Sylt. Das Festival ist auf der Insel zu Gast – und erstmals auch in Hamburg. In diesem Jahr gibt es gleich zwei Überraschungen.

Das Kammermusikfest Sylt hat 2022 sein zehntes Jubiläum gefeiert, und in diesem Jahr gibt es gleich zwei Überraschungen. Denn die beiden Festival-Gründer Malte Ruths und Claude Frochaux wollen die Musikfreunde nicht nur im Sommer mit Konzerten begeistern, sondern bereits im April.

„Das ist für uns eine Premiere. Wir haben uns entschlossen, im Rahmen unseres Kammermusikfestes ein Konzert am 9. April, das ist der Ostersonntag, in der Kirche St. Nicolai in Westerland zu veranstalten“, kündigt Ruths im Gespräch mit dem Abendblatt an.

Kammermusikfest Sylt verkündet zwei Überraschungen

Aber das ist noch nicht alles. Denn das Kammermusikfest Sylt macht sich am Ostermontag auf die Reise nach Hamburg. Dort haben sich Ruths und Frochaux, die seit 13 Jahren gemeinsam durchs Leben gehen und seit zwei Jahren verheiratet sind, für den 10. April nicht irgendeinen Auftrittsort ausgesucht. „Wir sind zu Gast im kleinen Saal der Elbphilharmonie. Wir wollen mit diesem Konzertabend den Hamburgern ein Stück vom Sylter Sommer in den Frühling transportieren und unser Kammermusikfest so auch über die Grenzen der Insel hinaus bekannt machen“, sagt Ruths.

Was erwartet die Besucher? „Das Thema Freiheit steht bei den Osterkonzerten im Fokus. Wir haben ein kurzweiliges Programm gestaltet. Es wird ein hochkarätiges sechsköpfiges Ensemble spielen“, sagt Frochaux, der künstlerische Leiter des Kammermusikfest Sylt ist und bereits im Alter von sechs Jahren in seiner italienischen Heimat Turin mit dem Cellospiel begonnen hat. Er hat in Frankfurt am Main, Essen und Madrid Cello studiert. Seine Solo- und Kammerkonzerte führten ihn nicht nur durch Europa, sondern auch nach Nord- und Südamerika, Indien und China.

Kammermusikfest Sylt macht sich auf die Reise nach Hamburg

Aber zurück zum Programm der Osterkonzerte auf Sylt und in der Elbphilharmonie: Natürlich wird Frochaux auch selber dort musizieren. Im ersten Teil werden unter anderem Werke von Béla Bartok und Valentin Silvestrov dargeboten. Nach der Pause erwartet das Publikum „das Forellenquintett von Franz Schubert in strahlendem A-Dur“, sagt Frochaux.

Die beiden sind ein eingespieltes Team. Claude Frochaux kümmert sich um das Musikalische, und Malte Ruths ist für das Organisatorische zuständig. Der gebürtige Kölner mit familiären Wurzeln in Nordfriesland hat eine interessante Vita. In seiner Heimat machte der heute 36-Jährige eine Lehre zum Maßschneidergesellen. „Das war eine tolle Ausbildung, ich habe das auch gerne gemacht, aber ich hatte noch mal Lust auf etwas anderes.“ Etwas, das sich auch mit schönen Dingen beschäftigt.

Der Rheinländer studierte Architektur in Berlin und Darmstadt, arbeitet heute in Frankfurt am Main und beschäftigt sich mit „Bauen im Bestand und Denkmalpflege.“ Als Projektleiter hat Ruths auch die Restaurierung des Kloster Johannisberg verantwortet, das bald einer der Veranstaltungsorte des Rheingau Musikfestivals werden soll.

Nach Sylt ist Ruths übrigens zum ersten Mal mit 14 Jahren gekommen. „Wir haben eine Klassenfahrt gemacht und auf dem Campingplatz in Wenningstedt gewohnt.“ Später folgten Familienurlaube auf Sylt, und da war der Nordseefan schon längst infiziert.

2009 kam Frochaux zum ersten Mal hierher. „Ich war begeistert von der Natur, die so vielseitig ist.“ Und der Italiener wollte immer schon ein Festival machen und dafür „war Sylt der ideale Ort“. Lächelnd erzählt Ruths, dass man im Jahre 2011 bereits „ein Nuller-Konzert“ auf Sylt gemacht habe. „Das Pu­blikum bestand aus acht Leuten und fünf davon kannten wir.“

In diesem Sommer wird es15 Konzerte auf der Insel geben

Die Premiere des Kammermusikfestes Sylt war 2012 im damaligen Teekontor in Keitum. Die Fangemeinde wurde immer größer, im vergangenen Jahr kamen gut 1200 Besucher in die verschiedenen Spielstätten auf der Insel. In diesem Sommer startet das Kammermusikfest Sylt am 22. Juli in der Kirche St. Nicolai in Westerland.

Bis zum 27. Juli sind 15 Konzerte unter anderen im Alten Kursaal in Westerland und im Sylt Museum in Keitum geplant. „Das Reizvolle an Sylt ist auch, dass wir hier immer wieder neue besondere Orte für unser Festival entdecken“, sagt Frochaux. Das Abschlusskonzert ist traditionell im Friesensaal in Keitum.

Aktuell arbeitet Frochaux mit Hochdruck an dem künstlerischen Programm. Das Thema: Nordlichter. „Es wird eine Edition, die dem nordischen Licht gewidmet ist. Mit vielen skandinavischen Musikern und Stücken nordischer Komponisten. Eben alles Nordlichter“, kündigt Frochaux an. Auch die „Kammermusik to go“ wird es wieder geben. Zum Beispiel in der Boutique roy und in der Lounge vom Wyn. Strandhotel in Westerland.

„In ungezwungener Atmosphäre wollen wir Interessierten die Berührungsängste vor klassischer Musik nehmen“, sagt Ruths. Im Sommer haben die beiden wenig Freizeit auf der Insel, da dreht sich alles um die Musik. Der einzige Luxus ist dann ein Fischbrötchen zwischendurch oder ein kurzer Moment am Strand.