Rantum. Lange hatten Kulturschaffende auf eine Lösung gehofft, doch nun muss die 30. Saison ausfallen. Wie es jetzt in Rantum weitergeht.

Im kommenden Jahr wird es auf Sylt kein Meerkabarett geben. Die Corona-Pandemie hat das beliebte Festival, bei dem Jörg Knör ein gern gesehener Gast ist, noch überstanden. Nun aber musste Geschäftsführer Joachim Wussow ausgerechnet die 30. Saison, die 2024 gestartet wäre, absagen.

Im Jahr 2007 hatte das Meerkabarett nach Stationen in Wenningstedt und neben dem Flughafen eine neue Heimat auf dem Gelände der Rantumer Sylt Quelle gefunden. Ein Ort, der durch Festival und die Stiftung „kunst:raumsyltquelle“ Kultur und Wirtschaft vereint. „Dafür wurde der Bebauungsplan geändert, aber der Anteil des Mineralwassers musste größer sein als der der Kultur“, so Wussow zum Abendblatt.

Sylt: Warum das Meerkabarett die Saison 2024 komplett absagen muss

Allerdings wird bereits seit 2021 kein Mineralwasser mehr abgefüllt, weil es laut Wussow nicht mehr wirtschaftlich war. Damit ist die baurechtliche Grundlage für Veranstaltungen auf dem 30.000 Quadratmeter großen Areal unzureichend. Schon seit 2019 versucht der Geschäftsführer, eigenen Angaben nach, die Neuausrichtung des Areals mit der Gemeinde Sylt abzustimmen.

Sein Ziel dabei: den Fortbestand der Kultur und einer reduzierten Mineralwasserabfüllung in einem nachhaltigen Gesamtkonzept zu sichern. Nach diversen Vorschlägen und Anträgen in den vergangenen vier Jahren seien im Rantumer Ortsbeirat im September erstmals konkrete Kritikpunkte öffentlich geäußert worden.

Sylt: Treffen mit Ortsbeirat klappt 2023 nicht mehr

Inzwischen sei bei einem Treffen mit den beiden Ortsbeiratsvorsitzenden, dem Bauausschussvorsitzenden und Mitarbeitern der Ortsentwicklung ein gemeinsames Ziel skizziert worden. Doch die Hoffnung, dass dieses Ziel den Ortsbeirat noch in diesem Jahr passieren und als Empfehlung an den Bauausschuss weitergeleitet werden könnte, habe sich zerschlagen.

Wussow sagt: „Zum Jahresende, wo alle Beteiligten besonders stark belastet sind, hat die Zeit dafür nicht mehr gereicht.“ Der erarbeitete Kompromiss zur weiteren Nutzung des Geländes der Sylt Quelle soll nun erst im Februar im Ortsbeirat beraten werden.

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Doch damit sei das ohnehin schon maximal weit gedehnte Zeitfenster, in dem Künstler üblicherweise für die nächste Saison gebucht werden, endgültig geschlossen.

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Wussow ist enttäuscht: „Normalerweise macht man noch während der laufenden Spielzeit die Auftrittstermine für den nächsten Sommer fest. Wir mussten jetzt für das Programm und das Team eine Entscheidung fällen.“ Das sei ihm zwar schwergefallen, aber ohne eine gewisse Planungssicherheit könne mit den erforderlichen Investitionen und Umbauten nicht begonnen werden.

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Um dem Publikum 2023 überhaupt etwas bieten zu können, waren Wussow und sein Team auf den Alten Kursaal und das Congress Centrum in Westerland ausgewichen: „Wir sind dankbar, dass wir diese Räumlichkeiten nutzen dürfen, aber die für das Meerkabarett typische Kombination aus herausragendem Programm und attraktivem gastronomischen Angebot in einem außerordentlichen Ambiente, kann man nur an einem dafür reservierten Ort schaffen“, sagt er.

Der Meerkabarett-Geschäftsführer hofft auf eine rasche Einigung im neuen Jahr, um schließlich 2025 die 30. Saison in Rantum feiern zu können. Und wenn das nicht klappt? Wussow: „Dann sind die vier Veranstaltungen, die wir rund um den Jahreswechsel mit Markus Krebs, den Comedian Harmonists und Jörg Knör durchführen, vermutlich die letzten.“