Westerland. Initiativen gingen gegen soziale Ungerechtigkeit auf die Straße. Punk-Konzert vorm Rathaus musste unterbrochen werden.
Mit einem Marsch über die Insel Sylt und einem Punk-Konzert vor dem Rathaus in Westerland haben am Sonnabend linke Aktivisten gegen verschwenderischen Luxus und soziale Ungerechtigkeit demonstriert. Aufgerufen zu den zwei Demonstrationen hatte das linke Bündnis "Wer hat, der gibt".
Bundesweit hatte die Initiative im Vorfeld Sympathisanten mobilisiert, um "Sylt zu entern". Nach Polizeiinformationen nahmen etwa 400 Menschen an der Protestaktion teil. Die Organisatoren sprachen sogar von rund 500 Teilnehmern.
Demos auf Sylt: "Klassenfahrt zu den Reichen!"
Das Motto der Demo lautete: „Sylt entern – Klassenfahrt zu den Reichen!" Die Initiatoren schrieben dazu auf ihrer Internetseite: „Nachdem die dekadenteste Hochzeitsgesellschaft des Jahres wieder abgezogen ist, geht die Party erst richtig los! Wir entern Sylt. Mit dem 9-Euro-Ticket reisen wir aus Hamburg, Köln, Kiel, Berlin, Flensburg, Bremen, Münster und Elmshorn an, um die Reichen in ihren Feriendomizilen zu stören. Am Samstag fallen wir ab mittags im ehemaligen Bonzenparadies ein. Ab 13.30 Uhr demonstrieren wir von Westerland nach Kampen, ab 17 Uhr versauen wir den Reichen ihren Abendcocktail mit Punk-Konzerten vor dem Rathaus."
20.31 Uhr: Nach der kurzen Unterbrechung und einem weiteren Redebeitrag setzen Mülheim Asozial, der Hauptakt des Abends, ihren Auftritt fort. Die Kölner Punk-Band bildet den Abschluss des Aktionstages "Sylt entern – Klassenfahrt zu den Reichen!"
19.20 Uhr: Polizisten schneiden unter Protest eine Antifa-Flagge, die Aktivisten vor dem Rathaus gehisst hatten, von einem Fahnenmast. Unterdessen hat der Auftritt der Band Mülheim Asozial begonnen, der kurz unterbrochen werden muss, da es vor der Bühne beinahe zu einer Schlägerei gekommen ist. Ein offenbar betrunkener Mann, der sich nackt im Publikum aufhielt, wurde in Gewahrsam genommen.
18.55 Uhr: Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich während der Corona-Pandemie noch weiter verschärft", kritisieren zwei Redner in ihren Beiträgen. Doch während die Armen an den Tafeln Schlange stehen, umgingen die Reichen die Schlangen, um mit ihren Privatjets ins Bonzenparadies zu fliegen.
Auch zahlreiche Seitenhiebe an Bundesfinanzminister Christian Lindner und seine "prunkvolle" Hochzeit am vergangenen Wochenende werden verteilt. "Wir sind zu eurer Party nicht eingeladen, kommen aber trotzdem", lautet das Motto des Abends.
18.25 Uhr: „Wir grüßen alle, die heute auf Sylt sind, um die Reichen daran zu erinnern, wem sie ihren Reichtum zu verdanken haben. Versaut ihnen die Ferien!“, lautet die Ansage zwischen zwei Songs der Punk-Band Raest.
18.05 Uhr: Die Live-Musik vor dem Westerländer Rathaus hat begonnen. Auf dem Platz und dem Park davor haben sich zahlreiche Punks und Demo-Teilnehmende versammelt. Polizisten und viele Schaulustige flankieren die Ränder.
17.00 Uhr: Vor dem Start der Kundgebung und der Konzerte am Abend zieht "Wer hat, der gibt"-Sprecherin Sophie Zechner eine "sehr gute Zwischenbilanz. Es sind viel mehr Leute gekommen als angemeldet waren und die Stimmung war richtig gut." Zudem sei die Reaktion der Menschen, die nicht an der Demo beteiligt waren, viel positiver ausgefallen als erwartet. "Bei einer Veranstaltung von uns in Blankenese wurden wir mehr bepöbelt."
Die Organisatoren empfehlen den Demonstrierenden mit dem Bus zurück nach Westerland zu fahren. Es bestehe aber auch die Möglichkeit, die gleiche Route zurückzulaufen. Die ersten Busse sind bereits überfüllt.
16.40 Uhr: Nach einem Live-Musik-Auftritt verabschieden sich die Organisatoren und weisen auf das Abschlusskonzert von Mühlheim Asozial hin, das um 18 Uhr vor dem Rathaus in Westerland stattfinden soll. "Mega stabil, dass ihr durchgehalten habt, wir sehen uns nachher zum Party machen."
16.30 Uhr: Die Demonstrierenden haben sich auf dem Parkplatz "Zur Uwe Düne" vor einem Hermes-Store niedergelassen.
16 Uhr: Der Demonstrationszug hat Kampen erreicht. Zahlreiche Mannschaftswagen der Polizei und viele Schaulustige säumen die Hauptstraße. „Das 9-Euro-Ticket hat es möglich gemacht, dass wir heute hier sind“, ruft eine Aktivistin vom Wagen in ein Mikrofon.
Nach Schätzungen der Polizei beteiligen sich etwa 400 zumeist junge Menschen an der Protestaktion. Die Organisatoren selbst sprechen von rund 500 Teilnehmern. Den Angaben zufolge verlief der Marsch von Westerland nach Kampen bislang friedlich.
Der Zug der Demonstranten war gegen 14.30 Uhr mit etwa einstündiger Verspätung gestartet. Die Polizei ist in sichtbarer Präsenz auf der Insel vertreten.
15.45 Uhr: Der Demonstrationszug ist auf der Norderstraße unterwegs. Passanten und Anwohner stehen in den Vorgärten und am Straßenrand. Viele machen Fotos. Die Stimmung ist nach wie vor friedlich.
15.30 Uhr: Die Demonstrierenden haben Wenningstedt erreicht. Viele Autofahrer, die auf der Westerlandstraße unterwegs sind, weichen über die Seitenstraßen aus, da der Verkehr stockt.
15.10 Uhr: Die Demonstration von Westerland nach Kampen verläuft weiterhin friedlich. Die Polizei begleitet die Aktion mit vielen Mannschaftswagen. Gegen 14.40 Uhr wurde der Aufzug kurz gestoppt, da Rauchtöpfe gezündet wurden. Die Versammlungsbehörde hatte das bereits im Vorfeld untersagt. Nachdem das Verbot den Teilnehmenden erneut mitgeteilt wurde, hielten sie sich daran.
14.20 Uhr: Der Demonstrationszug setzt sich am Bahnhof Westerland in Bewegung. Der Weg führt über den Bahnweg. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer skandieren "Luxus für alle, sonst gibt's Krawalle", "Schampus, Randale, Linksradikale" und immer wieder "Antifaschista".
14 Uhr: Hunderte Demonstrantinnen und Demonstranten sind inzwischen auf Sylt eingetroffen. Die Stimmung ist friedlich. In diesen Minuten soll die Demo von Westerland nach Kampen starten. Der Start hatte sich verzögert, weil ein Zug mit Aktivistinnen und Aktivisten Verspätung hatte. Der Wagen, der den Demonstrationszug anführen soll, ist derweil am Bahnhof eingetroffen.
Zunächst wird eine "relativ trockene Orga-Ansage" verlesen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, zusammenzubleiben. Wer Hunger bekommt, könne sich am Lautsprecher eine Banane holen. Dann werden die Demonstrierenden gebeten, sich hinter dem Wagen zu positionieren.
13.45 Uhr: Die Punks Faulenza und Dino sind in Westerland eingetroffen. Sie wollen gegen "Klassismus und Kapitalismus demonstrieren und mit coolen Punker*innen abfeiern". Faulenza ist aus Berlin angereist, Dino hat eine 15 Stunden lange Zugfahrt hinter sich. "Das ist halt die Insel der Reichen und jetzt mit dem 9-Euro-Ticket hat jeder mal die Möglichkeit, auf diese eine Insel zu kommen und sich mit vielen anderen Punks auszutauschen", erzählt Dino der Abendblatt-Reporterin.
13.30 Uhr: Die Mitglieder des Aktionsbündnisses haben einen Transporter geschmückt, der den Demonstrationszug anführen soll. "Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten", prangt in weißer Schrift auf einem roten Banner, der über die gesamte Breite des Fahrzeugs befestigt ist. Ihre Forderung sei klar: "Wir kritisieren die massive Konzentration von Reichtum von einem richtig kleinen Teil der Gesellschaft. Wir haben uns Sylt ausgesucht, weil es ein symbolischer Ort ist. Angesichts so vieler Krisen, mit denen wir in der Welt konfrontiert sind, können die Reichen sich hier in ihre kleine Blase zurückziehen und den Rest ausblenden."
Derweil haben sich viele der Aktivistinnen und Aktivisten wieder am Bahnhof eingefunden, wo die Demonstration, etwas verspätet, gegen 13.50 Uhr starten soll.
"Sylt entern": Demonstrationen auf der Insel
13.15: Vor dem Rathaus finden Aufbauarbeiten für die Kundgebung statt. Auch der Landesverband der Hamburger Linken ist mit einem Stand präsent. "Wir wollen hier eine Anlaufstelle für Touristen und Anwohner schaffen, damit sie sich informieren können", sagt Sophie Zechner, eine Sprecherin des Aktionsbündnisses "Wer hat, der gibt", das zur Demonstration aufgerufen hat. "Wir wissen jetzt, dass nicht alle auf Sylt superreich sind." Die Anlaufstelle, an der parallel zur Demo Redebeiträge geplant sind, solle auch dazu dienen, "die Gemüter zu besänftigen".
12.20 Uhr: Die Gruppe der bislang rund 100 Demonstrationsteilnehmerinnen und -teilnehmer hat den Bahnhof verlassen und sich in der Westerländer Innenstadt verteilt.
Laut Aussage einer Demonstrantin verzögere sich der Beginn der Demonstration, da ein Zug mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten Verspätung hat. Um 13 Uhr soll zunächst eine Kundgebung vor dem Rathaus stattfinden.
11.40 Uhr: Zahlreiche Demonstranten kommen mit dem 9-Euro-Ticket am Bahnhof in Westerland an. Die Stimmung ist ausgelassen, laute Musik tönt aus portablen Lautsprechern, eine Gruppe tanzt eine Polonaise. Antifa- und A.C.A.B.-Flaggen ragen aus der Menge. Die Demonstrierenden versammeln sich auf dem Bahnhofsvorplatz. Die Polizei ist am und um den Bahnhof herum präsent. Etliche Schaulustige machen Bilder.
"Sylt entern": Demonstrationen auf der Insel
Demo auf Sylt: Volle Züge Richtung Westerland
Mehrere Organisationen hatten sich dem Aufruf angeschlossen. Darunter unter anderem der Hamburger und der Schleswig-Holsteinische Landesverband der Linken sowie die Flensburger Ortsgruppe von Fridays for Future.
Auch noch am Sonnabendvormittag haben sich viele Teilnehmer auf den Weg auf die Insel gemacht: Die Deutsche Bahn meldete via Twitter eine außergewöhnlich hohe Auslastung der Züge in Richtung Sylt.
Sylt: Kundgebung in Westerland bis zum Abend
Nach Angaben der Polizeidirektion Flensburg findet die Kundgebung von 13.30 bis 21.30 Uhr auf dem Rathausvorplatz in Westerland statt. Von 18 Uhr an soll es dort Redebeiträge und Live-Musik geben. Eine zweite Versammlung ist zudem in Form eines Umzugs von Westerland nach Kampen angemeldet. Der Start ist für 12 Uhr geplant, das Ende um 17 Uhr. Es werden etwa 250 Teilnehmer erwartet.
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Die Strecke führt laut Polizei vom Bahnhof über den Bahnweg und die Brandenburger Straße nach Wenningstedt. Von dort soll es entlang der Hauptstraße, des Kampener Wegs und des Möwenwegs zum Parkplatz "Zur Uwe Düne" gehen, wo eine Abschlusskundgebung stattfindet. Die Polizei weist darauf hin, dass es im Streckenverlauf zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen kann.