Wenningstedt-Braderup. Ob Holz oder Plastik: Meist belasten Christbäume die Umwelt stark. Mit dem eigenen Anbau möchte Thomas Urmersbach das ändern.
Es war schon immer kompliziert mit den Weihnachtsbäumen auf Sylt. Erst gab es keine, weil der Baumbestand zu gering war. Und nun, wo man sie überall kaufen kann, werden die Bäume oft über hunderte Kilometer mit dem Auto auf die Insel gebracht, nur um nach ein paar Tagen wieder weggeschmissen zu werden. Umweltfreundlich ist das nicht. Zumal die Tannen oftmals von riesigen Plantagen stammen und mit Pestiziden belastet sind.
Dieses Dilemma störte den Rantumer Thomas Urmersbach so sehr, dass er sich vor sechs Jahren dazu entschloss, seine eigene Weihnachtsbaumplantage auf der Insel anzulegen. Nachhaltig und ökologisch sollte sie sein. Das war sein oberstes Ziel, wie der 57-Jährige sagt. "Ich bin sehr naturverbunden und wollte eine Alternative für die Sylter schaffen. Ganz ohne Pestizide."
Sylt: Erste Plantage für Weihnachtsbäume
Ausschlaggebend für die Idee war der 24. Dezember 2014: Es war Vormittag und Urmersbach hatte noch keinen Weihnachtsbaum. Normalerweise fährt der heute 57-Jährige bereits einige Tage vor Weihnachten ans Festland, um für sich und seine Familie einen Baum zu kaufen. Diesmal habe die Zeit jedoch nicht gereicht.
Doch keine Chance. Auf der ganzen Insel gibt es keinen einzigen Baum mehr zu kaufen. Nur dank Jörg Möller, einem Restaurant- und Weihnachtsmarktbetreiber, habe Urmersbach noch eine Tanne beim Abbau des Adventszauber-Weihnachtsmarktes in Westerland abstauben können.
"Das war echt stressig. Ich habe nirgendwo mehr einen Baum kaufen können, aber wir wollten schließlich auch nicht darauf verzichten." Außerdem möge der gebürtige Kieler es eigentlich nicht, sich einen bereits geschlagenen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer zu stellen. "Ich finde es ein schönes Event, wenn man seinen Weihnachtsbaum selber schlagen kann. Am liebsten zusammen mit der Familie."
Mehr als 2000 Nordmanntannen wachsen auf Sylt
Und so belegte Urmersbach 2015 schließlich kurzerhand ein Seminar für Weihnachtsbaumanbau und Vermarktung der Landesforstschule Bad Segeberg und begab sich zeitgleich auf die Suche nach einem Acker. "Das war gar nicht so einfach. Erst einmal musste ich ja überhaupt ein freies Grundstück finden und dann musste dort auch noch der Anbau von Tannenbäumen erlaubt sein."
Urmersbach hatte Erfolg: Blickt man heute auf seine 5000 Quadratmeter Acker in Wenningstedt, reihen sich dort mehr als 2000 sattgrüne, gerade gewachsene Tannen aneinander. "Daran haben viele Sylter nicht geglaubt. Die meisten meinten eigentlich: das wird doch eh nichts." Ganz ohne Pestizide und Bewässerung habe Urmersbach die Aufzucht der Hamburger Setzlinge betrieben und sich dabei an Ökorichtlinien orientiert.
Deshalb wachse zwischen den Bäumen auch so viel Beikraut, wie der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann erklärt. "Im Sommer war hier alles voll mit Vögeln und Schmetterlingen, das war schön anzusehen." Das habe man auf nicht-ökologischen Plantagen nicht.
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Zwar handelt es sich auch bei Urmersbachs Plantage immer noch um eine Monokultur, die langfristig auf das Ökosystem einwirkt und dem Boden – im Gegensatz zu Mischwäldern – Nährstoffe entziehen kann. Doch Urmersbach ist von den positiven Eigenschaften seines Anbaus überzeugt. Denn insbesondere ältere Bäume binden das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) und produzieren Sauerstoff. Auf zehn Jahre hochgerechnet seien das 72, 5 Tonnen CO2 und 50 Tonnen Sauerstoff, rechnet Urmersbach vor. Und wer lieber erst gar keinen Weihnachtsbaum schlagen möchte, kann bei ihm auch bloß einen mieten.
Ein 80 Zentimeter großer Baum im Topf kostet 29 Euro und zusätzlich zehn Euro Pfand. Wer seinen Baum jedoch selber schlagen oder eine bereits geschlagene Tanne kaufen möchte, zahlt zwischen 25 und 55 Euro. Möglich ist das ab dem 9. Dezember, immer mittwochs bis sonntags zwischen 11 und 16 Uhr im Norderweg in Wennigstedt/Braderup (Einfahrt gegenüber Norddörferschule).