Westerland. Temperaturen von 27 Grad lockten die Urlauber am Montag auf die Insel. Was die Touristen zum Sommer und zu den Punks sagen.
Für Cati und Jette hätte der Start in die Woche nicht besser laufen können. Die beiden Freundinnen liegen bei 27 Grad am Sylter Hauptstrand in der Sonne und reden über die guten alten Zeiten auf der Insel. Sie sind in Westerland geboren. Doch während Cati noch immer hier lebt, ist ihre beste Freundin nach München gezogen. Für ein paar Tage sind die beiden 24-Jährigen auf Sylt wiedervereint. Und genießen den Hochsommer.
„Es ist echt ungewohnt, dass es hier so warm ist“, sagt Cati, die in einem Hotel in Westerland arbeitet. So voll wie an diesem Montag war es auf Sylt am ersten Tag der Woche lange nicht. Neben den Urlaubern sind auch viele Tagestouristen gekommen, um hier die letzten heißen Tage des Jahres zu genießen. Denn sie wissen auch: Lange wird es nicht mehr so sein. Sylt nimmt Abschied vom Hochsommer.
Sommer auf Sylt: Ab Freitag geht es runter auf 20 Grad
„Am Mittwoch wird es noch einmal 27 Grad warm, dann kann es Schauer und Gewitter geben. Danach geht es rapide bergab“, sagt Meteorologe Dominik Jung von wetter.net über den Sylt-Sommer. Immerhin: Am Freitag geht es zwar runter auf 20 Grad, doch es bleibt weiter freundlich. Die Badezeit ist dann aber erst einmal vorbei. „Der Hochsommer ist so langsam durch“, sagt Jung.
Auch für die Insulanerinnen Cati und Jette neigt sich der Sommer auf Sylt dem Ende entgegen. Seit dem Kindergarten kennen sich die zwei und haben seitdem viele Stunden am Strand verbracht. Das Thema Nummer eins in diesem Jahr: Die Punks. Cati erzählt, wie vier Punker sogar bei ihr zu Hause geklingelt haben und fragten, ob sie bei ihr duschen könnten.
Ärger über Duldung von Zelten am Strand
„Man wird hier ständig von denen angesprochen“, sagt Jette. Was die beiden ärgert: Es werde viel geduldet, was eigentlich nicht erlaubt ist. Zum Beispiel Zelte am Strand aufzuschlagen. Die meiste Zeit würde man die Punks direkt am Meer aber gar nicht sehen. „Das ist denen zu heiß“, sagt Jette und lacht.
Extra aus Berlin mit der Bahn angereist sind Julia und ihr Freund Julian. Sie machen Urlaub in Niebüll bei der Familie. Und sind wegen des super Wetters nun schon den zweiten Tag in Folge nach Sylt gekommen. „Das Wasser ist einfach großartig“, sagt Julian, der gerade das Bestseller-Buch „Schimmernder Dunst über Coby County“ von Leif Randt liest. Auch Julia hat einen Bestseller-Roman dabei: „Herkunft“ vom Hamburger Schriftsteller Sasa Stanisic. „Lohnt sich“, sagt Julia.
Hochsommer auf Sylt: Der Mops muss regelmäßig zum Abkühlen in die Nordsee
Auch Carmen Boue hat das 9-Euro-Ticket genutzt, um nach Sylt zu kommen. Im überfüllten Regionalzug ist sie mit ihrem Mops Molly aus Rendsburg angereist. Gestört hat sie das Gedränge in der Bahn aber nicht. „Es ist einmalig, wie viele Menschen man auf den Zugfahrten kennenlernt. Ich hoffe, dass das 9-Euro-Ticket verlängert wird“, sagt sie.
Das heiße Wetter ist allerdings eine Herausforderung für ihre Hündin. Regelmäßig muss sie den Mops in der Nordsee abkühlen. Laufen darf Molly hier am Strand aber nicht. Und zum Hundestrand ist es für die beiden von Westerland aus zu weit.
Zwei alte Freunde vergnügen sich beim Stand-up-Paddling
Eine Abkühlung nehmen auch Basti und Tim aus Bredstedt. Sie sind mit der Bahn gekommen und haben ihre SUP-Boards mitgebracht. Stand-up-Paddling ist bei diesem Wetter auch in der 20 Grad warmen Nordsee beliebt. „Sylt ist für uns eine Kindheitserinnerung. Früher waren wir den ganzen Sommer hier“, sagt Basti.
Die beiden sind in Bredstedt schon zusammen zur Schule gegangen. Mindestens einmal im Jahr fahren sie nach Sylt, obwohl Basti mittlerweile in Hamburg lebt. „Morgen geht es mit dem SUP dann wieder auf die Alster“, sagt Basti, genießt aber am Montag noch den Strand auf Sylt.
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Sommer auf Sylt: "Für die Punks ist das ein Feriencamp"
Während am Wochenende und zum Wochenstart der Hauptstrand in Westerland so gut besucht ist wie lange nicht, zieht Ulrich Hoenack ein gemischtes Fazit des bisherigen Sommers. „Der Juli war schlapp wegen des Wetters“, sagt der Bereichsleiter der Strandkorbvermietung. 4000 Strandkörbe vermietet er hier in 18 verschiedenen Abschnitten. Fast alle sind am Montag ausgebucht. Wer noch einen bekommen will, muss aber nur 200 Meter weiter gehen.
Dass der Sommer nicht so gut gelaufen ist wie im vergangenen Jahr, liegt vor allem daran, dass viele Touristen nach den zwei schwierigen Corona-Jahren wieder vermehrt ins Ausland fliegen würden. 2021 seien noch viele Deutsche nach Sylt gekommen. „Die Insel war übervoll“, sagt Hoenack.
Dass die Punks etwas mit der geringeren Besucherzahl zu tun hätten, glaubt Hoenack nicht. Am Anfang hatte er noch Ärger mit ihnen, weil einige Strandkörbe besprüht wurden. Mittlerweile habe sich die Situation aber normalisiert. „Für die Punks ist das doch hier ein Feriencamp. Mit Demonstrieren hat das nicht viel zu tun. Die genießen die Aufmerksamkeit“, sagt Hoenack. Mit dem Ende des 9-Euro-Tickets Ende August wäre die Zeit der Punks ohnehin bald vorbei, sagt Hoenack. Der Hochsommer auf Sylt allerdings auch.