Sylt. Die Sylt Marketing GmbH präsentiert die Insel nach außen. Wie wichtig Social-Media und aktuelle Trends in der täglichen Arbeit sind.
Wenn der Sonnenaufgang auf Sylt besonders sehenswert ist, heißt es für Ayleen Wittke: Rausgehen, ein Foto machen und einen Beitrag erstellen. Die gelernte Tourismuskauffrau verwaltet die offiziellen Social-Media-Kanäle der Insel Sylt. Seit vergangenem Jahr ist sie bei der Sylt Marketing GmbH angestellt. Social-Media und aktuelle Trends werden für die tägliche Arbeit des Unternehmens immer wichtiger.
Sylt-Kanäle im Internet: „Sehnsucht ist das große Thema“
„Unsere Aufgabe ist es, Gäste für Sylt zu interessieren, indem wir die touristische Marke Sylt nach außen präsentieren“, sagt Geschäftsführer Moritz Luft. Um das hinzubekommen, sind moderne Kommunikationswege unverzichtbar. „Auf unseren Kanälen ist Sehnsucht das große Thema“, betont Lynn Scotti, die seit 2016 das Online-Marketing verantwortet. „Wir wollen eine Bindung von den Usern zur Insel herstellen. Zusätzlich haben wir aber auch einen informativen Charakter.“
Die Sylt Marketing GmbH, deren Büro in der Stephansstraße in Westerland ist, hat mittlerweile elf Angestellte. Scotti und Wittke sind zusammen für den digitalen Bereich zuständig. „Wir haben das große Glück, dass beide echte Sylterinnen sind. Sie sind hier sehr gut vernetzt und kriegen es extrem gut hin, den Charakter der Insel wiederzugeben“, sagt Luft. „Es hilft natürlich, wenn man viele gute Orte auf der Insel kennt“, fügt Wittke an.
Facebook löste die Community „Sylt und ich“ ab
Geschäftsführer Luft stammt gebürtig aus Kiel. Der gelernte Hotelkaufmann absolvierte seine Ausbildung im Hamburger Hotel „Vier Jahreszeiten“, ehe vor 17 Jahren auf die Insel kam. Auch damals war die Verknüpfung mit digitalen Angeboten schon gefragt. „Wir hatten die Community "Sylt und ich". Das lief sehr gut. Aber irgendwann wurde Facebook größer.“
Heute zählen ausgehend von der Internetseite sylt.de Facebook (ca. 132.000 Abonnenten), Instagram (ca. 66.700 Abonnenten) und seit vergangenem Jahr auch TikTok (ca. 3800 Abonnenten) zu den genutzten Kanälen. Das Bespielen mit Inhalten erfordert laut Scotti eine hohe Anpassungsfähigkeit: „Bei Facebook kann man einen Redaktionsplan machen, aber bei TikTok ist das zum Beispiel ganz anders. Da müssen wir sehr flexibel agieren, die aktuellen Trends im Blick behalten.“
Sylt möchte auf TikTok eine jüngere Zielgruppe ansprechen
Einer der Gründe dafür sind die unterschiedlichen Zielgruppen. „TikTok bedient vor allem jüngere Menschen. Da sprechen wir die User anders an als bei Facebook“, sagt Wittke. Manchmal sei auch einfach Bauchgefühl gefordert: „Mit der Zeit merkt man auch, was gut funktioniert und was nicht.“ Inhaltlich arbeitet das Team bei TikTok zurzeit an einer Serie über Wellnesshotels.
Lukrativ sind die Social-Media-Kanäle vor allem, weil sie laut Luft eine einfachere und kostengünstigere Möglichkeit der Kundenbindung darstellen als in klassischer Form. „Wir haben eine Zeitung, die zweimal im Jahr erscheint. Diese werden wir aber einstellen, weil der finanzielle Aufwand zu groß ist. Da sind die Online-Kanäle attraktiver.“
Sylt-Kanäle im Internet: Qualität statt Quantität bei den Abonnenten
Das Unternehmen finanziert sich über mehrere Gesellschafter, darunter die fünf Gemeinden der Insel und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Die Bekanntheit der Insel ermöglicht dem Team, auch unkonventionelle Wege zu gehen: „Wir wollen nicht auf Teufel komm raus Follower generieren, sondern mit den bestehenden Usern in Interaktion gehen. Es ist dadurch eine sehr wertige Gruppe entstanden“, sagt Luft. Der von rund 50.000 Menschen abonnierte Newsletter habe durch eine vergleichsweise hohe Interaktionsrate.
Die Qualität der eigenen User schätzt auch Scotti hoch ein: „Die Sylt-Fans haben eine hohe Emotionalität, weil sie schon seit Kindheitstagen mit der Insel verbunden sind.“ Inoffizielle Sylt-Gruppen im Internet sieht Luft nicht als Konkurrenz an: „Solche Kanäle sind spannende Parallelwelten, denen man nicht so sehr einen werblichen Charakter zuschreibt. Wir empfinden das als gute Ergänzung zu unserem Angebot.“
Wetter im Trend: „Wenn Sturm ist, werden Webcams häufig angeschaut“
Aktuelle Trends sind vor allem durch die Jahreszeiten bestimmt. „Natur und Klima sind bei uns große Themen. Wir haben zum Beispiel mal Fotos vom Meeresleuchten gepostet. Das hat sehr gut funktioniert. Wenn Sturm ist, werden unsere Webcams häufig angeschaut“, sagt Wittke.
Wie reagiert das Team aber auf spezielle Lagen wie Corona oder den Ansturm der Punks? Scotti: „Das waren Themen, die in den Kommentarleisten kontrovers diskutiert wurden. Bei so etwas versuchen wir als offizieller Kanal, mit guter Tonalität Neutralität beizubehalten.“
Fotos von den Punks wurden auf den Kanälen nicht veröffentlicht
Fotos von den feiernden Punks aus dem vergangenen Sommer wurden auf den eigenen Kanälen – entgegen der großen medialen Beachtung – nicht veröffentlicht. Lufts Begründung: „Noch sind die Punks ja keine touristische Aktion, von daher ist es auch nicht unsere Aufgabe, das zu bewerben.“ (lacht)
Eine langfristige Überlegung ist, die Inhalte auf der Internetseite in verschiedenen Sprachen anzubieten. Zurzeit ist die Seite nur auf Deutsch und in weniger umfangreicher Form auf Englisch und Dänisch verfügbar. „97 Prozent unserer Gäste kommen aus Deutschland. Der Rest verteilt sich auf die Schweiz, Österreich und Dänemark“, sagt Luft.
Sylt Marketing GmbH überlegt, Inhalte in verschieden Sprachen anzubieten
Der Geschäftsführer fügt aber an: „Wir überlegen, weitere Sprachen aufzunehmen, um die ausländischen Mitarbeitenden auf Sylt besser einbinden zu können. Wir sind dazu sehr offen und befinden uns in Gesprächen.“
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Ayleen Wittke hat für die nähere Zeit schon einige Pläne: „Das Biikebrennen ist ein echtes Highlight. Auch den Valentinstag könnte man thematisieren. Zu Ostern kommen dann viele Neuheiten über die Sommersaison.“ Auch so mancher sehenswerter Sonnenaufgang wird sich bis dahin bestimmt noch ereignen.