List/Sylt. 370 Jahre altes Gebäude, lange Zeit Heimat des Alten Gasthofs, war ohne Genehmigung abgerissen worden. Beschuldigter wehrt sich.
Der Abriss des Alten Gasthofs in List auf Sylt erhitzt die Gemüter. Schließlich wurde das im Jahr 1650 erbaute Friesenhaus im Herzen des Ortes ohne Genehmigung am 30. Dezember zerstört. Darüber berichtete das Abendblatt in seiner Mittwochsausgabe und nannte als Investor neben dem Eigentümer Andreas Kammholz auch den Architekten Hans Henning Lehmann. „Ich habe mit Andreas Kammholz in der Umgebung kein Haus gekauft, auch nicht den Gasthof“, sagt Lehmann dem Abendblatt. Er sei auch sonst nicht in den Grundstücksdeal mit nachfolgendem Abriss involviert – „auch nicht als stiller Teilhaber und erst recht nicht als Architekt“.
Andreas Kammholz sei ein guter Freund von ihm, habe ihm aber nichts von seinem Vorhaben erzählt, so Lehmann. Der Investor arbeite mit einem anderen Architekten zusammen, weil er genau wisse, dass er, Lehmann, dafür nicht zur Verfügung gestanden hätte.
Reetdachhaus auf Sylt abgerissen: Shitstorm gegen Architekten
Hans Henning Lehmann, der sich zurzeit auf Island aufhält, sieht sich nun zu Unrecht einem Shitstorm ausgesetzt: „Ich werde hier heftig beschimpft, auch von Kollegen. Dabei habe ich mit der ganzen Sache nichts zu tun.“
Angesprochen auf die engen Geschäftskontakte mit Andreas Kammholz, antwortet er: „Ich bin in vielen Gesellschaften involviert, nur in fünf davon zusammen mit Andreas Kammholz.“ Kammholz befindet sich bis zum 16. Januar im Urlaub. Der „Sylter Rundschau“ sagte er am Dienstag, er wolle am Telefon keine Stellungnahme abgeben.
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Über den Abriss des Reetdachhauses, in dem sich seit mehr als 200 Jahren eine Gaststätte befand, empört sich auch Ronald Benck, Bürgermeister der Gemeinde List auf Sylt: Die Gemeinde werde mit allen ihr rechtlich zur Verfügung stehenden Mitteln reagieren, um zumindest zukünftigen Investoren zu signalisieren, dass „widerrechtliches Handeln nicht per se zu einer Gewinnmaximierung führt.“