Sylt. Ines Behrens-Kunkel, ihr Mann Jean-Pierre und Jule Plate machen gemeinsam in Kunst – und setzen auf Kunden im Urlaubsmodus.

Eigentlich könnten Ines Behrens-Kunkel und Jean-Pierre Kunkel jetzt Fernreisen machen, Golf spielen oder einfach nur in ihrem Domizil in Wenningstedt die Seele baumeln lassen. Doch so ein „Lebensabend“ ist nichts für die Hamburger mit Zweitwohnsitz auf Sylt.

Deshalb haben sich die beiden ein neues Betätigungsfeld gesucht und gemeinsam mit Jule Plate die Galerie Jule Plate fine art eröffnet. In der vergangenen Woche gab es bei Kaiserwetter eine rauschende Party mit rund 200 Gästen an der Hafenstraße in List.

Sylt: Neue Galerie setzt auf Kunden im Urlaubsmodus.

„Es hat alles gepasst. Sieben der acht Künstler, die hier vertreten sind – darunter auch ich –, waren vor Ort. Es haben sich inspirierende Gespräche mit den Gästen entwickelt“, sagt Kunkel beim Abendblatt-Gespräch Seine Frau – die beiden sind seit 1983 verheiratet und haben zwei Töchter – ergänzt: „Das war ein toller Start, und dieses große Interesse hat uns gezeigt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.“

In List passiert viel. Seit rund einem Jahr hat das Luxusgesundheitsresort Lanserhof geöffnet, und die Bauarbeiten für den Dünenpark schreiten voran. Auf dem ehemaligen Gelände der Marineversorgungsschule der Bundeswehr werden aktuell unter anderen in elf Kliffhäusern 110 Wohneinheiten gebaut. Außerdem entstehen 39 Reihenhäuser. Zudem Ferienhäuser mit insgesamt 87 Wohneinheiten auf dem Areal.

Galerie in List ist die nördlichste Galerie Deutschlands

Der Nordsee-Hotspot war für die Neu-Galeristen als Standort gesetzt. „Ich bin seit meiner Kindheit auf Sylt, habe dort immer die Ferien verbracht. Die Liebe zur Insel habe ich an meine Familie weitergegeben“, sagt Behrens-Kunkel und hat noch ein unschlagbares Argument parat: „Im Urlaub sind die Menschen locker und entspannt. Da ist man dann natürlich eher geneigt dazu, sich ein schönes Bild oder eine Skulptur zu gönnen. Außerdem haben die Kunden in den Ferien auch Zeit und können sich mehr auf die Kunst einlassen.“

Dort, wo jetzt die Kunst die Hauptrolle spielt, wurde vorher Mode verkauft. „Wir haben uns auch andere Flächen angeschaut, zum Beispiel in Westerland. Aber dann hat Jule diese Räume aufgetan und es ging alles recht schnell“, sagt Behrens-Kunkel. „Wir haben damit die nördlichste Galerie Deutschlands. Das ist doch schon mal ein Alleinstellungsmerkmal.“

Jean-Pierre Kunkel ist ein vielseitiger Künstler

Die Aufgaben bei dem Trio sind klar verteilt. „Jule ist unsere Galeristin vor Ort und kümmert sich mit ihrer künstlerischen Expertise um die Kunden“, erzählt Behrens-Kunkel. Jule Plate ist seit 15 Jahren als Kunstexpertin auf der Insel tätig.

Die Hanseatin und ihr Mann ziehen sozusagen im Hintergrund die Fäden und sind natürlich an der Auswahl der Künstler beteiligt, die hier aktuell ihre Werke nur einen Steinwurf vom Strand entfernt präsentieren. Darunter sind der Hamburger Devin Miles, der für seine poppigen Bilder bekannt ist, der Wiener Künstler Mario Dalpra mit seinen außergewöhnlichen Skulpturen und der Berliner Cevin Parker mit seinen abstrakten Arbeiten. Und natürlich der Hausherr selbst.

Sylt: Kunkel zeigt auch eigene Bilder in neuer Galerie

Zu sehen sind aktuell unter anderem seine „Poolbilder“. Diese basieren auf von ihm persönlich – in diesem Fall war eine seiner beiden Töchter das Model – geschossenen Fotos und werden dann in Öl auf die Leinwand gebracht.

„Ich nähere mich durch die Kunst meiner perfekten Vorstellung von Ästhetik an, und das spiegeln meine Bilder wider. Ich bediene mich dabei verschiedener Stilrichtungen – und das kann durchaus auch mal abstrakt sein.“

Sylter Impressionen werden zu Kunstwerken

Weniger abstrakt, aber dafür maritim sind seine Sylter Impressionen. „Ich sitze nie lange im Strandkorb, sondern streife lieber mit meinem Fotoapparat über die Insel. Mich interessieren keine touristischen Hotspots, sondern die Natur und die Tierwelt, die hier so viele Motive bieten“, berichtet der gebürtige Franzose. Und die dadurch entstandenen Fotografien bringt der 72-Jährige auch in Öl auf die Leinwand. „Wissen Sie, was der Luxus einer eigenen Galerie ist? Ich kann hier meine Werke in all ihrer Vielfalt präsentieren und kann all das zeigen, was ich gerne präsentieren möchte.“

Gemalt wird übrigens (noch) nicht auf der Insel, sondern in seinem Atelier im Hamburger Stadtteil Rotherbaum. Das ist Teil der großzügigen Wohnung. „Wir arbeiten und wohnen unter einem Dach. Ich habe dort auch mein Büro“, sagt Behrens-Kunkel.

Sylt: Künstler Kunkel illustrierte den „Spiegel“-Titel „Die Bush-Krieger“

Der Mann ist Künstler durch und durch. Jahrzehntelang hat sich Kunkel einen Namen als freier Illustrator gemacht. Zum einen in der Werbung, aber vor allem auch für Zeitschriften. So illustrierte Kunkel im Jahr 2002 den Titel „Die Bush-Krieger“ für das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

„Dieser Titel hat international für Aufsehen gesorgt. Das Weiße Haus in Washington hat sogar 33 City-Light-Poster davon bestellt. Und auch wenn es ein sehr ernstes Thema war, hat meine Arbeit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush gefallen.“ Beim Abendblatt-Gespräch zeigt der Künstler ein Foto von einem lächelnden Bush mit dem „Spiegel“-Titel in der Hand.

Sylt: Ehepaar Kunkel genießt Spaziergänge am Meer

Aber zurück von den USA auf die Insel Sylt. Auch wenn der Maler im „Urlaub krank wird, weil ich immer kreativ sein muss“, wie er berichtet, genießt der Künstler schon die Vorzüge des Syltlebens. Dazu gehören ein Gläschen Rosé an der Strandbar Buhne 16 in Kampen, ausgiebige Spaziergänge am Meer, und abends kehrt das Ehepaar gerne mal in den örtlichen Dorfkrug ein.

Und Jean-Pierre Kunkel schließt nicht aus, dass er seine Bilder bald auch auf Sylt malt, „wenn ich die passenden Räume dafür finde“. Doch nun gilt das Hauptaugenmerk der beiden erst mal ihrer frisch eröffneten Galerie Jule Plate fine art. Und es gibt noch eine Nachricht, die das Ehepaar im Abendblatt-Gespräch zum Strahlen bringt: Die beiden sind zum ersten Mal Großeltern geworden. Vor zwei Wochen wurde ihrer Enkeltochter Ruby geboren.

Das weitere Gespräch mit dem Künstler-Trio gibt es hier zum anhören.

Auch zur Saison 2023 gibt es ein neues „Sylt“-Magazin des Hamburger Abendblatts – mit vielen nützlichen Tipps, interessanten Porträts und spannenden Reportagen von der Insel. Das 108-seitige Magazin „Sylt“ ist in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah, unter www.abendblatt.de/magazine sowie im Zeitschriftenhandel für 9,90 Euro erhältlich.