet. Hochwasserschutz auch für Este und Lühe geplant.
Um gegen mögliche höhere Sturmfluten gewappnet zu sein, ist in Hamburg vor einigen Jahren schon ein neues Bau-Programm gestartet worden, mit dem die Deiche abschnittsweise erhöht werden sollen. Und auch am niedersächsischen Elbdeich hat jetzt das Genehmigungsverfahren für einen ersten höheren Deichabschnitt zwischen dem Hamburgischen Cranz und der früheren Insel Hahnöfersand begonnen.
Der neue Deich hat noch eine Ausbaureserve
Antragsteller ist dort der Deichverband II. Meile Alten Landes, der das Gebiet zwischen Este und Lühe betreut und sich mit dem Projekt auf mögliche Folgen des Klimawandels einstellt. Von einem „Klimadeich“, spricht der Verband daher auch. Das Besondere daran: Er kann relativ einfach und mit technisch wesentlich geringerem Aufwand als diesmal ein zweites Mal erhöht werden. Bis zum 17. September sind die Planunterlagen derzeit öffentlich einsehbar, mit einem offiziellen Planfeststellungsbeschluss rechnet Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts im Frühjahr 2022. Hauptbauzeit werde voraussichtlich in den sturmflutfreien Monaten in den Jahren 2023 und 2024 sein. „Ich gehe davon aus, dass die Genehmigung glatt durch geht“, so Ulferts.
Deich wird nicht wie in Cranz zur Landseite verbreitert
Zumindest mit dem Unmut von Anliegern wie im Hamburger bei Cranz dürfte der Altländer Oberdeichrichter nicht rechnen. Denn es gibt da einen wesentlichen Unterschied: In Cranz plant Hamburg die mit einer Erhöhung einhergehende Verbreiterung zur Landseite. Damit soll ein geschützter Tidenauenwald am Fluss erhalten werden. Die Deicherhöhung Hinterbrack, so der offizielle Projektname, sieht indes eine Verbreiterung zum Wasser hin vor. Grundstücke von Anliegern sind dort daher nicht betroffen.
Flacher Anstieg ermöglicht später eine weitere Erhöhung
Vielmehr soll hier das sogenannte feste Deckwerk unmittelbar am Wasser schon um zwei Meter auf vier Meter über Normalnull erhöht werden. Es folgt ein ebenfalls erhöhter „Treibsel-Weg“ unten am Deich und dann ein sehr flacher Anstieg mit einer Kleischicht bis zur Deichkrone, die an den höheren und besonders Wind und Wellen ausgesetzten Stellen um rund einen Meter auf etwa 9,40 Meter über Normalnull liegen wird. Durch den besonders flachen Anstieg ergibt sich eine Ausbaureserve von einem weiteren Meter, weil dort eine neue Kleischicht relativ einfach aufgebracht werden kann. „Dann können unsere Enkel den Deich irgendwann noch einmal einfach höher bauen“, sagt Oberdeichrichter Ulferts.
8000-Lkw-Ladungen mit Klei notwendig
Für den etwa zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Cranz und Hahnöfersand kalkuliert der Deichverband nun mit 90.000 Kubikmetern Klei, was immerhin etwa 8000 Lkw-Ladungen entspreche. „Wir sind daher bemüht, Klei möglichst aus der Nähe zu bekommen“, sagt Deichrichter Ulferts. Ein Großteil stammt daher aus Lagerflächen des Verbandes in unmittelbarer Nähe. Etwa 30.000 Kubikmeter werden aber aus dem „Bullenbruch“ zusätzlich kommen. Dabei handelt es sich um ein altes, tiefer gelegenes Überflutungsgebiet zwischen Horneburg und Buxtehude, das heute im Wesentlichen aus Grünland besteht und mit 680 Hektar Fläche etwa vier Mal größer als die Außenalster ist. Nach Starkregen kann hier beispielsweise das Wasser der Lühe abfließen.
Ein Polder, vier Mal größer als die Außenalster
Doch es gibt auch Szenarien, die zu Überschwemmungen in Horneburg – wie 2002 geschehen – oder auch Dammhausen und sogar Teilen Buxtehudes führen können. Der „höchste Lastfall“, so Deichrichter Ulferts, geht dabei davon aus, dass Extremregen mit einer Sturmflut und einer längeren Sperrung des Lühe-Sperrwerks zur Elbe zusammenfällt. Dann reicht auch die alte Überflutungsfläche nicht mehr. In Kooperation mit betroffenen Kommunen plant der Deichverband daher jetzt den „Entlastungspolder Bullenbruch“. Im Prinzip werden dazu kleine Deiche oder Wälle angelegt. Und der Verband plant ein neues modernes Schöpfwerk, dessen Pumpen sogar Fische gefahrlos passieren können. „Sonst hat man da schnell Mc-Fisch“, sagt Ulferts. Die Finanzierung von etwa zehn Millionen Euro übernehmen Bund und Land, weil der Bau des Polders sowohl unter die Rubrik Hochwasser- wie auch Küstenschutz fällt. Unterhalten wird der Polder künftig von einem eigenen Hochwasserschutzverband.
Grüne fordern Polder auch für die Este
Mit dieser Konstruktion könnte der Bullenbruch-Polder auch so etwas wie eine Blaupause für die Este sein, sagt nun der Buxtehuder Grünen-Politiker und Bürgermeisterkandidat Michael Lemke. Tatsächlich gibt es auch an der Este ein Sperrwerk zur Elbe, auch hier kann extrem viel Wasser im Oberlauf bei Starkregen anfallen. Betroffen wären dann nicht nur Anlieger am Oberlauf wie in Moisburg oder Buxtehude, sondern auch Anwohner in Cranz. Lemke fordert daher Rückhalteflächen vor Moisburg und Goldbek sowie einen Damm an der B73 in Buxtehude. Und zusätzlich einen Überlaufpolder an der A26 bei Moorende. Tatsächlich diskutiert wird in den Este-Kommunen ein solcher Hochwasserschutz schon länger. „Es muss jetzt endlich auch hier etwas passieren“, fordert Lemke nun.