Sylt. In der Filiale von Raffelhüschen in Westerland müssen sich Kunden komplett selbst bedienen. Wie das geht – und wie es dazu kam.
Wer in diesem Jahr auf der Nordseeinsel Sylt Urlaub macht, kann dort Deutschlands erste autonome Bäckereifiliale besuchen. Die TraditionsbäckereiRaffelhüschen setzt seit Neuestem auf künstliche Intelligenz (KI) – allerdings nicht beim Backen, sondern beim Verkauf der Brötchen.
Wer die Filiale an der Norderstraße in der Inselhauptstadt Westerland betritt, den umweht der gewohnt leckere Duft von frischem Backwerk. Nur gibt es im Unterschied zu anderen Standorten in dieser Bäckerei kein fachkundiges Verkaufspersonal, denn hier muss der Kunde sich jetzt selbst bedienen.
Sylt: Bäckerei Raffelhüschen hat Probleme, auf der Insel Personal zu finden
Die Sylter Traditionsbäckerei in vierter Generation hatte in den beiden vergangenen Jahren an allen Standorten ihre Öffnungszeiten wegen fehlenden Personals einschränken müssen. „Für uns als Handwerksbetrieb ist Sylt ein Bestandteil unserer Identität. Hier ist es leider besonders schwierig, gute Fachkräfte zu finden. Auch in Zukunft wollen wir Syltern und Urlaubsgästen unsere hochwertigen Backwaren anbieten können“, sagt Thomas Raffelhüschen.
Entwickelt hat das KI-Konzept das Ladenbauunternehmen Korte aus dem nordrhein-westfälischen Kürten gemeinsam mit der Bäko-Zentrale eG, einem genossenschaftlich organisiertem Fachgroßhandel für Bäckereien und Konditoreien sowie dem Technologieunternehmen Autonomo.
Sylter Bäckereifiliale: Außer Brötchen gibt es auch Milch, Butter und Eier
„Im Zusammenspiel von Kamerasystemen in der Filiale, Wiegesystemen in Regalen und der KI-basierten Software, die Entnahmen von Produkten erkennen und diese identifizieren kann, wird ein kassenloses Zahlen möglich“, erklärt Anja Wollermann, Sprecherin und Marketingchefin von Korte, das den neuen Raffelhüschen-Shop konzipiert hat.
Der autonome Laden bietet neben einem Sortiment an Backwaren mit dem Fokus auf Brötchen auch ausgesuchte Lebensmittel wie Milch, Butter und Eier.
Juniorchef Thomas Raffelhüschen verspricht einen unkomplizierten Einkauft in der autonomen Bäckereifiliale. Der Einkauf funktioniert folgendermaßen:
Bäckerei Raffelhüschen auf Sylt: So funktioniert der Einkauf ohne Personal
- Zu Beginn wählen die Kunden ihr Bezahlmittel aus. Sie können sich über eine App registrieren und so über PayPal oder per Kreditkarte zahlen. Kunden, die sich nicht anmelden möchten, können die Zahlung direkt über EC-Karte, Kreditkarte, Debitkarte, Apple Pay oder Google Pay abwickeln. Bei dieser Variante erhalten die Kunden beim Check-in einen Code, mit dem sie im Nachgang ihren Kassenbon auf einer Webseite abrufen können.
- Nach dem Einchecken erfasst die KI über Kameras anonymisiert die eintretenden Kunden, ordnet das gewählte Zahlungsmittel zu, öffnet für den Kunden einen virtuellen Warenkorb und ermöglicht das Auswählen und Entnehmen von Produkten. Per Kamera wird verfolgt, welche Waren der jeweilige Kunde einpackt.
- Die ausgewählten Produkte können direkt eingepackt werden – entweder in den vor Ort angebotenen Tüten oder in eigene, mitgebrachte Tüten oder Taschen.
- Die entnommenen Produkte werden dem virtuellen Warenkorb zugeordnet.
- Nach dem Verlassen der Filiale schließt sich der Warenkorb automatisch, und die Abrechnung erfolgt nach wenigen Minuten. Der Kassenbon steht den Kunden anschließend in der App oder auf einer Website zur Verfügung.
KI-Bäckerei: Was die Kunden auf Sylt dazu sagen, dass alles so modern ist
In den sozialen Medien gibt es bereits einige Kundenstimmen, den meisten scheint der neue Laden demnach zu gefallen: „Spitzenbäckerei. Vor allem das voll autonome Konzept gefällt sehr gut. Schnell und einfach zu bedienen. Ich bin begeistert“, schreibt beispielsweise ein Kunde.
„Wenn man das System verstanden hat ... super Idee, super schnell. Habe aber auch ältere Kunden gesehen, die kopfschüttelnd wieder gegangen sind, ohne zu kaufen“, schreibt ein anderer.
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Thomas Raffelhüschen versichert, dass wirklich jeder das System ganz rasch verstehen könne, und ist erleichtert, dass sich sein Personal darauf konzentrieren kann, Brötchen zu backen. Und er fügt hinzu: „Wir sind froh, dass wir ein Gesamtkonzept gefunden haben, das es uns ermöglicht, die Öffnungszeiten nicht nur zu halten, sondern sogar zu erweitern.“