List auf Sylt. Das 370 Jahre alte Gebäude in List auf Sylt war ohne Genehmigung abgerissen worden. Bei der Mahnwache werden kämpferische Stimmen laut.

Fast 500 Sylter sind am Sonntagnachmittag zur Kundgebung „Ausverkauf und Abriss stoppen – Inselleben erhalten“ zur Alten Dorfstraße nach List gekommen. Sie trauerten um den Alten Gasthof, einem 370 Jahre alten, reetgedeckten Friesenhof, der für ein Bauprojekt am 30. Dezember ohne Genehmigung abgerissen worden war. Die Sylter Parteien und die Bürgerbewegung „Merret reicht’s“ hatten zu dem gemeinsamen Protest aufgerufen.

„Für Sylter Verhältnisse ist das hier ein sensationeller Auflauf“, sagte Birte Wieda, Sprecherin von Merret reicht’s. Seit Jahrzehnten engagieren sich Sylter für den Erhalt des Inselcharmes, für den Bestand alter Häuser und gegen – aus ihrer Sicht zu viele – Bautätigkeiten. Der Abriss des historischen Hauses habe das Fass zum Überlaufen gebracht.

Birte Wieda (l.), Initiatorin der Bürgerbewegung Merret reicht’s, und Gästeführerin Silke von Bremen stehen am Bauzaun des Abrissgrundstücks. Vorn haben Sylter Bürger Kerzen angezündet.
Birte Wieda (l.), Initiatorin der Bürgerbewegung Merret reicht’s, und Gästeführerin Silke von Bremen stehen am Bauzaun des Abrissgrundstücks. Vorn haben Sylter Bürger Kerzen angezündet. © Angelika Hillmer

Abriss von Reetdachhaus in List auf Sylt: Kampfeslustige Stimmen bei Mahnwache

Verschiedene Redner ergriffen bei der Kundgebung das Wort, darunter Gästeführerin Silke von Bremen. Sie sprach davon, dass viele ehrenamtliche Kommunalpolitiker zu wenig Wissen hätten über Planungshoheit, restriktive Bebauungspläne und Denkmalschutz, und das führe dann „in die Katastrophe. Wenn der Alte Gasthof ein Mensch gewesen wäre, würde man von multiplem Organversagen sprechen können.“

Am Bauzaun brachten die Demonstrierenden Protestnoten an.
Am Bauzaun brachten die Demonstrierenden Protestnoten an. © Georg Supanz

Sie spielte auf die im Mai anstehenden Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein an und sagte in Richtung der Kommunalpolitiker: „Wir werden bis Mai genau hinschauen, was ihr bis dahin noch alles an Schutz verhindert, und dann unser Kreuz machen.“ Die Kommunalpolitik vor Ort schaffe Anreize für Investoren und ermutige sie „zu Taten wie diesem Abriss, weil es keine Konsequenzen gibt“.

Nach knapp einer Stunde löste sich die Menschenmenge auf. Immer wieder waren kampfeslustige Stimmen von Syltern zu vernehmen, die gemeinsam überlegten, wie ihre Insel vor dem „Ausverkauf“ zu retten ist.