Tinnum auf Sylt. Holger Bodendorf hat große Pläne – auch wenn die durch Rohstoffknappheit und Energiekrise auf einmal auf der Kippe standen.

Das Landhaus Stricker auf Sylt wirbt mit dem Slogan „Entspannung zwischen Watt und Meer“. Um dieses Versprechen auch weiterhin einzulösen, hat Holger Bodendorf gerade eine Reihe von Nerven aufreibenden Tagen hinter sich. Der Chef der Luxusherberge in Tinnum hat seinem Haus eine Generalüberholung verordnet. Schon seit mehr als einem Jahr laufen die Planungen für die Neugestaltung der Hotelzimmer.

Sylt: Landhaus Stricker – Bodendorfs Plan stand plötzlich auf der Kippe

Doch in der vergangenen Woche stand das Projekt plötzlich auf der Kippe. „Es gibt große Probleme bei der Beschaffung der Baumaterialien“, sagt der 55-Jährige. Nicht nur das Holz für mehrere Tausend Quadratmeter Parkett, das verlegt werden soll, ist kaum zu beschaffen. Auch für die neuen Einbaumöbel fehlt es, so wie vieles andere auch. Jetzt die Entwarnung. „Ich gehe jetzt davon aus, dass wir umbauen“, sagt er auf Anfrage des Hamburger Abendblatts.

Holger Bodendorf hat große Pläne für das Landhaus Stricker. Alle 38 Zimmer werden umgebaut.
Holger Bodendorf hat große Pläne für das Landhaus Stricker. Alle 38 Zimmer werden umgebaut. © Landhaus Stricker

Dabei soll in dem Privathotel praktisch alles angefasst werden. „Sonst macht es keinen Sinn“, so Bodendorf. Nachdem vor drei Jahren der große Wellness-Bereich saniert worden war, sind jetzt die 38 Zimmer und Suiten dran. Moderner und heller sollen sie werden, dabei aber den traditionellen Charakter behalten. Parkett statt Teppich, weiche Farben statt Strichlack. Besonders wichtig ist Bodendorf, dass sein Haus künftig auch beim Thema Nachhaltigkeit punkten kann.

Landhaus Stricker: Holger Bodendorf schließt für drei Monate

So werden die Gäste in Zukunft auf Matratzen gebettet, in die recycelte Fischernetze verarbeitet wurden. Auch der Wasserverbrauch im Bad soll etwa durch den Einbau von sparsamen Toilettenspülungen reduziert werden. „Wenn man etwas neu macht, muss etwas dahinterstecken“, sagt Holger Bodendorf, der Pächter der Immobilie am Ortsrand von Tinnum ist.

Von Januar bis März nächsten Jahres wird das Hotel für den Umbau komplett geschlossen. Als Termin für den Neustart ist Ostern Anfang April 2023 gesetzt. Insgesamt liegt das Investitionsvolumen laut Bodendorf bei drei Millionen Euro. Einen Dämpfer gibt es allerdings bei den Umbauplanungen. Die Idee, parallel mit Solaranlagen und Luftwärmepumpen die Energiekosten des Hotels langfristig zu senken, musste der Hotelchef erstmal verschieben. „Die Lieferzeiten liegen aktuell bei 1,5 Jahren“, sagt er.

Landhaus Stricker verlangt schon jetzt Energiepauschale

Dabei sind die Preissteigerungen der Energiekosten für das Nobelhotel ein großes Thema. „Die Strompreise haben sich verdoppelt“, sagt Holger Bodendorf, der zugleich mit einem Michelin-Stern dekorierter Küchenchef der vier Restaurants im Landhaus Stricker ist. Als einer der wenigen auf Sylt hat er schon im September eine sogenannte Energiepauschale eingeführt. 10 Euro pro Person und Nacht beträgt der Aufschlag – bei Zimmerpreisen ab 350 Euro bis 850 Euro für eine Suite.

„Ich wollte die zusätzlichen Kosten transparent machen und nicht einfach in einen höheren Zimmerpreis einkalkulieren“, sagt der Hotelchef. „Wenn die Energiepreise sinken, können wir die Pauschale leicht wieder zurücknehmen.“ Der ungewöhnliche Schritt ist bei den Gästen offenbar gut angekommen. „Es hat sich niemand beschwert.“

Sylt: Holger Bodendorf freut sich auf "Neuanfang" im Landhaus Stricker

Parallel werde auch daran gearbeitet, Energie zu sparen. Vor allem in der Küche oder auch bei der Außenbeleuchtung. „Man kann an vielen Ecken ansetzen“, sagt Holger Bodendorf, „aber wir sind mit unserem Haus im Fünf-Sterne-Plus-Segment, da kann man nicht die Raumtemperatur im Hotelzimmer auf 19 Grad runterregeln.“

In den nächsten Wochen wird es sowieso erstmal ruhiger in dem Hotel, bevor rund Weihnachten und Silvester noch mal ein Gästeansturm auf der Nordseeinsel erwartet wird. Wenn Anfang Januar die letzten Gäste abreisen, kommen die Bauarbeiter. „Ich freue mich sehr darauf“, sagt Hotelchef Bodendorf. „Es fühlt sich an wie ein Neuanfang.“