Sylt. Die Schriftstellerin lässt sich für ihre bekannte Bücherreihe von der Insel inspirieren. Warum sie dennoch ganz woanders wohnt.

Ulrich Gaßdorf

Nena, Uwe Ochsenknecht und Dieter Wedel haben eines gemeinsam: Claudia Thesenfitz hat die Biografien von und mit diesen drei prominenten Zeitgenossen verfasst. Doch seit acht Jahren widmet sich die Autorin in ihren Büchern vor allem Sylt.

Auf der Insel spielt ihre Glücksroman-Reihe. Mit „Sylt oder Selters“ veröffentlichte die gebürtige Berlinerin 2015 ihr erstes Werk, „das bis heute rund 100.000-mal verkauft wurde. Da das erste Buch ein großer Erfolg war, wollte der Verlag, dass ich weitermache“, erzählt Thesenfitz beim Abendblatt-Gespräch. Bücher über Sylt entwickeln sich häufig zu Verkaufsschlagern. Aus Thesenfitz‘ Feder folgten Titel wie „Sylt oder Sahne“, „Sylt oder Solo“ oder „Schlaflos auf Sylt“.

Sylt-Roman: Autorin Claudia Thesenfitz bringt neues Buch raus

Vor wenigen Tagen hat Thesenfitz mit „Sylt im Getriebe“ ihr neuestes Buch, es ist der neunte Glücksroman, an den Ullstein Verlag geschickt. Es wird am 27. März kommenden Jahres erscheinen.

Und hier schon mal ein kurzer Einblick in den Inhalt: „Es geht um eine Frau mittleren Alters mit Angststörungen. Darunter leiden viele Menschen in unserer Gesellschaft. Meine Protagonistin wird dennoch von ihrer Cousine gebeten, nach Sylt zu kommen und dort vertretungsweise deren E-Bike-Verleih zu leiten. Sie nimmt diese Herausforderung an, und natürlich passiert viel auf der Insel.“

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Mit den Büchern „möchte ich den Menschen etwas vermitteln. Es geht mir um einen gewissen Tiefgang, den ich mit Humor verpacke“. Und eines ist der Schriftstellerin wichtig: „Meine Bücher haben immer ein Happy End.“

Sylter Millionär löste bei Claudia Thesenfitz Begeisterung für die Insel aus

Dass bei Thesenfitz die Nordseeinsel die Hauptrolle in ihren Werken spielt, kam so: „Ich habe von einem Sylter Millionär den Auftrag bekommen, seine Biografie zu schreiben. Der Herr lebte in Kampen, und als ich dann dort am Strand war, war ich geflasht von dem Meer und den Wellen. Es war Liebe auf den ersten Blick.“

Denn während ihrer Kindheit war die Insel verpönt. „Ich hatte eine Hippie-Mutter, und auf die Bonzeninsel Sylt fuhr man nicht. Deshalb war ich nur einmal auf einer total verregneten und deshalb traumatischen Klassenfahrt dort und dann erst wieder wegen der Biografie für den Millionär.“

„Sylt im Getriebe“ ist der neunte Glücksroman von Claudia Thesenfitz, der auf der Nordseeinsel spielt.
„Sylt im Getriebe“ ist der neunte Glücksroman von Claudia Thesenfitz, der auf der Nordseeinsel spielt. © Ullstein Verlag | Ullstein Verlag

Inspiriert von der Insel ging es dann in ihrem ersten Glücksroman „Sylt oder Selters“ um eine Frau, die sich einen Millionär angeln möchte. Natürlich war Kampen, wo viele sehr wohlhabende Menschen leben, als Ort für die Handlung gesetzt.

Aufgewachsen ist Thesenfitz in Hamburg-Blankenese. Ein ähnlich nobler Ort wie Kampen, aber nicht an der Nordsee, sondern an der Elbe. „Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter hat meine Schwestern und mich dann in einer Villa Kunterbunt großgezogen. Das war eine bunte WG mit immer neuen Mitbewohnern.“

Nena-Biografie und Arbeit als Chefreporterin: Claudia Thesenfitz erfüllt sich Kindheitstraum

Nach dem Abitur arbeitete Thesenfitz als Freie bei dem Magazin „Tempo“. Danach absolvierte sie ein Volontariat bei der „Szene Hamburg“ und wechselte dann zur Frauenzeitschrift „Petra“, stieg dort zur Ressortleiterin auf und war später Chefreporterin. Es folgten Jahre als freie Autorin für Zeitschriften wie „Brigitte“, „Emotion“, „Gala“ und „Stern“.

Eigene Bücher zu schreiben, das war schon ein Traum der heute 56-Jährigen, als sie noch ein Kind war. Mit acht Jahren verfasste sie in einem türkisfarbenen Ringordner ihr erstes Werk. „Es handelte von einem Jungen, der zu Fuß von Afrika nach England ging und dort König wurde.“

Das erste richtige eigene Buch war dann die oben bereits erwähnte Nena-Autobiografie „Willst Du mit mir gehen“, die es bis auf Platz 3 der Spiegel-Bestsellerliste schaffte.

Nordsee: Sylt-Autorin Claudia Thesenfitz lebt im Ferienort St. Peter-Ording

Das Leben als Schriftstellerin ermöglicht ihr auch eine gewisse Freiheit. Claudia Thesenfitz ist an keine festen Arbeitszeiten gebunden oder muss in einem Büro Präsenz zeigen. Deshalb hat sie sich als Lebensmittelpunkt seit fast 20 Jahren St. Peter-Ording ausgewählt.

Der Ferienort an der Nordsee hat in den vergangenen Jahren einen ähnlichen Kultstatus wie Sylt erlangt. In St. Peter-Ording fühlt sich die Autorin wohl, würde aber „auch gerne auf Sylt leben“, wie sie sagt. „Ich höre mich immer um. Aber es gibt leider einen Haken: Die Häuser sind zu teuer, und bezahlbare Mietwohnungen sind rar.“

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Und so entstehen ihre Bücher in ihrem Wohnzimmer in SPO, mit dabei auf der Couch ist dann neben dem Laptop die vierjährige Neufundländerhündin Pauline. „Ich stehe früh auf und kann am besten vormittags schreiben“, sagt Claudia Thesenfitz. Dazu gibt es immer eine Kanne grünen Tee. Für jeden Roman müssen um die 250 Seiten gefüllt werden. „Ich habe den groben Plot im Kopf, und die Geschichte entwickelt sich beim Schreiben Seite um Seite weiter.“

Sylt: Claudia Thesenfitz hat Verträge für zwei weitere Glücksromane bereits unterschrieben

Die Verträge für Glücksroman zehn und elf sind übrigens auch schon unterschrieben. Inspirationen für die Bücher holt sich Thesenfitz natürlich auf Sylt. In „Sylt im Getriebe“ spielt die Handlung zum Beispiel in Keitum und im Naturschutzgebiet Morsum Kliff.

Da Schriftstellerin „eine einsame Tätigkeit ist“, Thesenfitz aber, wie sie sagt, Menschen liebt, bietet sie im Februar ihr erstes Schreibseminar an. „Ich möchte Interessierten mein Handwerk vermitteln, schließlich habe ich jahrzehntelange Erfahrung“, sagt sie. Stattfinden wird es allerdings nicht auf Sylt, sondern im StrandGut Resort in St. Peter-Ording.

Und im nächsten Frühjahr wird sich Thesenfitz auch wieder ihrem neuen Hobby widmen. Die Schreiberin hat mit dem Surfen begonnen. Das kann sie dann in ihrer Wahlheimat machen, ebenso wie auf Sylt.