Westerland. Der fünffache Weltmeister Philip Köster greift beim Windsurf World Cup auf Sylt an. Wie er sich auf die Spiele 2024 vorbereitet.

Am Montag ist auf Sylt Regen angesagt, dazu eine frische Brise mit Windstärke sechs. Das ist so ganz nach dem Geschmack von Philip Köster, der vor Westerland noch beim Windsurf World Cup um den Weltmeistertitel im Waveriding kämpft.

Der 28-Jährige, dessen Eltern aus Hamburg stammen und der auf Gran Canaria lebt, gibt sich jedoch nur Außenseiterchancen: „Ich müsste das Event gewinnen und auf Ausrutscher der Konkurrenten hoffen. Auf Sylt gehört auch viel Glück dazu, ich habe schon einmal gewonnen, war aber auch Letzter.“ Insgesamt 85.000 Euro Preisgeld gibt es in den Disziplinen Waveriding (Wellenreiten), Freestyle und Slalom zu gewinnen.

Sylt: Vater Rolf fuhr die Boards von Südspanien auf die Insel

In jedem Fall hat Köster alles getan für den maximalen Erfolg. Elf Boards, 20 Segel und 25 Masten hat sein Vater Rolf, früher selbst ein Windsurfer, mit dem Kastenwagen von Gran Canaria an die Nordsee gefahren – nach der zweitägigen Reise mit einer Fähre legte er die mehr als 3000 Kilometer von Huelva (Südspanien) in Etappen zurück. „Ihm macht das Spaß“, sagt Koster, „er nutzt die Reise, um Freunde zu besuchen.“

Dass Köster sein komplettes Material doppelt und teilweise dreifach nach Sylt bringen lassen, hat seinen Grund: die wechselnden Bedingungen. „Für mich ist Sylt das schwierigste Revier weltweit“, sagt der fünffache Weltmeister und nennt die starke Strömung und den häufig auflandigen Wind als Hauptgründe: „Ich denke, ich werde alle Segel, von 3,5 Quadramtmeter bis sechs Quadratmeter, benutzen.“ Und noch etwas ist anders: der gewaltige Zuschauerzuspruch. „Ich bin schon etwas nervöser, weil so viele Leute zuschauen, und zwar bei jedem Wetter. Das bringt sehr viel mehr Spaß, bedeutet aber auch viel mehr Druck.“

Sylt ist erst das dritte Windsurf-Event in 2022 nach den Wettbewerben auf Gran Canaria und Kapverden. In 2023 sollen es wieder fünf Events sein: Neben Teneriffa hofft Köster vor allem auf Australien.

Die neue olympische Surfklasse reizt Köster zur Teilnahme

Mit einem Auge schielt Köster allerdings auch auf 2024, wenn während den Olympischen Spielen in Frankreich die Segelwettbewerbe vor Marseille ausgetragen werden. „Olympia wäre ein Traum“, sagt Köster ganz offen. Früher seien die Boards in den olympischen Disziplinen viel schwerer gewesen, was das Aufnehmen von Geschwindigkeit verhindert hätte. „Jetzt, mit der IQFoiling-Klasse, ist der Wettkampf viel interessanter geworden. Man kommt früher raus aus dem Wasser, kann viel aktiver auf dem Board sein.“

Weil ihm aber jegliche Erfahrung („Das ist schon etwas komplett Anderes als das Waveriding“) fehlt, will sich Köster im ersten Schritt das Material besorgen: „Ich kann es ja aus Spaß ausprobieren, und dann sehen wir mal.“

Sylt: Kösters Familie ist zum Windsurf World Cup angereist

Zeit zum Tüfteln hätte er im November, wenn er zum Training und zum Materialtesten wieder für eineinhalb Monate nach Australien fliegt, wo sein Ausrüster beheimatet ist. Mit dabei sind dann auch seine Frau Manca und seine zwei Jahre alte Tochter Malia, die jetzt auch mit nach Sylt gekommen sind.

Der große Vorteil für ihn: Da der Ausrüster vor Ort ist, kann er theoretisch nur mit Handgepäck anreisen. Ein seltener Luxus im Leben von Köster, der alleine vier, fünf Monate im Jahr zu Trainingszwecken auf Reisen ist. Aber jetzt zählt die Gegenwart, und das ist Sylt. Nach dem Training am Sonnabend dürften die Wettbewerbe am Sonntag bei ordentlichem Wind starten können, voraussichtlich ab Montag ist dann Köster in der Königsdisziplin des Windsurfens gefordert.